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Germanletsplay

Mein Kopf dröhnte. Wie lange hatte ich nichts mehr getrunken? Die Sonne brannte unbarmherzig von oben auf mich herab. Meine Haut auf meiner Nase, meiner Stirn und meinen Schultern fühlte sich an, als ob sie reißen würde.

Leise stöhnte ich. Mein Hals war trocken und ich versuchte verzweifelt, Speichel in meinem Mund zu bilden. Zwar konnte ich noch laufen, hauptsächlich, weil das Verlangen nach Wasser mit voran trieb, aber ich konnte spüren, wie ich immer schwächer wurde und langsam meine Sicht zu verschwimmen drohte.

Ich versuchte an etwas anderes zu denken als Schnee, Kälte und zugefrorene Seen. Nicht an reißende, viel Wasser haltende Flüsse, nicht an kleine Bachläufe, die fröhlich vor sich hinplätschern.

Wo war diese verdammte Pflanze? Es konnte doch nicht sein, dass hier alles so tot war. Und, wie mir langsam dämmerte, ich auch bald, wenn ich kein Wasser fand. Und zwar so schnell wie möglich.
Doch hier war alles so trocken, dass Flüssigkeit so unwahrscheinlich war wie Regen an diesem wolkenlosen Himmel.

Im Nachhinein wusste ich nicht, wie weit ich noch ging, geschweige denn, wie ich es schaffte, doch der Gedanke, Michael helfen zu können, trieb mich immer weiter in das fremde Gebiet. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer, mein Kopf dröhnte mehr und mein Hals brannte stärker. Immer wieder hielt ich mich an den rissigen Rinden der verdorrten Bäume fest. Ich spürte die Oberfläche kaum, so taub waren meine Hände.

Langsam wanderte die Sonne tiefer und schien mir auf den Rücken. Wenigstens wusste ich, dass ich noch in die richtige Richtung ging. Je weiter ich die Grenze hinter mir ließ, desto mehr wuchs meine Furch vor einer Begegnung mit Sommersoldaten. Ich konnte mich ohne Wasser nicht wehren geschweige denn wegrennen, ich konnte mich ja kaum noch auf den Beinen halten.

Die Sonne stand inzwischen so tief, dass die Bäume lange Schatten warfen. Ich versuchte auf den Kopf meines auf den Boden gezeichneten Umrisses zu schauen und einfach immer weiter zu gehen. Für Micha, für Micha, für Micha, wiederholte ich das Mantra in meinem Kopf.

Spann ich oder wurde mein Kopf eckig? War das Wasser am Horizont oder nur die Wellen der Hitze, die vom Boden aufstiegen?

Was war das? Ein Tier? Schnell wendete ich meinen Kopf zu der Stelle, doch in dem nahen Dornensträuchern am Rande der Lichtung war nichts zu sehen. Bewegten sich die Äste des Busches dort? Es wehte kein Wind, oder?

Meine Gedanken kreisten wild und ungreifbar umher, paranoid drehte ich mich um meine eigene Achse.

Auf einmal begann alles zu rotieren, schlimmer als zuvor. Es war nichts in der Nähe, woran ich mich abstützen könnte.


Meine Beine gaben nach. Hart kam ich im verdorrten Gras auf. Meine Haut auf den Schultern sprang auf. Schmerzerfüllt keuchte ich. Hustend krümme ich mich, die heiße Luft brannte in meiner Luftröhre, meiner Lunge und meinem Mund.


Die Bäume um mich herum verschwammen vor meinen Augen, die auch von der Hitze stachen. Mein Versuch aufzustehen scheiterte kläglich. So dumm es auch klingt, aber ich sah in dem Moment wirklich mein Leben an mir vorbeiziehen. Ich warf den -wie ich dachte- letzten Blick auf die Welt und schloss meine schmerzenden Augen.


Gerade spürte ich noch, wie mein Körper hochgehoben und wie ich sanft weggetragen wurde.


[540 Wörter]

Dankt @lordschneckschen und @Tiania_

Ohne die beiden (und mein schlechtes gewissen, lel) hätte ich vermutlich nicht weitergeschrieben

Abgesehen davon hat mich das Knacken der 100k bei meiner ersten Story echt bisschen aus meiner Unmotivation geholt. Danke euch dafür :)

Der Fortschritt (Grenzen II) [Feedomsquad]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt