6 Scott - Herzensbruder

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Scott lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er war heute nicht in die Schule gegangen, denn er fühlte sich überhaupt nicht gut.

Sicher, als Werwolf wurde er nicht krank, aber er fühlte sich dennoch so, als sei eine Grippe im Anzug: Er war matt, seine Glieder schmerzten und er war in wirklich düsterer Stimmung.

Und hier zu liegen und absolut nichts zu tun, erschien ihm da das einzig Richtige zu sein.

Jedenfalls wenn seine Mum nicht gewesen wäre! Denn die hatte ihn heute Morgen so seltsam angeschaut, als er ihr mitteilte, er könne leider nicht in die Schule gehen. Dennoch hatte Melissa McCall dann glücklicherweise dort angerufen und ihn entschuldigt.

Und nun lag Scott einfach so da, regungslos, genau wie sein bester Freund Stiles es in diesem Augenblick in einem Krankenhausbett nur wenige Kilometer entfernt von ihm ebenso tat.

***

Nachdem Scott von dem Angriff auf Stiles erfahren hatte, war er sofort zu Derek nachhause gefahren, um sich von ihm berichten zu lassen, was genau vorgefallen war. Wie sich zeigen sollte, kam er gerade noch rechtzeitig, denn als er eintraf, hatte dieser gleichgültige Mistkerl eine Reisetasche in der Hand und wollte ganz offensichtlich eilig irgendwo hin verreisen.

Das sah Derek doch wieder einmal ähnlich!

Erst darin versagen, Stiles zu beschützen und dann einfach so seelenruhig in den Urlaub abdüsen, als sei weiter gar nichts geschehen!

Scott hatte eine ganze Ladung Vorwürfe auf seinen Beta abgefeuert, doch dieser bekam wie üblich die Zähne nicht auseinander. Kein Wort der Entschuldigung oder der Erklärung, wieso er es überhaupt erst so weit hatte kommen lassen. Derek hatte einfach bloß dagestanden, wie eine Statue, als ginge ihn das alles überhaupt nichts an.

Und so hatte Scott sich von ihm schließlich einfach nur die Fakten berichten lassen: Der Angriff sei völlig unerwartet geschehen, nein, das Wesen, welches Stiles attackiert hatte sei Derek nicht bekannt und es sei sowieso alles sehr schnell gegangen. Dann hatte Derek Scott noch beschrieben, wo im Wald sich die Sache ereignet hatte und machte nun Anstalten, zu verschwinden:

„Das ist echt schwach, Mann! Ich bin verdammt enttäuscht von dir!" hatte Scott ihm noch hinterhergerufen.

Diese Worte von seinem Alpha zu hören, hätte einem Werwolf eigentlich durch und durch gehen müssen, doch Scott nahm keine entsprechenden chemischen Signale von dem Älteren wahr.

Natürlich war Derek auch schon seit einer Ewigkeit ein Profi darin, vor jedem, sogar vor einem anderen Werwolf zu verbergen, was er wirklich fühlte.

Scott war noch eine Weile wie angewurzelt stehengeblieben. Dann hatte er das Tor des Lofts wütend und mit Wucht hinter sich zugeworfen, war die fünf Etagen nach unten gerannt, auf seinen Roller gestiegen und zu Deaton hinübergefahren:

„Was ist zu tun?" wollte Scott von seinem Arbeitgeber, Freund und Druiden wissen, nachdem er diesem alles berichtet hatte, was er wusste:

„Was brauchen wir? Irgendein seltenes Moos, welches nur auf dem Gipfel des Himalaya gibt? Irgendwelche Kräutertränke? Zaubersprüche? Soll ich bei Neumond irgendeinen dämlich Tanz mit Gesang am Nemeton aufführen? Was? Was kann ich tun, um meinem Freund zu helfen?"

Deaton hatte wie üblich diesen mysteriösen Gesichtsausdruck und hatte dann bedauernd erklärt:

„Wir können Stiles nicht helfen, Scott. Dieses Mal nicht!"

Der Alpha hatte den Druiden fassungslos angestarrt. Er war sich sicher gewesen, dass sein alter Freund Rat wüsste, so wie sonst auch. Scott würde irgendeine Prüfung bestehen müssen und die Belohnung dafür war das Leben seines Freundes. So lief es doch sonst auch immer, oder etwa nicht?

Coma-Boy and his packWo Geschichten leben. Entdecke jetzt