Kapitel 2 - Edin

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»Hey, wolltest du nicht längst los?«, fragte Harry, als er im Laufschritt die Treppe ins großräumige, offene Wohnzimmer nach unten kam und seine Freundin dort auf dem hellgrauen Sofa sitzen sah.

Sie kritzelte so vertieft in ihr Notizbuch, dass sie Harry kaum wahrnahm.
Erst als er ihr neugierig über die Schulter sah und Maryana seine Bartstoppeln an ihrer Wange spürte, klappte sie das kleine Buch hektisch zu.

»Hey!«, portestierte sie lautstark.
»Ach, Maryana, in unserer Beziehung werden wir wohl nie an den Punkt kommen, an dem wir einander offen unsere Notizen zeigen, was?«, lachte Harry amüsiert und drückte der Blondine einen Kuss auf die Wange.

Trocken lachte Maryana auf und verdrehte die Augen.
»Na, das musst du grad sagen«, gab sie zurück und grinste Harry wissend an.

Selbst nach dem ganzen Hin und Her in der Vergangenheit hielt Harry sein in Leder gebundenes Notizbuch nach wie vor stets unter Verschluss. Hier und da notierte er neue Songideen, obwohl er im Moment nicht aktiv an einem Album arbeitete. Sein Letztes ist immerhin noch nicht einmal lange auf dem Markt.

»Ein wenig geheimnisvoll muss man eben bleiben«, zuckte Harry mit den Schultern, während Maryana nun doch seufzend einen Blick auf die Uhr warf.

»Eben«, stimmte sie ihm noch schnell zu. »Und du hast recht, ich wollte wirklich längst weg sein.«

»Na dann.«
Auffordernd sah Harry seine Freundin an, als sie sich auf die Beine hievte. »Grüß' mir Edin und komm schnell wieder.«

Fest nahm Harry sie in die Arme und für einen Moment dachte Maryana darüber nach, den Tag doch an genau diesem Ort, anstatt in LA zu verbringen.

Sie hatte sich so an die Ruhe und Abgeschiedenheit in Hidden Hills gewöhnt, dass ihr nun LA bedrohlich erschien.
Hier in den Hills war sie jeden Tag von denselben Menschen umgeben, die sich nichts darum scherten, was in den Medien oder in Harrys Karriere passierte.
Zwar wollte Maryana heute auch lediglich ihren besten Freund Edin besuchen, aber dieser hatte sehr wohl verfolgt, was die Öffentlichkeit in letzter Zeit über Harry und die angebliche Affäre mit seiner Autorin zu sagen hatte.

»Keine Sorge«, sprach Harry seiner Freundin Mut zu, als er bemerkte, wie Maryana mit sich haderte. »Dich wird schon keine Horde Paparazzi überfallen, nur weil du einmal aus der Stadt rausfährst.«
Grinsend drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.

»Ich weiß«, seufzte Maryana.
Ihr war bewusst, dass sich nicht plötzlich die ganze Welt um sie drehte, aber trotzdem hatte sie Respekt vor dem Schritt nach draußen in die echte, wenn auch ständig verfälschte, Welt.
Sie wagte für Edin einen Schritt aus ihrer geschützten Blase und war Harry damit sogar einen Schritt voraus.
»Dann lass' ich Edin mal nicht noch länger warten. Ich bin abends wieder zurück.«

»Alles klar«, nickte Harry und gab Maryana einen Abschiedskuss auf die Lippen. »Viel Spaß.«

Als Maryana den Stadtausgang und die dortige Security passierte, war sie sich nicht sicher, ob sie sich auf Edin freute oder doch Angst vor ihrer Begegnung haben sollte. In letzter Zeit hatten sie ausschließlich über ihr Handy Kontakt gehalten und Maryana wusste, dass sich ihr bester Freund bislang zurückgehalten hatte.

Edin hatte Maryana und Harry ihr Glück in Ruhe genießen lassen, nachdem er selbst miterlebt hatte, wie sehr sie gelitten hatten, um überhaupt an diesen Punkt zu kommen.
Aber wenn er wollte, konnte er schlimmer als eine ganze Kolonne Paparazzi sein und bohrendere Fragen stellen als jeder Talkmaster.

»Mary!«, freute sich der rothaarige junge Mann ehrlich und gewohnt schrill, als er die Türe öffnete. Stürmisch nahm er sie in die Arme und hob sie sogar leicht in die Luft, dass Maryana den Boden unter den Füßen verlor.

The Sequel || h.s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt