Kapitel 11

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Liliths Sicht:

Dunkle Wolken verdeckten den Mond und ließen die Sterne verschwinden. Die Landschaft zog schnell an mir vorbei durch das Fenster des Taxis. 
Während der Fahrt mussten wir an einer Tankstelle halt machen, da mir auf dem Rücksitz schlecht wurde. Der Fahrer ließ mich nach vorne auf den Beifahrersitz sitzen. Dalia ist wieder eingeschlafen und träumte vor sich hin. Komplett unerwartet wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, da ich spürte wie sich etwas auf meinen Oberschenkel legte und war umso schockierter als es sich um die Hand des Taxifahrers handelte.
Seine Nasenspitze zeigte zwar Richtung Fahrbahn aber seine Augenwinkel beobachteten meine Reaktion.
Ich schüttelte seine Hand ab und zeigte keine Reaktion.
Er griff wieder zu aber diesmal brutaler. Geschockt sah ich ihn an und er lächelte glücklich vor sich hin. Ich kriegte langsam Panik und ich wusste nicht wohin. Panisch versuchte ich erneut seine Hand abzuschütteln, doch sein Griff war viel zu fest. Ich versuchte bedrohlich zu klingen
"Lassen Sie mich los."
Mit einem Grinsen im Gesicht und weiterhin mit dem Fokus auf der Fahrbahn sprach er seelenruhig: "Du denkst ich will was von dir?"
Seine Augen waren leblos und tot.
Mein Atem ging flach und ich beobachtete jede einzelne Bewegung des Fahrers. Und er beobachtete mich und war scheinbar enttäuscht das ich keinen Widerstand leistete. Wurde er etwa zu mir geschickt?
Falls ja, hatte er wohl keine Ahnung was wirklich auf ihn zukommen wird.
Ich hatte nämlich keine Angst von ihm sondern um ihn.
Jetzt kommt Dalia ins Spiel.
Ohne hinzusehen wusste ich, dass sie jetzt aufmerksam das Szenario beobachten wird. 
Wie ein Leopard, welcher seine Beute schon mit den Augen auffraß.  Mit einer leisen Bewegung rückte sie an die Kante der Rückbank und keine Sekunden später drückte ihr Ellbogen gegen den Hals des Fahrers. Als wäre es etwas ganz natürliches. 
Im Leben von Dalia und mir spielte Moral keine Rolle.
Fressen oder gefressen werden.
Ich übernahm demnach das Steuer und auf dieser Straße war keine Menschenseele. 
Um sicher zu gehen fuhr ich an den Straßenrand und der Mann fing an zu röcheln. Der Blick von Dalia glich dem Mona Lisas. Er wehrte sich nicht einmal. 
"Er hat keinen Puls."
Erleichtert atmete ich aus und nickte Dalia zu.
Sie sah mich mit ihren großen Augen an.
"Lilith, du verstehst mich nicht. Er hatte auch davor keinen Puls."
Nun fing ich an zu realisieren wer wirklich hinter uns her war. Als wäre es sein Stichwort drückte er Dalia weg und packte mich fest an den Haaren.
Ich zog geräuschvoll die Luft ein.
"Entweder ihr redet mit mir oder einer gewissen anderen Person.", sagte der Fahrer.
Mittlerweile wünschte ich mir er wäre ein ekelhafter Pädophiler. Dalia griff nach meiner Hand und wir beide wussten es war Zeit zum schweigen. 
"Mein Name ist Toni um es freundlicher anzugehen. Besser bekannt als 19.04 und ich weiß, dass ihr euch mit diesen Zahlen besser auskennt. Nicht wahr, 18.95 und 18.96? Ihr werdet gesucht. Mehr muss ich wohl nicht sagen. Es wäre ironisch euch lebt wohl zu sagen." 
Er schmiss uns praktisch raus aber wir zogen ihn mit aus dem Auto. Er suchte sich eigentlich den perfekten Ort aus um zu verwesen wie es sich gehört.
Die Trauerweide wiegte sich zart im Wind und die Blätter strichen gelegentlich über das Auto.
Dann kam das große Schauspiel.
In der Dunkelheit sieht man kaum wie die schwarzen Raben auf den Erdboden zusteuerten. Die Schreie klangen wie Musik in meinen Ohren. Die Schreie von Toni schmeichelten meinem Gehör. 
Locker lehnte ich mich gegen das Auto während die Raben die Drecksarbeit erledigten. Nachdem nicht mehr viel übrig von Toni war stellte ich das Taxi auf meine Größe um und öffnete den Kofferraum um Dalia eine Decke zu holen, doch das was ich sah ließ mich schockieren. Drei weitere Eisengüsse der Krafttiere des Kreises. Ich weiß aber nicht ob sie echt sind. Dieser Toni musste echt einen hohen Rang gehabt haben um drei von 25 Eisengüssen bei sich zu haben. Ich betrachtete welche er besaß und schrie verzweifelt nach Dalia. Ich drückte zwei von den Krafttieren gegen meine Brust und weinte laut und totenstill zugleich. Mir fehlte die Kraft diese Güsse noch länger in der Hand zu halten und übergab sie Dalia. Wir haben den Mörder unserer Eltern entlarvt.
Der Adler meines Vaters und das Reh meiner Mutter ruhten in Dalias kleiner Hand.
Das weitere Krafttier ist eine Gans und ich denke es war ein weiteres Opfer. Nun ist der Körper von Toni vollends verschwunden und der Eisenguss eines Kojoten tauchte auf. Ich wusste das er einen hohen Rang hatte. Faszinierend ist, dass man sein eigenes Krafttier auf jemanden hetzen muss um das Krafttier des anderen als Eisenguss zu bekommen.
Da der Kojotenguss noch ganz heiß war, musste ich ihn mit einem Tuch aufheben und steckte ihn mit den anderen Güssen in einen speziellen Behälter, welcher sich glücklicherweise im Kofferraum befand.
Dalia ging es nach einer Umarmung von mir besser und davor liefen ihr auch nur ein paar Tränen still über das Gesicht. Ihr Krafttier ist der Fuchs und meiner der Rabe. Als wäre nichts gewesen stiegen wir in das fremde Auto und drehten das Radio auf und als unser Lieblingssong kam, sangen wir laut mit.
Kichernd zog mir Dalia ein Ästchen der Trauerweide aus dem Haar. In den Lüften kreisten Raben vor sich hin. 
"Lilith, ich will endlich raus aus diesem Ort.", kam es von meiner kleinen Schwester. Es macht mich so traurig sie enttäuschen zu müssen.
"Wir haben zu viel Blut an den Händen kleben. Außerdem würde sich dann niemand mehr um den Friedhof kümmern."
Dalia zog eine Augenbraue hoch: "Ich weiß, dass du Connor magst aber du weißt was passiert, wenn die anderen davon erfahren. Du weißt wozu ich fähig bin und ich nichts dafür kann."

Wie Recht sie hat. Wir mussten damals an diesen Ort als unsere Eltern starben. Niemand würde je Verdacht auf uns schöpfen. Wir sind doch eh nur die Psychos ohne Eltern. Unsere Eltern die sich nicht dem Kreis anschließen wollten. Diese Menschen wollen nur Macht und hätten sie von Dalias wahrer Identität gewusst, wäre sie sofort ums Leben gekommen. Normalerweise kann nur ein Nachfahre von zwei Krafttierbeherrschern ein Krafttier bekommen aber meine Schwester war ein Sonderfall.
Noch dazu können die meisten es erst ab dem Alter eines jungen Erwachsenen kontrollieren. 
Sie muss beschützt werden. Ein Skandal ist ausgebrochen und Tante Linda wusste, dass sich alle Kreismitglieder an den Kragen gehen werden.
Lasst die Jagd beginnen.





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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 25, 2020 ⏰

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