XV

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Zombey

Ich schlug die Augen auf. Helles Licht blendete mich und ich hielt meine Hand vor meine Augen.
Einige Sekunden brauchte ich noch, um mich orientieren zu können. Mein Körper fühlte sich an, als ob ich einen Dauerlauf gemacht hätte, alles war erschöpft und leicht taub.

Als ich mich aufrichten wollte, wurde mir schwindelig, also ließ ich mich wieder fallen. Die Sonne schien hell von draußen herein und die Luft war noch frisch. Es musste Morgen sein. Welcher Tag war heute?
Draußen zwitscherten Vögel und ich wollte nichts lieber als rauszugehen und mir meine Beine vertreten, bezweifelte allerdings, ob sie mich halten würden.

Zum ersten Mal schaute ich mich in meinem Zimmer um. Maurice lag neben mir, er war zusammengerollt, hatte nur sein Bein mit der Schiene von sich gestreckt und sein Gesicht war schmerzvoll verzogen. Er musste geweint haben. Wie schlimm stand es um sein Bein? Was war passiert? Warum hatte ich so lange geschlafen?

Als ich mich nach ein paar Minuten aufrichten konnte, fuhr ich mir mit meiner Hand übers Gesicht. Mein Bart hatte eine nicht zu verachtende Länge und ich fühlte das dringende Bedürfnis, mich zu rasieren.

Auch knurrte mein Magen und mein Hals war rau vor Durst. Ich spielte mit dem Gedanken, Maurice aufzuwecken, auch, weil er gerade nicht friedlich zu schlafen schien. Sein Gesicht verzog sich noch mehr und aus seinen Augenwinkeln quollen Tränen. Ich stupste ihn sanft an, um ihn zu wecken. "Melody", gab er leise und verzweifelt von sich. "Melody.." "Ich bin zwar nicht Melody, aber vielleicht kann ich dir auch helfen. Was brauchst du denn, Kleiner?" Er riss die Augen auf und starrte mich wie paralysiert an. "Michael?", flüsterte er, "Träume ich?" Tränen flossen unaufhaltsam seine Wangen hinunter. "Das muss ein Traum sein. Ich.. ich dachte du seist tot! Wir alle dachten das.. Wie kannst du.. wie?" Er fing an zu schluchtzen, sein ganzer schmaler Körper wandt sich unter den heftigen Schüttlern. "Hey.. weine nicht, Ich lebe doch noch.." Ich legte meinen Arm um ihn und zog ihn ganz dicht zu mir. Sein Kopf ruhte auf meiner Brust, seine weichen, langen Haare kitzelten mich am Hals und ich spürte, wie seine Tränen auf meiner nackten Brust landeten.

Als ich meinen Körper kurz gedanklich durch ging, stellte ich fest, dass ich nichts anhatte außer eines kleinen Leinenschurz'. Aber mir machte es nichts aus, so nahe bei ihm zu sein. Wenn ich ehrlich war, dann gefiel es mir sogar.

Ich lauschte den Vögeln draußen, streichelte seinen ebenfalls nackten Rücken und spürte irgendwann, dass seine Tränen aufgehört hatten. Er hob seinen Kopf, rutschte ganz nahe mit seinem Gesicht an meines und flüsterte atemlos: "Ich dachte, ich hätte dich verloren" Dann lehnte er seine Stirn an meine und drückte seinen Körper ganz nahe an mich. Mein Herz tat einen Sprung, mein Magen schien sich aufgelöst und einem kribbelden, warmen Gefühl Platz gemacht zu haben und ich legte meine Hand an seinen Hinterkopf, wuschelte ihm durch die Haare. Und während er genießerisch die Augen schloss, fühlte ich mich ganz Zuhause. Noch nie war mir mein Zimmer so heimisch vorgekommen, noch nie hatte ich mich hier so wohlgefühlt. Maurice' Hand lagte er auf meine nackte Brust und fuhr sanft über die leichte Behaarung richtung Bauch.

Als er von seiner Tätigkeit hoch, mir in die Augen sah und seine großen, unschuldigen, hellgrünen Augen meine trafen, merkte ich, dass ich hart wurde.

Seine Hand fuhr weiter nach oben bis unter meinen Rippenbogen und blieb dort liegen.

Dann knurrte mein Magen laut und zerstörte die Situation. Schlagartig fielen mir alle Sachen wieder ein, die ich erfahren wollte.

Also fragte ich und er erzählte.

"Und es funktionierte nicht auf Anhieb, er ist weggelaufen, Patrick hinter ihm her. Seitdem habe ich die beiden nicht mehr gesehen." Mir fuhr der Schreck durch Mark und Bein. Ich hatte noch keine einzige Sekunde an Manuel gedacht. Was war los mit mir? Warum waren meine Gedanken so voll mit Maurice? Konnte es ein, dass ich ihn liebte? Das würde zumindest meine Gefühle und mein inzwischen wieder einigermaßen verschwundenes Problem erklären.
"Und dann?"
"Dann ist Melody gegangen, ich glaube, sie wollte nicht, dass ich sie weinen sehe. Als sie dann weg war, habe ich das restliche Kraut genommen und in die Schüssel meinen Speichel gelassen und dir zu trinken gegeben." Ich versuchte verzweifelt, nicht angemacht zu sein von der Vorstellung, seinen Speichel an mir und in mir zu haben, doch ich scheiterte kläglich. Ich wurde wieder hart.

"Ich dachte auch, dass es nicht funktionieren würde, aber dann.. Bist du aufgewacht" Eine einzelne Träne rannte über seine Wange. Sanft wischte ich sie weg und streichelte noch einige Male über seine glatte Haut. Er drückte sich meiner Hand entgegen und schloss die Augen. Mein Herz spielte verrückt und meine ganzen Gedanken schrien, ich solle ihn küssen.

"Warum musstest du deinen Speichel dazugeben?", fragte ich ihn, betete, dass die Antwort die sein würde, auf die ich so sehr hoffte.

"Weil.." er errötete, "nur die Blätter vermischt mit dem Speichel der Person, die den Patienten am meisten..." er brach ab. Ich meinte zu wissen, was kam, also drückte ich ihm meine Lippen auf die Stirn, küsste sie sanft und hoffte einfach, dass er verstand.

Er verstand. "Die Person, die den Patienten am meisten liebt" Ich fing dümmlich an zu grinsen und küsste seine Stirn erneut. Er griste mich genauso verliebt an und legte seinen Kopf wieder auf meine Brust.

[898 Wörter]

Sind sie nicht süß?

Der Fortschritt (Grenzen II) [Feedomsquad]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt