1 Stiles - Der Kampf im Inneren

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Ein Mensch als Teil einer Gruppe übernatürlicher Wesen lebte gefährlich. Und selbst wenn er sich mit einem Baseballschläger bewaffnete, hatte er den Mächten des Bösen nicht wirklich viel entgegenzusetzen.

Ein Mensch als Teil einer Gruppe übernatürlicher Wesen war ein ständiger Schwachpunkt, machte sie alle angreifbar, musste stets beschützt werden, ganz egal wie tapfer besagter Mensch war und wie sehr von der eigenen Unzerstörbarkeit überzeugt.

Und nun war das eingetreten, was sie alle immer befürchtet hatten; Scott, Derek, Malia, Lydia und natürlich auch Noah Stilinski.

***

Der Junge wusste nicht, wo sich sein Körper in diesem Moment befand. Auch hatte er keine Ahnung, was um ihn herum momentan vor sich ging, da draußen in der realen Welt.

Er erinnerte sich nicht mehr daran, dass er Freunde hatte, einen Vater, einen Herzensbruder und sogar jemand Besonderen, der ihn so sehr liebte.

Er hatte auch vergessen, dass er von einem unbekannten, feindlichen Wesen angegriffen worden war und daraufhin dauerhaft sein Bewusstsein verloren hatte.

Doch jenes fremden Wesens war er sich nur allzu deutlich bewusst. Es hatte sich in seinem Inneren eingenistet und war nun ein Teil von ihm, so wie ein Parasit, oder ein furchterregender, todbringender Fötus.

Stiles lief durch einen Wald, welcher aus den seltsamsten, versteinerten Bäumen bestand. Pflanzen wie diese hatte er noch nie zuvor gesehen. Sie waren riesig, einschüchternd und wirkten feindselig. Das Licht war trübe, wie eine immerwährende Dämmerstunde. Kein Lichtstrahl drang zu Boden und gelbliche Nebelschwaden waberten über den Boden. Weit über ihm hingegen, in den Kronen der Steinbäume war ein furchtbares Heulen zu vernehmen.

Vielleicht stürmte es dort?

Vielleicht war es aber auch viel, viel schlimmer?

Vielleicht lebte dort oben etwas?

Und höchstwahrscheinlich war es etwas Abscheuliches und Feindseliges.

Der Junge hatte keine Ahnung, wie er an diesen Ort gelangt war.

Vielleicht war er immer schon hier gewesen?

Vielleicht war er bereits hier geboren worden?

Er konnte sich nicht erinnern

Überhaupt gab es sehr wenig, was er mit Bestimmtheit wusste. Er erinnerte sich an ein Wort, doch er wusste nicht mehr was es bedeutete.

Stiles.

Was war ein Stiles?

War es etwas, dass er finden musste? Etwas dass er verloren hatte?

Irgendwie ahnte er, dass alles wieder gut werden konnte, wenn ihm diese eine Sache doch bloß wieder einfallen würde.

Aber er wusste auch, dass es nur dann wieder gut werden würde, wenn er dem fremden Wesen entkommen konnte und darum rannte er; rannte um sein Leben.

Ein paar Mal hatte er den Widersacher bereits von Weitem gesehen. Er hatte immer wieder ein anderes Antlitz getragen, doch der Junge wusste dennoch, es war stets ein und derselbe Feind.

Beim ersten Mal hatte er bloß wie ein riesiger, wabernder Schatten ausgesehen; ein Schatten aus samtigem, tiefem Schwarz; wie ein schwarzes Loch, welches den Jungen zu verschlingen drohte.

Dann wieder hatte der Gegner die Gestalt einer dunkelgrauen Spinne gehabt, größer als ein Kalb, mit acht flinken Beinen, welche die Distanz zwischen sich und dem Jungen rasend schnell zu verringern vermochten. Der Junge erkannte den Feind an den acht pechschwarzen Augen, in denen er das reine, seelenlose Böse ausmachen konnte und er rannte schneller.

Manchmal sah sein Gegenspieler auch aus wie eine Person, doch sie war dunkel, strukturlos und ohne ein Gesicht.

Diese Erscheinungsform fürchtete der Junge beinahe am meisten, doch er wusste, auch dies war nicht das wirkliche Antlitz seines Antagonisten. Darunter lag noch etwas anderes; eine Physiognomie, so erschreckend und grausig, dass seine menschlichen Sinne überhaupt nicht in der Lage waren, es zu erfassen!

Und so rannte der Junge Tag und Nacht, ohne je zu rasten, obwohl seine Lungen und Muskeln zeitweise so sehr brannten, dass er es kaum ertrug, weil er wusste, in jenem Moment wo er stehenbliebe, wäre es mit ihm vorbei.

Coma-Boy and his packWo Geschichten leben. Entdecke jetzt