Verzeih mir

Tag 2 - Ich kann das nicht

Das Wasser prasselte meinen Körper ab. Zwar hatte ich es auf warm eingestellt, doch musste ich es gezwungenermaßen auf kalt stellen. Mein Körper durfte nicht dem Drang zu schlafen nachgeben. Nicht wenn ich in ihrer Dusche stand. In der Dusche, wo sie sich davor ausgeheult hatte.

Ich griff nach ihrem Shampoo, das nach leichtem Apfel roch und schäumte mich großzügig ein. Ich hätte nie ihre Gastfreundschaft ausgenutzt. Sie kümmerte sich nur um mich. Wie sie das immer gemacht hatte.

Frustriert stieg ich aus der Dusche raus und erblickte die frisch zusammengefalteten Jogginghosen und Boxershorts, die ich beim letzten Besuch hier vergessen hatte, auf dem Boden. Und so ein Mädchen sollte ich nicht von mir überzeugen? 

Nein, sie würde ich nicht gehen lassen. 

"Noah." Ihre Stimme ließ mich leicht lächeln. Ich liebte es, wie sie meinen Namen falsch betonte. Egal, wie oft ich es ihr erklärt hatte, dass der letzte Buchstabe nicht ausgesprochen wird. Verfiel sie dem, jedes Mal. 

"Noah?" rief sie vor der Badezimmertür nach mir. 

Mit dem Handtuch auf meinem Kopf, wo Wasser von meinen Haarspitzen abtropfte, und auf meinen Oberkörper abfiel, trat ich mit Jogginghose raus. 

Ihr Blick lag automatisch auf meiner nackten Brust, bevor ihr Kopf zur Seite schoss und sie ihr rechtes Auge mit ihrer rechten Hand überdeckte. 

Mir gefiel es nicht. Früher hat sie sich einfach auf mich gestürzt und mir einen Kuss auf meiner Brust hinterlassen. Ich wollte das. Ich brauchte das. 

"McKenzie." 

"Du musst zur Schule, Noah." 

"Ich gehe nicht, wenn du nicht gehst." 

Ich meinte es auch so. 

"Noah..." 

"Schau mich an McKenzie. Bitte" 

Sie gehorchte nicht. Ich musste agieren. Meine Hand glitt hoch und umfasste ihr Handgelenk. Sie ließ es zu und wandte endlich ihre glänzenden, dunklen Augen zu mir.

Wie gern ich jetzt durch ihre bereits luftgetrockneten Haare greifen, sie zu mir ziehen würde, um ausgiebig an ihrer vollen Unterlippe zu saugen. Ich vermisste es, sie zu küssen, wann immer mir es einfiel. 

"Ich kann das nicht." 

"Was kannst du nicht, McKenzie?" 

"Dich vergessen." 

"Brauchst du nicht, denn ich kann das auch nicht."