<8>

36 6 0
                                    

Am Anfang sah sie nur das Ozeanblau seiner Augen. In ihnen spiegelten sich die Lichter der Fackeln, die überall um sie herum in die Nacht leckten. Auch in ihm höchstselbst brannte etwas. Ein Feuer der der Vorfreude auf das, was sie gleich tun würden.
Ihre Wahrnehmung vergrößerte sich. Sie konnte nun auch sein Lächeln sehen. Ein Lächeln, das sie die brennenden Blicke der Zuschauer auf ihrem Rücken vergessen ließ.
Seine Lippen bewegten sich. "Une, deux, trois"
Und dann schrubbte er über die Saiten der schwarzen Gitarre. Die Töne waren aggresiv, bis sie nach dem Mikrofon griff, einmal Luft holte und die ersten Worte des Liedes aus ihrem Mund flossen. "Let me in before I fall out"
Die Töne, die nun aus dem Corpus seiner schwarzen, glänzenden Gitarre quollen, schmeckten nach salzigem Seewind auf dem Gesicht.
Ihre Stimme und sein Spiel vermischten sich, flogen bunt und frei über den Kreis aus Fackeln, das Publikum. Sie waren frei, gehörten nur ihnen.
Er hatte ihren Blick die ganze Zeit über festgehalten, aber nun musste er den Kopf senken, um nicht zu verliebt auszusehen. Ihr Gesang hatte ihn schon immer eingewickelt wie eine warme Bettdecke. Ihre Stimme raubte ihm seine Konzentration und obwohl er das Stück in- und auswendig konnte, lenkte sie ihn zu zu sehr ab.
Und doch konnte man sehen, wie die Luft zwischen ihnen knisterte. Die metaphorischen Blitze leuchteten heller als die Flammen, die die Dunkelheit durchbrachen.
Für sie leuchteten ausschließlich seine Augen.
"Just like a parachute" Die letzte Zeile des Liedes.
Sie erstarrte zur Salzsäule, bis er seine Gitarre abgestellt hatte.
Dann rannte sie zu ihm hin, ließ sich in seine Arme fallen und ... küsste ihn.  Schmeckte pure Freiheit.
Und in dem Korpus der Gitarre spiegelten sich zwei Liebende im Applaus.

Je t'aimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt