Chapter 5

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Leicht verängstigt beobachtete ich die hochgewachsene Frau, welche mit hochkonzentrierter Miene auf den kleinen Notizblock auf ihrem Schoß starrte.

"Miss. Young aus meinem Stand als Schulärtztin muss ich Sie darauf hinweisen, dass es auserordentlich naiv von ihnen war in solch einem Zustand nicht Zuhause zu bleiben und das Bett zu hüten!

Mit einer Körpertemperatur von 40.3 Grad könnten sie jeden Moment umkippen. Hinzu kommen noch Übelkeit und das Austreten von klatem Schweiss!"

Bestürtzt sah die Frau in meine Augen: "Was haben Sie sich bitte dabei gedacht?!"

Überfordert von der plötzlichen Strenge der sonst so einfühlsamen Persönlichkeit der Ärztin wendete ich senkte ich meinen Blick.

Seufzend richtete sie sich etwas in ihrem Bürosessel auf.

"Nava, weisst du wäre es das erste Mal das du hier bist, würde es mich nicht weiter beschäftigen, aber schon seit du diese Schule besuchst tauchst du hier mindesten ein- bis zweimal im Monat auf, und das in einem undenkbar schlechtem Zustand."

Schuldbewusst verankerte ich meine Finger ineinander. Tatsächlich ließ ich nicht selten hier blicken. Beinahe konnte man mich schon als Stammgast betrachten.

"Ich weiss ja nicht wie du das siehst, aber ich finde das überschreitet schon lange die Grenzen der Normalfälle.
Außerdem weißt du immer auf die seltsamsten Synthome hin.
Anders als die meisten Schüler hier die mit Schnupfen, Kopfweh oder sonstigen banalen Dingen herkommen,

wirst du meistens halbtot von deinen Mitschülern, die mir dann erklären das du eine Panikattacke erleidest, keine Luft kriegst, unkontrolliert Zuckst, gefährlich hohes Fieber hast oder einfach Ohnmächtig geworden bist, reingeschleppt!

Ich weiß ja das die Schule wichtig für dich ist, aber solltest du sie lang nicht über deine Gesundheit stellen.

Deine Eltern sind ja Ärtzte, es wäre klug sich einmal von ihnen untersuchen zu lassen.
Villeicht können sie ja die Ursache für deinen schlechten Gesundheitlichen Zustand finden"

Nein, das wäre es nicht. Ganz und gar nicht. Stumm hob ich meinen Blick an. Die grünen Augen der Frau folgten meiner Bewegung sorgenvoll.

"Ich meine es Ernst Nava, bitte lass dich einmal von deinen Eltern ansehen"

Unsicher nickte ich.
"Ich werde darüber nachdenken"

Es gefiehl mir nicht sie anlügen zu müssen. Doch besser eine schöne Lüge als die schmerzhafte Wahrheit.

Ein räuspern riss mich aus den Gedanken.

Silan, welcher schon die ganze Zeit auf einem Besucherstuhl neben der Liege saß, erhob sich und wendete sich an die Schulärztin.

"Villeicht ist das nur meine Ansicht, aber finden Sie nicht das Nava, dann so schnell wie möglich heim sollte? Ich meine in ihrem Zustand"

Zustimmend nickte die Frau.

"In der Tat. Ich entfehle ihnen das Bett zu hüten so lange, bis dein Fieber für mindestens zwei Tage vollkommen verschwunden ist!"

Panisch fuhr ich auf. Nein, nein das geht nicht. Ich konnte doch nicht daheim bleiben.

"Ich, ähmm-ich das g-geht wircklich n-nicht. Die M-Mathematik Prüfung s-steht a-an es, i-ich meine w-wir machen g-gerade wichtigen S-stoff d-durch!"

Ängstlich krallte ich meine Finger in den Schaumstoff der Liege. Ich konnte unter keinen Umständen Zuhause bleiben. Der Fakt das ich früher Heim musste, war schon schlimm genug.

Bestimmend sah die Frau in meine weit aufgerissenen Augen:

"Ich bin mir sicher das dein Mathematik Lehrer nichts dagegen hat wenn eine Einserschülerin einmal für eine Woche nicht da ist. Außerdem fangen die Prüfungen erst in einem Monat an."

Panisch keuchte ich auf. Das war nicht gut. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Brust hob sich unregelmäßig.

Hektisch sprang ich auf und hastete so schnell es ging auf die Tür zu. Ich musste hier raus. Meine Hände und Beine begannen zu zittern. Das durfte nicht war sein.

Nein, nein, NEIN!

Tränen rannen meine Wangen hinab und sammelten sich auf meiner bebenden Unterlippe.

Die Stimme echoten in meinem Gehirn und wurden immer lauter. Alles begann sich zu drehen. Meine Beine gaben nach und meine Knie schlugen auf dem Fließboden auf.

Mein Sichtfeld wurde schmaler und mein Oberkörper kippte zur Seite. Meine Augenlieder flatterten und nur schwach konnte ich die Gesichtszüge von der Schulärtzin, welche ihre Arme um meinen Oberkörper schlang, um mich vor dem Aufprall zu bewahren, erahnen.

Dann wurde alles Schwarz.

Meine Bewusstlosigkeit durfte nicht länger als ein paar Minuten gedauert haben. Den als ich meine Augen erneut auf schlug fand ich in einem der Betten im Schulkrankenzimmer wieder. 

Mein Blick huschte zu der besorgt aussehenden Mrs.Stone (Schulärztin), welche besorgt in ihr Telefon sprach.

"Danke, ich mache mir wirklich sorgen um sie. Bitte sorgen sie dafür das sie die nächste Woche das Haus verlässt und sich schont. Ihr Fieber scheint sich zu verschlimmern. Ja, genau, danke ich empfange sie in zehn Minuten vor dem Krankenzimmer."

Mein Herzschlag setzte aus. Sie hatte doch nicht...NEIN! 

Silan welcher neben mir auf einem Wartestuhl Platz genommen hatte, musterte mich misstrauisch.

Ich erwiderte seinen stehenden Blick nicht. Viel eher war ich damit beschäftigt damit nicht wieder sofort umzukippen. Meine Eltern würden hier auftauchen und zwar in weniger als zehn Minuten. Zitternd kämpfte ich gegen die aufsteigenden Tränen an. Die Angst was mich zu Hause erwarten würde, übermannte mich.

Stumm starrte ich auf die grelle Wand des Zimmers. Noch nie, wurden meine Eltern von meiner Schule kontaktiert. Das war das erste Mal. Krampfhaft biss ich mir auf die Zunge. Blut vermischte sich mit meinem Speichel und steigerte meine Panik. 

Mrs. Stone schien mein Erwachen bemerkt zu haben und eilte auf mich zu.

"Nava, Gott sei Dank bis du wach. Ich habe deine Eltern kontaktiert, sie werden in Kürze hier eintreffen. Alles weitere habe ich bereits mit deinen Lehrern abgeklärt. Silan, danke für deinen Beistand, du kannst jetzt zurück in deinen Unterricht."

Silan sah noch einmal in meine Richtung, ehe er der Frau zunickte und sich erhob. Keine fünf Sekunden später fiel die Tür ins Schloss.

Silent GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt