Und es ist ein ... Kind

Wie es ist, die Haare zu schneiden

Ich habe mir letztes Jahr die Haare abgeschnitten. Ich hatte ja eine relativ schlimme Zeit gehabt, in der meine Dysphorie sehr stark war. Und obwohl ich meine Haare auf eine Art immer schön fand, weil sie dick und glatt sind und man damit viele Frisuren machen konnte, wollte ich sie nur noch weg haben. Ich mochte meine langen Haare, eigentlich. Ich mochte es, sie zu flechten. Ich mag auch lange Haare bei Männern und hatte meine Haare betreffend eigentlich keine Dysphorie.

Allerdings wird meine Social Dysphoria durch alles getriggert, was mich weiblich aussehen lässt. Also auch durch lange Haare. Weil ich wusste, das meine Haare dazu beitrugen als weiblich gelesen zu werden. Und im Gegensatz zu vielen anderen Sachen war das etwas, was sich leicht ändern ließ.

Ich ging also zum Friseur und ließ mir eine Kurzhaarfrisur machen. Der Friseur wollte mich noch überreden, die Haare lang zu lassen, weil sie ja so schön seien. Als wüsste ich das nicht selber. Ich ließ mir eine doch noch relativ weibliche Frisur schneiden. Weil ich mich irgendwo noch nicht ganz traute. Und auch etwas paranoid bin: ich denke immer, jeder ahnt gleich was, auch wenn ich mich noch nicht outen will. Aber es war schon einfach ein tolles Gefühl, kurze Haare zu bekommen. Von dem Moment an, in dem  die erste Strähne fiel und es kein Zurück mehr gab, konnte ich nicht anders als zu lächeln. Ich grinste wirklich wie ein Irrer. Die anderen Leute müssen mich für komplett bekloppt gehalten haben.

Ich verließ den Friseursalon dann auch immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen und konnte den ganzen Heimweg nicht damit aufhören. Ich fühlte mich selbstbewusster, obwohl ich ja sogar noch eine weibliche Frisur hatte. Ich war noch tagelang so glücklich und nur ganz wenig dysphorisch. Und auch jetzt noch macht es mich glücklich kurze Haare zu haben, vor allem weil ich herausgefunden habe wie ich sie so stylen kann, das es männlich aussieht.

Ich kann euch diesen Schritt nur empfehlen. Wenn ihr euch noch nicht sicher seid: probiert es aus. Schief gehen kann es nicht, Haare wachsen nach. Wenn ihr noch nicht geoutet seid oder eure Eltern euch keinen ''Jungenhaarschnitt'' erlauben, versucht eine modische Kurzhaarfrisur. Auch das hilft beim passen und kann relativ männlich aussehen, wenn man sich geschickt anstellt. Und es ist gut möglich, dass man sich nach dem Schritt besser fühlt. Mir hilft er immer noch.

Habt ihr schon erste Schritte in eurer Transition hinter euch? Wie waren sie für euch? Wie fühlt ihr euch damit? Habt ihr Tipps für andere zu den ersten möglichen Schritten, die man vielleicht auch einfach mal ausprobieren kann?