Je t'aime

<6>

Berlin-Schöneberg, 1977

Um uns herum fliegende Kugeln. Ein Schussgewitter.
Schreie. Pengs. Hass.
Die ganze Welt, alles, was uns umgab, ging in enormen Chaos auf.
Und doch sitzen wir hier. In diesem Chaos.
Küssen uns. Berühren uns. Lieben uns.
Unsere Herzen sind gleich. Es ist egal, dass hier die Hölle los ist.
Weil wir Helden sind. Helden, deren Liebe alles unterbinden kann.
Unsere Seelen fliegen in einer innigen Umarmung weg. Weg aus dem Grau Berlins und seiner Mauer.
Weg hier. Einfach nur weg.
Und irgendwann werden wir zusammen unseren Seelen folgen.
Werden Helden sein. König und Königin.
Aber jetzt küsse ich dich.
Deine unfassbar sanften Lippen, die Liebe, die Leidenschaft. Und dein Herz.
Davon hält mich niemand ab. Nicht die Schüsse. Nichts.
Weil wir fucking Helden sind. Wenn auch nur für diesen Tag.

Und so schweben unsere Gefühle über den Schüssen, die uns am Ende beide getötet. Sie drehen den Grenzsoldaten eine lange Nase.