Gedankenkarussel

Gedankengondel - kein Ort für ein Kind

"Bringt die Neuen auf den Hof!", ruft der Mann und klatscht eisern in die Hände, sodass sich sofort alles und jeder in Bewegung setzt. Unter den Neuankömmlingen sind kaum Erwachsene, es sind Kinder und Jugendliche. "Sortiert sie wie immer", befiehlt er seiner obersten Offizierin. Diese dreht sich um und läuft die Stufen nach unten. Ihre Stimme hallt über den Hof. Nur ein paar ältere Gefangene halten sich dort auf und suchen mit den Augen die Neuankömmlinge ab. Sie suchen nach bekannten Gesichtern. Sie hoffen welche zu finden und gleichzeitig, es nicht zu tun. Das Sortieren verläuft ruhig, ruhiger als bei den oft ungebrochenen Erwachsenen. Doch die Kinder und Jugendlichen haben Angst. Nur wenige Teenies versuchen sich aufzulehnen, doch ihre Aufmüpfigkeit wird zerschlagen.
Der Mann steigt nach unten und prägt sich die Gesichter ein. Abrupt bleibt er stehen. "Ich will zu Papa!", heult eines der Mädchen. Sie ist erst neun Jahre alt. Die Offizierin will sie schlagen, aber der Oberste brüllt: "Stopp!" Alle halten inne. Mit schnellen Schritten ist er bei dem kleinen Mädchen. "Abtial", er sieht besorgt aus, "Was machst du denn hier?" "Ich habe nur mit meiner Freundin gespielt und dann war ich plötzlich hier", erklärt das Mädchen verängstigt. Sie zeigt auf ihre Freundin, die von ihr fort sortiert worden ist.
"Ich habe dir tausend Mal gesagt, du sollst da nicht hingehen!", sagt der Oberste streng, aber drückt seine Tochter an sich. "Und auch hier her hättest du nie kommen dürfen." Sie beginnt zu weinen und schmiegt sich in die Arme ihres Vaters.
Die Offizierin und wartet auf einen Befehl, taxiert das andere Mädchen, vergleicht es mit der Tochter des Obersten. Da ist kein Unterschied zu sehen, sogar ihre Kleidung ist identisch. Die Kleidung der Gefangenen hier. "Bringt die Neuen fort", verkündet sie. Der Oberste steht auf und nickt zustimmend. Er nimmt seine Tochter bei der Hand und will sie fortführen. Fort von diesem schrecklichen Ort. "Du hättest nicht hier her kommen sollen. Hier ist kein Ort für Kinder", sagt er ihr. "Aber Papa", erwidert sie und dreht sich zu den Anderen um, "Wieso sind sie dann hier?"