~Chapter 2~

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Meine Stirn lag in Falten, während Ich konzentriert meinen weinroten Lippenstift auftrug.
Als Ich meine Wimpern noch getuscht hatte, den Kajal rund um mein Auge zog, mich abgepudert, und hier und da noch ein wenig Glitzer ergänzt hatte, war Ich eigentlich schon fast bereit, auf die kleine Bühne zu gehen, doch Ich wollte noch auf Ann warten.

"Merkwürdig", dachte Ich.
Sonst war sie um diese Uhrzeit schon längst da..

Gerade befand Ich mich im Bordell, bald wollte Ich meine Schicht antreten. Doch Ann und Ich warteten immer aufeinander, bevor wir loslegten.

Ich wollte mir jedoch keine unnötigen Sorgen machen. Sie war erwachsen und weiß, was sie tut.
Oder zumindest redete Ich mir das gerade ein.
Denn nun war schon eine halbe Stunde vergangen, in welcher sie immer noch nicht aufgetaucht war.

Aber Ich konnte nun auch nicht mehr länger auf sie warten, Ich musste mich nun umziehen und dann-

Ich konnte gar nicht zu Ende denken, denn da kam Ann schon durch die Tür reingestürmt, welche den 'Backstage-Bereich' vom Restlichem abtrennte.

"Oh Gott, Jess", rief sie außer Atem durch den halben Raum "Sorry, Ich habe mich wirklich beeilt!", kaum hatte sie zu Ende gesprochen, fiel Ich ihr um den Hals.
"Kein Problem. Außer, dass Ich vor Sorgen fast gestorben wäre", Ich machte eine überdramatische Geste, mittlerweile hatten wir uns aus der Umarmung gelöst und brachen kurz darauf in Lachen aus.

"Nimm es mir nicht übel, aber.. Ich muss jetzt", Ich zeigte zu dem Vorgang, hinter welchem sich die Bühne befand.

"Schon gut, naja.. Ich mache mich dann auch Mal fertig..", sagte Ann, während Ich mich schon auf dem Weg befand.

Ich verdrehte die Augen. Es langweilte mich. Jeden Tag das selbe.
Aber irgendwie musste Ich ja über die Runden kommen.
Und so zog Ich den abgegriffenen, roten Vorhang beiseite, setzte mein gespieltes Lächeln auf und stolzierte die Bühne entlang, direkt auf die Stange zu.
Als Ich das letzte Mal auf die Uhr sah, war es gerade Mal 19:00 Uhr, um diese Zeit war noch nicht so viel los.
Dennoch standen schon einige alte, ekelhafte Männer um die Bühne herum verteilt.

Als Ich ankam, legte Ich eine Hand um die Stange und begann, mich um sie herum zu bewegen.
Nachdem Ich dies eine Weile gemacht hatte, führte Ich auch meine andere Hand zur Stange und ließ mich langsam hinunter gleiten, nur um dann voller Eleganz wieder aufzustehen und mein rechtes Bein um die Stange herum zu schwingen.

Nach ein paar weiteren Bewegungen, welche Ich gekonnt ausführte, bewegte Ich mich auf einen der Männer zu.
Ich tanzte nun quasi extra für ihn, ließ meine Hüften kreisen und legte eine Hand auf seine Schulter.
Ich schmunzelte ihn verführend an und endlich: Er drückte mir einen Schein in die Hand, welchen Ich direkt unter meinen Strumpf schob.

Ich ging wieder zurück, warf aber noch einen Blick zu dem Mann, um ihm zu zuzwinkern.

Nach kurzem Überlegen entschied Ich mich, zur anderen Seite der Bühne zu gehen, um wieder ein wenig Geld einzusammeln.
Ich ging direkt auf einen Mann zu, welcher etwas wohlhabender aussah, streckte ihm meinen Hintern entgegen und hoffte, er würde ein paar Mäuse in meinen Slip stecken.

Das tat er auch, also lief Ich weiter.
Als Ich mich jedoch umdrehte, um ihm noch einmal verführerisch anzulächeln, sah er mich nur ernst an.

Ich war kurz verwundert, dachte mir aber nichts weiter dabei.
Soll er doch blöd gucken, solange er dafür bezahlt, verzeihe Ich es ihm.

Nachdem es eine Zeit so weiterging, merkte Ich, dass Ich nun Pause hatte und eine meiner Kolleginnen übernehmen würde.
Also lief Ich in Richtung Ausgang, zog den Vorhang beseite und ließ mich ersteinmal auf einen Stuhl fallen.

Direkt kam Ann auf mich zu.
"Und, wie viel Geld hast du so gemacht?", fragte sie neugierig.
"Warte, hab' noch gar nicht nachgeschaut", antwortete Ich.

Ich griff also unter meinen Strumpf und sah auch noch Mal in meinem Slip nach, legte alles auf den kleinen, vollgestellten Schminktisch und wollte beginnen zu zählen, als Ann mich auf etwas aufmerksam machte: "He, was ist das?", sie griff nach einem Zettel, welcher sich zwischen den Scheinen befand.
"Mittwoch, 16:00 Uhr", las sie vor.
"Huh?", Ich war verwirrt.
"Na hier, das steht da!", Ann drückte mir den Zettel in die Hand.
"Ehm, bitte? Was soll das heißen? Was wollen die von mir? Und vor allem, wo? Das steht nicht drauf, wo Ich erscheinen soll", erzählte Ich nachdenklich
"Oh Gott, Jess! Ich habe Angst um dich! Was soll das nur heißen? Weißt du was? Du kommst jetzt einfach die Woche zu mir!"
"Ann, geht's dir noch ganz gut?"
"Jessica, sowas ist nicht zu unterschätzen! Wir laufen jetzt direkt zu dir, holen ein paar Sachen und gehen dann sofort zu mir!"
Ich wusste, dass Ann keine Widerrede dulden würde, also hatte Ich wohl keine andere Wahl.
"Ugh, meinetwegen"

SUGAR BABEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt