1. Kapitel

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Der Maskierte stand vor mir mit verschränkten Armen, in einer Hand hielt er die Pistole. Ich wusste genug über Waffen, um zu erkennen, dass sie geladen war. Mit klopfendem Herzen, nach außen hin aber ruhig, begann ich zu tippen.

Komme heute nicht nach Hause.

Kurz darauf bekam ich eine Antwort:

Ist gut, wann kommst du wieder?

Ich sah auf zu meinem Entführer.
"Was schreibt sie?", fragte er schroff.
"Sie möchte wissen, wann ich wiederkomme"
"Morgen, wenn dein Vater 300.000€ hinter den Mülltonnen in der Gasse beim Stadtpark versteckt."
Mein Herz begann zu rasen. Ich tippte die Nachricht.
"Hast du's?"
Ich schüttelte den Kopf. Meine Finger zitterten und erschwerten es mir ungemein. Immer wieder löschte ich ein Wort und schrieb es neu. Der Maskierte sah mir ungeduldig zu.
"Wird's bald?"
Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Ich tippte wie wild. Er war fast bei mir. Schnell schrieb ich das letzte Wort und drückte auf senden, als er mir bereits das Handy aus der hand riss. "Gib her"

Kurz überprüfte er, dass ich alles hatte, dann rief er sie an.
Ich schnappte nach Luft und wollte gerade etwas einwenden, da sah ich bereits in den Pistolenlauf. Ich zuckte heftig zusammen und versuchte, so weit wie möglich weg davon zu kommen. Das Resultat: Mein Stuhl kippte um und ich schlug hart mit dem Kopf auf dem Boden auf. Ein Schmerzenslaut formte sich in meiner Kehle und ich presste die Lippen fest aufeinander, um ihn zu ersticken.
Von weitem hörte ich den Kerl reden, mit der gleichen, drohenden Stimme, die er auch mir gegenüber benutzte.
Ich wagte nicht, mich zu rühren, denn der Lauf zeigte immer noch genau auf mich. So wie mein Herz raste, glaubte ich, es würde nie wieder normal schlagen können. Von Horror erfüllt schloss ich die Augen, um dem schrecklichen Bild zu entkommen. Nie hatte ich so Angst gehabt.
Er legte auf.
Vorsichtig öffnete ich die Augen wieder, nur für das Gefühl, noch irgendeine Kontrolle über das Geschehen zu haben, was eigentlich vollkommener Schwachsinn war.
Er sah auf mich herab. Trotz Maske konnte ich die Abfälligkeit in seiner Miene erkennen. Die Zeit schien stillzustehen, Sekunden zogen sich zu Minuten, in denen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er diesen hasserfüllten Blick von mir nahm.

"Kai!" Der Ausruf kam so unerwartet, dass ich abermals heftig zusammenzuckte, wobei ich mir
- wie sollte es auch anders sein -
den Kopf am Boden stieß. Ein stechender Schmerz erinnerte mich an meinen Aufschlag bei der Stuhl Aktion. Kurz musste ich meine Augen schließen. Ein anderer Maskierter kam herein.
"Schreib mit", befahl der erste,
"+49 195 1325102, Frau Engel,
+49 1522 8896771, Bundeskanzler Engel und +49 1673 4134897, Anna-Lena Habicht"
"Nein!", rief ich, alle Vorsicht war vergessen. Ich wollte nur nicht, dass er meine Freunde mit einbezog. Alles nur nicht das.
Ein lauter Knall und ein unglaublicher Schmerz waren das Nächste, was ich wahrnahm, dann rieselte Staub auf mich herab.
Er hatte in die Decke geschossen und ich Depp hatte vor Schreck schon wieder meinen Kopf auf den Boden gehauen. Autsch.
"Du hältst die Klappe", sagte er überflüssigerweise, "sonst geht der nächste nicht in die Decke."
Ich sagte nichts mehr, überhaupt hatte ich Mühe, mich bei Bewusstsein zu halten. Ich durfte auf keinen Fall ohnmächtig werden, ich konnte jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Wer wusste schon, was die alles mit mir vorhatten?
Der Maskierte namens Kai kam und richtete den Stuhl wieder auf. Mein Kopf dröhnte und Sternchen tanzten vor meinen Augen. Scheiße.
"Alles klar?", fragte er leise.
Ich nickte benommen.
"Bind sie los, wir gehen weiter", befahl der Andere. Kai tat wie geheißen. Vorsichtig löste er die Knoten.
"Was dauert das so lange?! Du musst sie nicht mit Samtpfoten anfassen!"
Er stieß Kai zur Seite und riss das Seil weg. Es schnitt mir in die Haut und ich verzog das Gesicht. Für das nächste drückte er Kai die Pistole in die Hand und ließ mein Handy auf den Boden fallen. Dann zog er ein Messer hervor und schnitt es auf. Dass er damit auch mich treffen könnte, schien ihn nicht zu interessieren. Doch wie durch ein Wunder blieb meine Hand heil und mein Kopf und die andere Hand blieben die einzigen verletzten Körperteile. Erstmal.
Er riss mich aus dem Stuhl, sodass sich meine Welt kurz drehte. Ich sah auf mein Handy. Auf dem gesprungen Display erschien das Profilbild meines Vaters. Er war sicher sehr wütend. Bestimmt dachte er, ich hätte Mom verarscht. Typisch Dad eben.
Mein Entführer sah es wohl auch, denn nun holte er aus und trat mit voller Wucht auf das Handy. Ich schnappte nach Luft, es war immerhin meins.

"Na los!" Unsanft stieß er mich nach vorne. Ich, benommen wie ich war, stolperte, doch erst als ich mit den Armen rudern wollte, merkte ich, dass die hinter meinem Rücken zusammengebunden waren. Ich sah mich schon mit dem Gesicht nach unten am Boden liegen, da hielten mich zwei starke Hände.
"Wir müssen sie nicht behandeln wie den letzten Dreck", sagte Kai.
"Ach was, sie soll nur nicht sterben, das ist alles.", erwiderte der Andere.
Kai schnaubte. "Ich übernehme ab jetzt. Du hast genug gemacht."
Der Maskierte murmelte irgendetwas unverständliches vor sich hin, dann ging er aber. Kai nahm mich vorsichtig an den Schultern und führte mich aus dem Raum. Wir gingen einige Treppen runter und kamen an eine Tür.
"Wo gehen wir hin?"
"Das kann ich dir leider nicht sagen"
"Wir haben mein Handy vergessen"
"Nein, das bleibt hier."
"Aber..."
"Handys kann man orten. Wir haben deins benutzt, jetzt bleibt es hier, um sie auf diese Spur zu führen. Und wenn sie da sind, sind wir wieder weg. Wir sind immer einen Schritt voraus, sie haben keine Möglichkeit als zu zahlen."
Ich schluckte. Er sprach mit mir, als wäre ich im Team. Wieso tat er das?
Ich war doch die Geisel.
"Es tut mir leid", sagte er dann, "Wir müssen manche Maßnahmen einfach ergreifen"
Ich sah ihn verständnislos an, ich wusste absolut nicht, worauf er hinaus wollte, aber ich begriff relativ schnell, als er ein Tuch hervorzog und es mir um die Augen band. Dann wurde ich ins Freie geführt. Der frische Wind tat meinem Kopf gut, dennoch merkte ich, wie gut es war, dass Kai mich führte. Ich war ziemlich neben der Kappe. Es musste irgendein Hinterhof sein, denn es waren keine Straßengeräusche zu hören. Irgendwie schaffte ich es dann auch in das Auto, ohne mich anzuhauen, doch das Glück war nur von kurzer Dauer. Im Auto angekommen stieß ich mir den Kopf nämlich an der Decke und dann war es vorbei. Ich sank nur noch in den Sitz, nahm wahr, dass ich angeschnallt wurde und dann verlor ich endgültig das Bewusstsein.

Was meint ihr? Wer ist dieser Kai?

Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt?

LG 🥰

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