Gedankengondel - "vegane Diät"

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Während von überall noch „Frohes Neues" tönt, werden direkt Fragen nach den guten Vorsätzen gestellt. Ob die immer so gut sind, vor allem so gut umsetzbar sind, ist die Frage. Eine Frage für einen anderen Text. Denn dieser hier beschäftigt sich nicht mit den guten Vorsätzen die wir hätten haben und hätten umsetzen sollen und für alle die, die Augen auch im 21. Jahrhundert noch gerne verschließen – also Ad-Wähler, Wutbürger und Klimawandelverleugner – raus, denn jetzt geht es um die Wahrheit.

Ich bin eine normal digitalisierte, vernetzte und überaus soziale – zumindest wenn man die Anzahl meiner Social Media Kanäle und Abonnements zählt – Bürgerin.
Im Durchschnitt bin ich ein paar Stunden am Tag im World Wide Web unterwegs und komme bei dieser Flut an Informationen schon gar nicht mehr hinterher was jetzt Trend und Out und neu und alt ist.
Ich tippe mit den Füßen wippend auf meinem Smartphone herum und ich frage mich:
Was soll das hier alles und jetzt frage ich das auch dich.
Ich sehe eine barbüsige Frau, die für ihre Rechte demonstriert und Bilder eines brennenden Kontinents und dann sehe ich ein ganz tolles Wortspiel. Veganuary.
Versteht mich nicht falsch – und ich weiß das wird jetzt entweder die eine oder die andere Partei tun, denn entweder missverstehen mich meine Glaubensgenossen oder diejenigen die mit Scheuklappen durch unsere Gesellschaft rennen und glauben Fleischkonsum wäre moralisch und umweltpolitisch vertretbar – also versteht mich nicht falsch. Ich bin selber Veganerin.
Ja wirklich, so voll und ganz und ich lebe auch noch. Seht ihr doch!
Als fleischgewordenes – haha – Beispiel stehe ich also hier als Veganerin und will mich über ein Wortspiel beschweren. Seht ihr schon habt ihr mich missverstanden, denn wer dachte jetzt nicht, dass es um dieses Beispiel gehen würde.
Falsch gedacht. Es geht nicht um das Verwirren der Buchstabenketten, die wir so schön als Wörter bezeichnen oder um das Neuschöpfen dieser.
Veganuary also. Ich klicke es an. Lese es durch. Freue mich drüber.
Und dann stutze ich.
Diät.
Wieder und wieder und wieder lese ich dieses Wort. In Posts, in Zeitschriften, in Überschriften. Fehlt nur noch dass jemand eine Unterschrift mit den Worten „Pflanzliche Diät– dafür stehe ich mit meinem Namen drunter setzt."
Doch das tut niemand. Denn wer will schon mit seinem Namen für etwas stehen, das eine völlig falsche Bezeichnung trägt?
Vegan leben schließt das Ernähren ein und da geht es los.
Denn geht man uns an den Teller, geht man uns auf den Sack. Oder bei der Frau auf die Eierstöcke.
Aber jetzt mal ernsthaft:
Das ist doch keine Diät, wenn ich zwei Mal die Woche vegane Burger esse, die genauso vor Fett triefen wie ihre barbarischen Nachbarn.
Das ist doch keine Diät, wenn ich zwei Mal die Woche fünf Packungen Oreo Kekse im Supermarkt kaufe und sie im Anschluss direkt auf dem Sofa sitzend vernichte.
Das ist doch keine Diät, wenn ich mich zwei Mal im Jahr zum Joggen aufraffen kann und mir zur Belohnung eine Tüte Chips gönne.
Und es ist sicher auch keine Diät, wenn ich immer noch nur an meine Katjes denke, wenn ich von der Arbeit komme.
Eine vegane Diät mag ja möglich sein, mag ja machbar sein, mag ja toll sein. Aber das ist dann eben eine Diät und ich bin sicher nicht seit zwei Jahren auf Dauer-Diät.
Vegetarismus ist ja auch keine Diät.
Hier sieht man das Greifen der Manipulation.
Denn etwas als Diät zu vermarkten ist einfacher und hin und wieder auch anstößiger als die Wahrheit. So lässt es sich besser verkaufen und gleichzeitig lässt es die Leute davor zurückschrecken. Denn es ist ja eine Diät. Quatsch. Es ist eine Lebenseinstellung.
Also lasst mich gefälligst als verfressene Veganerin leben und unterstellt mir nicht, ich wäre seit zwei Jahren auf Diät.

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