𝗖 𝗘 𝗥 𝗨 𝗟 𝗘 𝗔 𝗡 ⠀ 𝗘 𝗬 𝗘 𝗦

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Der Geruch von Spirituosen, Zigarettenrauch und Testosteron lag schwer in der Luft und bereitete dir die Kopfschmerzen deines Lebens, du warst dir sicher, dass es diesmal mehr, als nur eine Tablette Ibuprofen dagegen brauchen würde.
Ganz zu schweigen von deinen Schleimhäuten, die nach einer zehn Stunden Schicht nur so weggeätzt waren.
'Kann mich jemand nochmal daran erinnern, wieso ich diesen beschissenen Job eigentlich mache?...Achja...Geld.'

Tja, das war wohl der Preis, den man zahlte, wenn man als Medizinstudentin nicht nur die Unikosten am Hals hatte, sondern unbedingt auch noch sein eigenes Apartment halten wollte.
Der Job an sich wäre eigentlich gar nicht so schlecht gewesen, wären da nicht die vielen notgeilen und betrunkenen Mittfünfziger, die dir bei jeder Gelegenheit an den Arsch fassten, während du es jedesmal weg lächeltest, da es laut deinem arroganten Chef 'zum Geschäft gehört' und das nötige Trinkgeld einbrachte.
Nicht, dass du etwa irgendwas davon zu sehen bekamst.
So großzügig war Tanaka dann doch nicht, wie, als er mit dem extrakurzen Kellner-Outfit ankam und es dir freundlicherweise auch noch schenkte.

'Bald bin ich aus diesem Drecksloch weg!'
Sagtest du dir wiederholte Male, während du das benutzte Geschirr in die Küche brachtest und sehnsüchtig auf deinen Feierabend wartetest.

„ Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht,
(y/n)! Was sollen denn die Kunden denken, hm? Ich bezahl dich schließlich nicht fürs dumm schauen!"

Ah und da war der Mann der Stunde.
Mister Arschloch in Person, von dem du überzeugt warst, dass er einer dieser Sadisten war, der Andreaskreuz und Peitsche im Keller hatte und sich daran ergötzte Menschen nieder zumachen.
Als wäre dein Tag nicht schon anstrengend genug gewesen, nein, jetzt musstest du dir kurz vor Ende auch noch seinen bullshit anhören.

„ Die 'Kunden' juckt es wahrscheinlich am wenigsten. Die können ja nicht mal mehr geradeaus laufen, geschweige denn mir in die Augen sehen. Nicht, dass sie das überhaupt jemals tun."
Keiftest du und trocknetest deine Hände an deiner Schürze ab.

Du wolltest dich gerade umdrehen, um die letzten Rechnungen zu schreiben, da packte dich dein Chef auch schon am Handgelenk und zog dich mit mehr Kraft, als angebracht war, zu sich und sah dir mit einem hasserfüllten Blick in die Augen.

„ Du meinst wohl du bist zu gut für diesen Job, was? Was ganz Besonderes, nur weil du eine dieser Studentenschlampen bist. Jetzt pass mal auf...ich weiß ganz genau, wie sehr du dieses Geld brauchst und solange du nicht gefeuert werden willst, machst du lieber das, was ich dir sage. Verstanden? Also beweg deinen hübschen, kleinen Arsch und bring den Müll raus, ja?"

Oh ja, du hättest ihn am liebsten Mitten ins Gesicht gespuckt.
Aber nein, so gern du das getan hättest, er hatte mit der Geldsache leider recht.
Er bezahlte dich außerordentlich gut, ganz alleine aus dem Grund, weil er wusste, wie viel extra Cash du ihm einbrachtest und setzte dich jedes Mal, wenn du kündigen wolltest (was so gut, wie jeden Tag war) damit unter Druck.
Also hieß es erneut, Stolz runter schlucken und die Minuten zählen, bis du endlich nach Hause konntest.

Aggressiv und ja auch ein bisschen dramatisch, schnapptest du dir den Restmüll neben ihm und stapftest geradewegs in Richtung Hintertür.
Doch kurz bevor du diese erreichtest, schrecktest du von einem Klaps auf deinen Hintern zusammen und ließt die zwei Tüten direkt neben dich fallen.

'Okay. JETZT reicht es!'

„ Gut, weißt du was du Penner? Ich KÜNDIGE! Such dir jemand anderen, der zu wenig Selbstachtung hat und täglich seinen Arsch für dich und deine Kunden hinhält! Ich bin raus!"

𝐇𝐄𝐀𝐋  𝐌𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt