Sie war müde. Schon den ganzen Tag hatte sie sich nur nach ihren Sofa und einem Glas Wein gesehnt. Um Punkt fünf Uhr verließ sie das Bürogebäude durch die große Flügeltür am Haupteingang. Mit den Augen auf Halbmast kollidierte sie mit einem Kollegen aus ihrer Abteilung zusammen. „Tut mir leid", stieß sie hervor und verdrehte innerlich die Augen, warum er ihr nicht ausgewichen war. Es trennten sie nur noch wenige Schritte bis zu ihrem Wagen, einem alten Fiat, als er ihr hinterher rief: „Du sähst besser aus, wenn du mal lächeln würdest!"
Sie stoppte abrupt: „Bitte?" Unbehelligt fuhr er fort, erdreistete sich sogar noch ihr hinterher zu eilen. „Kein Wunder, dass dich jeder meidet mit dieser Miene." Warum tust du es dann nicht auch?, fragte sie sich grimmig. „Lächeln macht die Menschen sympatischer und lässt sie zugänglicher erscheinen", er begann zu Grinsen, „Und außerdem macht es attraktiver." Langsam drehte sie sich um und brachte ihm dabei überrascht entgegen: „Achso" Als sie ihm komplett gegenüber stand und zwischen die Beiden nur noch ein Stapel Druckerpapier gepasst hätte, lächelte sie. Ihre gebleckten Zähne ließen ihn augenblicklich zurückstolpern.
Sie hatte lange Reißzähne und an einem von ihnen war ein dunkelroter Fleck, der zwar aussah wie Lippenstift, aber bei ihren blassen Lippen niemals hätte Lippenstift sein können.
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Gedankenkarussel
RandomDieses Gedankenkarussel nimmt Sie mit zu den Gedankengondeln der losen Sätze und Gedichte. [eine weitere Sammlung literarischer Ergüsse, die ich nicht zuordnen kann und will] [Behandelte Themen: Menschlichkeit, Umweltschutz, Veganismus, sexueller Mi...