Prolog

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Cremeweiße Marmorsäulen ragten in den Sommernebel hinein, als Draco Malfoy die letzten Geburtstagsgäste seiner Mutter mit einem reservierten Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, ganz nach Malfoy-Manier, und einer einladenden Handbewegung in die Villa bat. Er verstand immer noch nicht, warum sie ihm diese Aufgabe übertragen hatte. Schließlich war er ja kein verdammter Hauself.


Hinter den beiden hochgewachsenen Gestalten, die soeben über die Schwelle getreten waren, und sich teilnahmslos, aus selbst auferlegter Höflichkeit, in der Eingangshalle umsahen, erschien sie plötzlich. Ein Mädchen mit honigblondem Haar und dem freundlichsten Lächeln, das der Junge jemals gesehen hatte.


Im Gegensatz zu seinem, schien ihres ehrlich gemeint zu sein.


Warum war sie ihm nicht direkt aufgefallen? Während ihre Eltern mit einem Nicken in seine Richtung direkt an ihm vorbeigerauscht waren und mittlerweile die verschiedenen Gemälde kritisch beäugten, blieb sie vor Draco stehen und sah zu ihm hoch. Sie war nicht besonders klein, normalgroß für ein Mädchen in ihrem Alter, aber er war diesen Sommer über zehn Zentimeter gewachsen.


Die Blondine streckte ihm ihre Hand entgegen und strahlte ihn an, als hätte man ihr soeben den Orden des Merlin 1. Klasse überreicht und nicht als würde sie gerade Bekanntschaft mit einem jungen Todesser machen. War das die Tochter der Cherletons? Er hatte nicht einmal gewusst, dass das Ehepaar eine hatte.


„Ich bin Gwyneth, aber nenn' mich doch einfach Gwen", sagte sie und riss Draco damit aus seiner Starre. Gedankenverloren schüttelte er ihre Hand. Dabei entging ihm nicht, wie weich ihre Haut war.


„Du bist Draco Malfoy, habe ich recht?"


Ihre giftgrünen Augen waren so einnehmend, dass er den Blickkontakt abbrechen musste, um sich nicht in ihnen zu verlieren. Was war nur mit ihm los? Warum war er plötzlich so nervös? Schließlich wusste er über seine Wirkung auf Mädchen. Sie vergötterten ihn stets, denn er galt zurecht als der Eisprinz Slytherins.


Er nickte, versuchend die kühle Miene wieder aufzusetzen, die einem Malfoy schon mit der Geburt mitgegeben wurde. Dieses Mädchen konnte ihn nicht einschüchtern. Ganz sicher nicht.


„Der bin ich", antwortete er und hob seine Augenbrauen zu einer selbstgefälligen Miene, die ihm prompt das Selbstvertrauen zurückgab, das er bei der Begegnung mit ihr an der Tür abgegeben hatte.


„Gwyneth, kommst du bitte?", ertönte die Stimme von Whitley Cherleton hinter ihnen, die keinen Widerspruch gelten ließ. Gwen stöhnte leise, ehe sie sich Draco noch einmal zuwandte.



„Wir können uns ja gleich drinnen weiter unterhalten. Es war schön, mit dir Bekanntschaft zu machen, Draco Malfoy."



Dann rauschte sie davon. Der Saum ihres roséfarbenen Kleides wehte mit ihr wie eine Brise, als sie ihren Eltern in den Salon seines Hauses folgte.

Der Junge konnte nicht anders, als ihr nachzusehen.

Erst als der belebte Salon ihre Silhouette vollends verschluckt hatte, schaffte er es die schwere Metalltür des Malfoy Manor zuzuschlagen und ebenfalls zur Feier zu gehen.









Zwischen Schwermut und LeichtsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt