Sechs

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Das Essen war vorzüglich. Immer wieder schoben sie die Teller hin und her um sich gegenseitig probieren zu lassen. Phoebe war begeistert von Lauris Steak, Emma entwendete ein paar von James' Kartoffeln. Immer wieder tauchte die Hauselfe auf, die sich auf Emmas Nachfrage als Skeii vorstellte, und versorgte sie mit Getränken, zweiten Portionen, mehr Desserts und allem was sie sich nur wünschen konnten.

Nach dem Essen lehnten sie sich entspannt zurück und genossen den Moment der Ruhe. Lauri und Emma waren eine angenehme Gesellschaft, in deren Gegenwart sich die Zwillinge fast wie Zuhause fühlten. Die ungezwungene Art der beiden war angenehm, man merkte ihnen an, dass sie schon lange befreundet waren. Und sie ließen James und Phoebe in ihr Herz, und versuchten, ihnen den Einstieg in das Leben auf Dämmerfels so leicht wie möglich zu machen.
Viel später sollte sich Phoebe fragen, ob die Ereignisse einen anderen Lauf genommen hätten, wenn Emma sie und ihren Bruder nicht am ersten Tag auf dem Schiff schon angesprochen hätte.


Irgendwann erhob sich Ove Borsson erneut. Inzwischen hatten so gut wie alle anderen, Schüler wie Lehrer, fertig gegessen, standen unter lauten Stuhlgerücke ebenfalls auf und wandten sich dem alten Mann zu. Er lächelte und begann dann einen tiefen aber sehr klaren Ton zu summen. Langsam begannen die Lehrer ihn aufzunehmen, fügten einen weiteren hinzu, so dass die beiden Töne sanft durch den Saal schwangen, bevor sie leise verklungen. Und bevor Phoebe und James begreifen konnten was passierte, begannen alle Schüler außer den Erstklässlern ein altskaldisches Lied zu singen. Der Chor der vielen Stimmen hallte von den Wänden wieder, die verschiedenen Melodien verbanden sich zu einem unbeschreiblichen Gesamtklang, mit der die Schüler den Beginn des neuen Jahres feierten.
Mit großen Augen griff Phoebe nach James' Hand. Das war anders als die Hogwarts Hymne. Das hier war ernster, älter.
Emma warf ihnen ein warmes Lächeln zu.
Lauri grinste ebenfalls.

Das Lied verklang.

„Ich hoffe die Lehrer machen nicht direkt so viel Druck", sagte Emma und strecke sich.
Lauri schob seinen Stuhl an den Tisch, die Zwillinge taten es ihm nach.
Ein Mädchen trat an ihren Tisch. „Ihr seid James und Phoebe, die Neuen in Feuer, richtig?"
Die Zwillinge nickten.
„Ich heiße Mella, ich bin Vertrauensschülerin in unserem Turm. Victor hat mich gebeten euch alles zu zeigen."
Phoebe lächelte. „Das wäre toll."

„Okay", sagte Emma. „Wir sehen uns nachher beim Abendessen."

„Bis dann", sagte Lauri. James nickte den beiden zu.
„Bis nachher", sagte Phoebe, dann waren die beiden verschwunden.
„Wollen wir?" fragte Mella.
Phoebe sah erst zum Tisch, wo Skeii grade den Haufen Teller abräumte, dann zu ihrem Bruder dessen Mundwinkel sich minimal hoben. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen dass das in etwa einem breiten Grinsen entsprach. Er freute sich darauf, ihren Turm zu sehen.
„Wir sind soweit", sagte sie also zu Mella.
„In Ordnung, auf geht's"

Sie gingen eine andere Treppe herunter als die, die sie vorher heraufgekommen waren. In der Eingangshalle führte Mella sie zum nächstliegenden Bogen.
„Dieser Ausgang hier führt direkt zum Feuerturm", erklärte sie währenddessen. „Die Treppe die wir grade herunterkamen wird am meisten von uns Feuerschülern benutzt."

Phoebe und James folgen ihr durch den Bogen und sahen zum ersten Mal das Schulgelände. Es war wie Emma es beschrieben hatte, etwa siebzig Meter entfernt konnte man die Türme sehen, aus dessen Fenstern bunte Stoffbahnen hingen. Ungefähr zwanzig Meter um den Bergfried herum war eine gepflasterte Fläche auf der einige kleine Häuser standen. „Hier wohnen manche der Lehrer", sagte Mella und zeigte auf ein paar der Häuser. „Da wohnen und arbeiten unsere Heilerinnen, Märta und Smilla. Da hinten könnt ihr Pergament und Federn und so ein Zeug kaufen, das Haus daneben ist ein Café." Sie ließen die gepflasterte Fläche hinter sich. Links von ihnen war ein hübscher, aber doch irgendwie wild aussehender Steingarten, rechts eine rote Sandwüste.
„Wer kümmert sich um das Gelände?" fragte Phoebe.
„Niemand", sagte Mella. „Der Felsen selbst."
James sah mit erhobenen Augenbrauen auf die ordentlichen Wege und die so passend scheinenden Areale zwischen den Türmen. „Der Dämmerfels hat das alles angelegt?" fragte er.
„Vielleicht war es auch Odin als er damals seine Schule hier errichtete", sagte Mella schulterzuckend. „Aber wer weiß das schon. Dieser Ort hier ist voller alter Magie."
Sie zeigte auf die Mauer zwischen dem Luft- und dem Feuerturm, jeweils mit roten und gelben Fahnen geschmückt. „Hinter der Mauer, etwas weiter unten liegt das Quidditchfeld. Es wurde nachträglich gebaut, deshalb ist es außerhalb des eigentlichen Geländes."
Sie sah die Zwillinge neugierig an. „Spielt ihr?"

James schüttelte den Kopf, Phoebe nickte begeistert.
„Bist du gut?" fragte Mella. „Welche Position fliegst du?"
„Treiber", erwiderte Phoebe. „Auf Hogwarts war ich in der Schulmannschaft."
Mella hob kurz überrascht die Augenbrauen, wie jeder dem Phoebe erzählte dass sie ein Mädchen war und trotzdem als Treiber spielte, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Prima, wir brauchen neue Treiber. Du hast Glück dass du in der fünften Klasse anfängst, eher darf man nicht ins Team."
„Warum nicht?" fragte Phoebe.
„Zu Gefährlich. Außerhalb der Mauern sind die Stürme brutal. Man muss ein gewisses Maß an Verantwortung mitbringen, und natürlich einen guten Besen. Was fliegst du für einen? Hast du überhaupt einen dabei?"

„Nimbus 1700", sagte Phoebe, die niemals ohne ihren Besen verreiste.
„Ich bin nicht sicher ob er das schafft", meinte Mella stirnrunzelnd. „Ansonsten haben wir glaube ich auch noch ein paar. Die skandinavischen Besen sind extra für diese Wetterverhältnisse gemacht."
Phoebe erinnerte sich dunkel, dass ihre Tante das mal erwähnt hatte. Dass sie einen Sturmerprobten Besen brauche, und dann hatte sie Phoebe ihren alten Nimbus vermacht. Er hatte schon etwas Schlagseite, ließ sich aber noch gut fliegen. Zumindest bei normalem Wetter.
„Bist du auch in der Mannschaft?" fragte Phoebe.
„Letztes Jahr, als Jägerin", antwortete Mella. „Aber ich war nur Wechslerin. Dieses Jahr habe ich mit dem Vertrauensschülerdasein und den Abschlüssen aber wirklich keine Zeit mehr dafür. Aber du solltest zur Auswahl gehen."
„Das werde ich", sagte Phoebe. Vielleicht hatte sie ja tatsächlich eine Chance in die Mannschaft zu kommen, und sei es nur als Reserve.
Während des Gesprächs hatten die drei den Turm erreicht. Aus der Nähe stellten die Zwillinge fest, dass er nur ein paar Meter breiter war als die Mauer, und auch nicht viel höher. Die Mauer dafür schien mehrere Meter dick zu sein, noch breiter als die Mauern des Bergfrieds, und der Turm war vielleicht acht Stockwerke hoch.
Eine schwere Tür aus dickem Holz führte ins Innere des Turmes. Eine kleine Flamme war darauf eingraviert, wie James im Vorbeigehen bemerkte.
„So, da wären wir also. Das ist der Große Gemeinschaftsraum des Feuerturms."



Jaja, nach der Prüfungsphase geht's weiter. Das habe ich letztes Jahr auch schon behauptet.
Aber gut, in einem Monat ziehe ich nach London und bin dann hoffentlich dauer-inspiriert. Entschuldigt die lange Pause.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 24, 2020 ⏰

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