Chapter 6

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Die nächsten Minuten vergingen quälend langsam. Alle fünf Sekunden huschte mein Blick auf die groß Wanduhr.

Erst als sich die Flügeltüren öffneten konnte ich meinen Blick von den Zeigern nehmen. Ein Fehler.

In der Tür standen meine äußerst besorgt wirkenden Eltern. Als meine Mutter mich erblickte, eilte sie sofort auf mich zu uns ging in die Hocke um mit mir aus der gleichen Augenhöhe zu stehen.

"Nava mein Schatz, wie geht es dir? Du hast mir und deinem Vater nichts von deinen Schwächenanfällen erzählt?
Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht!"

Jeder Außenstehender hätte meiner Mutter wohl ihre Besorgniss abgekauft.

Doch ich wusste es besser. In ihren Augen spiegelten sich unverkennbarer Hass und Abneigung wieder.

Auch mein Vater kniete sich neben mich.

Unmerklich zuckte ich zusammen als er seine Finger auf meine Stirn legte.

"Meine Güte, was fällt dir ein bei solch einer hohen Körpertemperatur auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden das Haus zu verlassen?"

Seine Stimme konnte gut als ein Gemisch aus Besorgniss und Vorwurf beschrieben werden.

Doch auch seine Augen zeigten nichts außer Ekel.

Mrs. Stone, welche hinter meine Eltern getreten war stimmte meinem Vater sofort zu.

" Das habe ich ihrer Tochter auch versucht beizubringen, jedoch scheint Schule ein großer Faktor in ihren Leben zu sein.

Ich mache mir Ernsthafte Sorgen um Nava's Gesundheit..."

Mehr verstand ich nicht da sich die beiden immer weiter weg von mir entfernten.

Wärend mein Vater und Mrs. Stone im Gespräch vertieft waren, sammelte ich all meine über gebliebenen Kräfte und hiefte mich von der Liege.

Meine Mutter beobachtete mein Vorhaben durch zusammen gekniffenen Augen, bevor sie sich ohne ein weiteres Wort von mir abwendete.

Auf wackeligen Beinen bewegte ich mich ein paar Schritte vorwärts, bevor ich mich wieder auf den Boden fallen ließ.

Meine Eltern unterhielten sich  mit Mrs. Stone, bevor sie sich mir zu wendeten und mir zusammen auf dir Beine halfen.

"Schätzchen, Mrs. Stone hat uns von deinem Gesundheits Zustand erzählt. Warum hast du uns nichts erzählt? Wir haben uns ja solche Sorgen gemacht!"

Bei den Worten meines Vaters lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Zittrig senkte ich meinen Kopf.

" Ich wo-wollte euch wirklich k-keine Sorgen bereiten. Es tut m-mir Leid"

Die Hand meiner Mutter ruhte auf meiner Schulter.

"Schon in Ordnung. Aber bitte gib uns in Zukunft bescheid, okay Liebling?"

Stumm nickte ich.

Mit offensichtlich zufriedener Miene nickte Mrs. Stone und entließ uns.
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Die Stimmung im Auto war eisig. Mir war klar das ich in tiefen Schwierigkeiten steckte.

Kaum kam der Wagen meiner Eltern vor ihrem Anwesen zum Stehen riss mein Vater die Fahrertür auf und packte mich grob am Arm.

Angst kroch meine Knöchel empor, doch ich gab keinen Ton von mir. Es würde alles nur noch schlimmer machen.

"Was hast du nutzlose Göre dir dabei gedacht? Uns einfach so vor der Schulärtztin bloß zu stellen?!"

Das Brüllen meines Vaters drang in meine Ohren.

Ich antwortete nicht.

"ANTWORTE MIR GEFÄLLIGST!"

"E-es war wirklich n-nicht m-meine Absicht i-ich wollte n-nicht-"

Eine Klatschen durchbrach mein Gestotter. Die Hand meines Vaters landete auf meiner Wange und hinterließ einen stechenden Schmerz.

Ohne ein weiteres Wort zerrte er mich mit sich.

Panik breitete sich in mir aus als ich sah, das er sich Richtung Keller bewegte.

Mein Herz rasste und plötzliche Hitze zog sich durch meine Glieder.

Nur verschwommen erkannte ich die Tür meiner Alpträume.

Achluophobie.

Anders auch bekannt als die undurchdringbare Angst vor der Dunkelheit.

Mein Vater wusste von meiner Phobie und nutzte dies bereitwillig aus.

Mit festen Schritten näherte er sich der Tür. Geschickt öffnete er das Schloss und warf mich in die Dunkelheit.

Keine Sekunde später fiel die Tür ins Schloss und ein Klicken ertönte.

Nun hatte die Panik meinen ganzen Körper für sich erobert. Ich sah nichts außer Schwärze.

Ein schriller Schrei zeriss die Stille und es brauchte bis ich realisierte das es mein eigener war.
Ich würde sterben.
Die Schwärze würde mich töten. Schreiend wich ich zurück. Vor was genau wusste ich nicht.

Mein Kopf dröhnte und klirrende Kälte umhüllte den Raum.

Ich rollte mich zusammen und schrie. Es musste aufhören.

Doch das tat es nicht.

Es wurde nur noch schlimmer, bis ich das Gefühl hatte an meiner eigenen Stimme zu ersticken.

Alles begann sich zu drehen und mein Körper kippte zur Seite. Dann verlor ich das Bewusstsein.
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Ein Lichtstrahl riss mich aus der endlosen Schwärze und weckte Erleichterung in mir.

Doch diese verblasste als ich den Körper meiner Mutter ausmachte.

Mein Körper schien taub und meine Sinne tot.

Ohne ein Wort an mir zu verschwenden, hob sie ihre Hand und Griff nach mir.
Problemlos zerrte sie mich nach oben und schleifte mich aus dem Kellergeschoss.

Ich protestierte nicht. Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre ich nicht im Stande dazu gewesen.

Nach ewigen Minuten kam sie vor meiner Zimmertür zum Stehen und öffnete den Mund.

"Mach dich fertig. In einer Stunde fahren wir auf geschäftliches Treffen, und du wirst dabei sein. Wehe du benimmst dich nicht!"

Mit diesen Worten schupste sie mich in mein Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen.

Meine Beine gaben nach und mein Körper kippte um.

Tränen flossen über mein Gesicht und ein Schluchzen drang über meine Lippen.

Unbewusst faltete ich meine Hände.

"Lieber Gott, bitte mach das das bald ein Ende nimmt. Ich kann nicht mehr"

Meine Stimme glich einem Flüstern und doch sollte man meine Worte bald erhören.

Silent GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt