Kapitel 11 - Louis und Eleanor [1]

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Maryanas erster Eindruck von Harrys Welt und der Wahrnehmung seiner öffentlichen Person änderte sich auch in den beiden folgenden Tagen nicht. Die Scheinwelt, in der er sich bewegte, wurde ihr auch mit der Zeit nicht zugänglicher.

Harry war in London durch TV-Aufzeichnungen, Radio-Interviews und kurze Live-Sets getingelt, um sein erstes Soloalbum zu promoten, seine Tour anzupreisen und beiläufig, in Nebensätzen, von »seiner Freundin« zu berichten.
Es war das erste Mal, dass Harry Styles diese Worte öffentlich in den Mund nahm und wäre in der Regel schnell zum Hauptgesprächsthema geworden, doch dem hatte Harrys Management schon Wochen vorher in Vorgesprächen einen Riegel vorgeschoben.

Maryana war damit indirekt im Gespräch, Harry beteuerte beiläufig und völlig natürlich, dass sie stets unterstützend an seiner Seite sei und zudem gab es Paparazzi-Bilder, die dies bewiesen und das Paar beim Betreten und Verlassen der jeweiligen Sender zeigten.
Harrys Fans wurden somit wieder mit Maryana konfroniert. Sie sahen einen zufriedenen, glücklichen Harry, der zum ersten Mal öffentlich über eine Frau an seiner Seite sprach.

Alles in Einem konnte man behaupten, dass der Plan, den sich Jeff Azoff und das Fullstop Management zurechtgelegt hatten, wie gewünscht vollzogen wurde. Ob er auch erfolgreich sein und die Öffentlichkeit einem vergebenem Harry gegenüber positiv gestimmt sein würde, sollte sich allerdings erst mit der Zeit zeigen.

Nur ein einziges Mal hatte sich Maryana dazu hinreißen lassen, Twitter zu öffnen. Schon nach dem ersten Tweet zu ihrem Namen hatte sie die App allerdings schnell wieder gelöscht.

Das Management zwingt Harry jetzt schon, die Alte in Interviews zu erwähnen? Dann kann's ja nicht mehr lange dauern, bis das Buch erscheint und dieses Theater endlich vorbei ist.

Alleine die Tatsache, dass Maryana kurz erleichtert war, zumindest nicht hart beleidigt worden zu sein, erschreckte sie im nächsten Moment.
Die Fans mochten sie nicht, sie glaubten nicht an ihre Liebe und nachdem Maryana in den letzten Tagen erlebt hat, wieviel Show tatsächlich in dieser Welt steckte, konnte sie es ihnen nicht einmal verübeln.

Maryana machte demnach weiterhin einen strikten Bogen um sämtliche soziale Medien, um Artikel über sie und vorallem um Davids Internetauftritt.
Aktuell war sie ohnehin zu sehr damit beschäftigt, ihre Gedanken zu sortieren, was Harrys Arbeit und sein öffentliches Auftreten anging.

Nachdenklich saß sie neben ihrem schlafenden Freund auf dem Bett und kritzelte ihre Gedanken in ihr Notizbuch. Dass Harry seinen freien Tag mit einer ausgiebigen Mütze Schlaf startete, kam der Blodine sehr gelegen.

Ich kann nicht behaupten, dass ich Harrys Welt nicht verstehen kann. Ich begreife sie, ich weiß, weshalb er und seine Kollegen vor der Presse und innerhalb der Branche auf dieses Podest gehoben werden. Ob ich es gutheißen kann, weiß ich allerdings noch nicht.
Noch nie habe ich eine solch verlogene und aufgesetzte Gesellschaft erlebt. Selbst Harry ist dort unecht - er ist nicht der komplizierte Superstar, der jeglichen Kontakt zur realen Welt verloren hat, wie ihn seine PR-Manager gerne ankündigen. Das Seltsame ist bloß, dass er sich daran nicht stört. Er genießt seinen Job, selbst diese Facette davon. Das ist es, was ich nicht verstehen kann. Er ist -

»Morgen«, grummelte Harry und tastete mit geschlossenen Augen nach seiner Freudin, auf deren Seite des Bettes. Schnell packte Maryana ihr Notizbuch beiseite.
»Morgen«, lächelte sie und strich ihm liebevoll durch die Haare.

Zärtlich zog Harry sie in seinen Arm.
»Freust du dich auf heute?«

Diese Frage stellte Harry regelmäßig, als wollte er sich immer wieder versichern, dass Maryana das Leben an seiner Seite auch wirklich jeden Tag genoss. In den letzten Tagen war die Blondine heilfroh gewesen, dass er sie nicht gefragt hatte, denn dann hätte sie ihn vermutlich anlügen müssen.
An diesem Tag hingegen wusste Maryana nicht, ob sie sich freuen sollte.

The Sequel || h.s. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt