Kapitel 6.1

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Die Eingangstür quietschte beim Öffnen laut und man konnte kaum noch gerade aus sehen, da dermaßen viele Schüler gerade auf dem Schulflur unterwegs waren. Alles war so unübersichtlich und stickig. Da meine Körpergröße sich ideal eignete um über Menschenmengen drüber zu schauen nutzte ich die Gelegenheit. Zum Glück ist zwischen den ganzen rosa Ballons das Schild mit der Aufschrift „Sekretariat" gut sichtbar und so lief ich durch die Menschenmasse bei der ich hin und wieder angerempelt wurde, um den Raum zu erreichen. Anscheinend bin ich nicht die einzige Person die am Montagmorgen was von den beiden älteren Damen will, weshalb sich meine Wartezeit auf etwa zehn Minuten ausdehnte. Als ich endlich an die Reihe kam musste ich meinen Namen nennen und den Grund warum ich da bin. Die gestresste Sekretärin holte nur einen Stapel Papiere raus und drückte sie mir in die Hand. Gerade da als ich raus laufen wollte tippte mich eine Person von hinten an. „Hey, bist du der Neue?", kam es von einem üppig gekleideten Mädchen, welches ich nie zuvor gesehen habe. Da mir Fragezeichen im Gesicht standen wurden ihre Gesichtszüge härter und ihre übertrieben nachgezogenen Lippe formten sich kurz zu einem Strich, bevor sie wieder lächelte. An sich hatte sie ein schönes Gesicht. Ihre Augen waren blau, viele Sommersprossen tanzten um ihre Nase, Grübchen waren auf ihren Backen und volle Lippen ergänzten alles. Nur schade das sie so viel Schminke trägt. Ihr Kleidungsstil macht keinen besonders gebildeten Eindruck. Sie hatte zwar einen guten Körper aber mit den zerrissenen Hosen und dem bauchfreien Top könnte man sie schnell als was anderes abstempeln. „Oh tut mir leid das ich so voreilig war. Mein Name ist Veronica und ich bin Schülersprecherin. Deshalb ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass es allen Schülern gut geht."; ergänzte sie nach einer peinlichen Stille. Aus Höflichkeit antwortete ich ihr: „Danke es wäre nett wenn du mir sagen würdest wo der Kunstsaal ist, aber ansonsten habe ich es nicht nötig mir die Hilfe anderer Leute einzuholen." Einen kurzen Moment war die Empörung in ihrem Gesicht abzulesen bis sie auf dem Absatz kehrt machte ohne mich eines Blickes zu würdigen. Na toll, wie komme ich jetzt zum Unterricht. Hilflos blickte ich mich in meiner neuen Schule um. Sie ist wirklich nicht unerträglich, beschweren kann ich mich nicht. Wenigstens hat mein Vater Geschmack. Hoffnungslos musterte ich ein paar Schilder mit der Absicht rauszukriegen wo ich hin muss. In Gedanken vertieft merkte ich nicht wie die Zeit vergeht und innerhalb paar Minuten war der Flur viel leerer und nur noch vereinzelte Gruppen streunten herum. Darunter eine Gruppe von Mädchen die aussehen als ob sie mit zwölf aufgehört hätten zu altern. Eine andere Gruppe bestand aus Jugendlichen, welche sehr dunkel oder schwarz bekleidet waren von Kopf bis Fuß. Sogar die Jungs trugen schwarzen Nagellack. Doch es gab noch eine weitere Gruppe welche mich besonders ansprach. Sie bestand aus etwa fünfzehn Personen und alle sahen ganz unterschiedlich aus. Alle lachten und unterhielten sich, beinahe wie in einem Film. Es gab hübsche und aufbrausende aber auch lässige und nicht ganz so hübsche Mädchen. Es gab durchtrainierte Jungen aber auch welche die so aussahen als würden sie gerade mal Zahnstocher stemmen können. Zuversichtlich ging ich auf sie zu. „Hallo Leute, ich bin Connor und bin neu an der Schule könntet ihr mir bitte sagen wo sich der Kunstsaal befindet?" Eines der hübschen Mädchen kam mir entgegen. Sie hatte dünne rostbraune Haare bis zu den Schultern und warme braune Augen. Eine schwarze Hose schmiegte sich an ihre schlanken Beine und ein lockeres kurzärmliges Oberteil steckte lässig an ihr. Außer roten Turnschuhen trug sie noch eine lange weiße Strickjacke. Ihr ernster Gesichtszug ließ sie autoritär wirken. Kurz nachdem sie auf mich zuging lief ein Junge wie ein zweiter Schatten ihr hinterher. „Hey, ich bin Rachel und-", fing sie an zu erzählen bis sie von dem Schrank hinter ihr unterbrochen wurde und so was wie ihr Vormund spielte. „Hi ich bin Mark. Meine Freundin hast du ja schon kennengelernt. Um zum Kunstsaal zu kommen musst du die Treppe runter und dann in den letzten Raum vom linken Korridor.", teilte er mir mit. Dachte ich vorhin ernsthaft das wären sympathische Menschen. Der Typ vorhin war ein ganzen Kopf kleiner als ich und seine Arme wirkten nur muskulös wegen seiner täglichen Ration Anabolika. Rachel signalisierte ihm ihr zur Treppe zu folgen und warf ihrem Beschützer einen giftigen Blick zu und schlug seinen Arm weg als er diesen um sie legen wollte. Da ich so konzentriert auf das Schauspiel von den beiden war, merkte ich nicht wie ein breit gebauter Jugendliche sich vor mich stellte. Er passte ideal in das Profil des Mädchenschwarms der Schule mit seinem Lächeln das für eine Zahnpasta Werbung perfekt geeignet ist. Mit erhobener Brust machte er mir klar: „Willkommen Kollege, mach dir keine Sorgen um Rachel und Mark das geht nämlich seit Wochen schon so. Ich heiße übrigens Andre." Der Typ ließ zwischendrin ab und zu mal seine Brustmuskeln zucken was etwas komisch aussah mit seinem hautengem weißen Oberteil. Seine Augenbrauen waren so sorgfältig gezupft, sodass man meinen würde sie wären tätowiert und seine Haare waren gepflegt und mit hunderten Frauenprodukten behandelt. Trotz dem Abstand zwischen unseren Körpern roch ich sein teures Parfüm.  Wenn ihm nicht die Weiber hinterherlaufen, dann weiß ich auch nicht. Nachdem wir uns gegenseitig durchcheckten streckte ich meine Hand ihm hingegen als Anzeichen eines Handschlags. "Und was seid ihr für ein bunter Haufen?", fragte ich belustigt.

Er schlug ein und antwortete: "Wir sind die Theatertruppe. Du hast bestimmt keine Ahnung von Kunst, also lach ruhig."

"Machst du Scherze? Ich stehe seit sechs Jahren auf der Bühne. Ich hatte schon befürchtet diese Schule besitzt keine Zuneigung zur Kunst.", teilte ich ihm mit.

Andre drehte sich zu seinen Freunden um und rief ihnen zu das ich einer von ihnen sei. Deshalb kam die ganze Gruppe auf mich zu und stellten sich wild und durcheinander vor. Ob das der Beginn von neuen und guten Freundschaften ist?

Kunstsaal ich bin bereit.

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