4. Kapitel

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Als ich aufwachte war es dunkel. Ich lag in meinem Bett. Alles war nur ein Traum gewesen. Erleichtert atmete ich auf. Trotzdem setzte ich mich auf. Ich hatte oft krasse Träume, deswegen war ich auch oft so nervös vor dem Einschlafen. Jetzt musste ich mich erstmal beruhigen, bevor ich weiterschlafen konnte. Mein Schädel brummte. Ich erinnerte mich, ihn mir im Traum angehauen zu haben. Aber war es wirklich nur ein Traum gewesen? Ich begann zu zweifeln. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Das Zimmer war klein. Viel kleiner als meins. Das Bett war auf der falschen Seite. Sonst gab es keine Möbel. Nur neben mir stand ein Stuhl, darauf...
Ich begann zu schreien.
Die zusammengekauerte Gestalt sprang auf und hielt in Alarmbereitschaft eine Pistole hoch. Ich schrie noch lauter. Die Gestalt schaltete das Licht an.

Es war einer der Maskierten aus meinem Traum. Es war also doch keiner gewesen. Er legte die Pistole nieder und kam zu mir. Dann legte er eine Hand auf meinen Mund und erstickte meinen Schrei.
"Schschsch, alles gut, du bist in Sicherheit", murmelte er beruhigend. Ich erkannte Kai. Als ich ruhig war, nahm er die Hand wieder weg. Man hörte Schritte. Die Tür ging auf. Ein anderer Maskierter schaute herein.
"Alles gut", sagte Kai, "nur ein schlechter Traum"
Der Maskierte nickte und ging wieder.
Als es wieder ruhig war, schüttelte Kai den Kopf.
"Meine Güte, hast du mich erschreckt", sagte er.
"Ich dich? Du mich!"
Mein Herz raste immer noch, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich zitterte.
"Hey ganz ruhig, ich hatte nicht vor dich zu erschießen, ich bin wirklich nur erschrocken, es tut mir leid", entschuldigte er sich.

Ich schüttelte leicht den Kopf.
"Schon gut", murmelte ich.
Doch eigentlich war nichts gut, ich hatte so viele Fragen.
"Wieso lasst ihr mich einfach so in einen Zimmer? Habt ihr keine Angst, dass ich ausbreche?"
"Du bist angekettet", antwortete er trocken. Erst jetzt merkte ich, dass um meinen Fuß eine Fessel gelegt war, deren anderes Ende am Bett festgemacht war.
"Okay, aber wieso hast du mir den Plan verraten?"
"Hab ich nicht"
"Du hast gesagt, dass wir das benutze Handy dalassen, dass sie uns nicht orten können und sie so zahlen müssen, das war irgendwie wie ein Plan oder?"
Er lachte leise.
"Das war so wenig, dass es gar nichts ausmacht. Selbst wenn du zu jemandem Kontakt hättest, würde ihm das nichts bringen"

Ich war schon dumm. Natürlich würde er mir nichts wichtiges erzählen. Ich ließ mich wieder ins Kissen fallen.
"Wieso habt ihr mich entführt?"
Wieder lachte Kai.
"30.000€, er wird sie zahlen"
"Das denke ich nicht"
"Er ist dein Vater"
"Er ist nicht so ein Vater"
"Ist er nicht?"
"Nein, sein Geld ist ihm dafür viel zu wichtig, außerdem würde es ihn vielleicht den Job kosten, wenn er jetzt schon einknickt. Ich denke nicht, dass er irgendwas zahlt." In Kais Augen sah ich nun eine Veränderung. In ihnen lag eine gewisse... Sehnsucht, aber ich konnte sie nicht zuordnen.
"Wie auch immer", es verschwand wieder. "Du solltest schlafen"
Ich nickte. Er machte das Licht aus. Wenig später schlief ich ein.

Am nächsten Morgen war er weg. Ich war allein. Ich spürte die Panik in mir aufsteigen. Der Raum war halbdunkel nur spärliches Licht fiel durch einen Spalt in der Wand. Der Stuhl stand immer noch neben dem Bett. Ich war immer noch angekettet. Ich rutschte zu dem Ende und betrachtete die Kette genauer. Das Schloss war einfach zu knacken mit einer Haarnadel. Hätte ich nur eine Haarnadel. Ich seufzte leise. Wofür hatte ich das geübt, wenn ich es nun im Ernstfall nicht anwenden konnte, weil es an einer scheiß Haarnadel scheiterte?

Ich fuhr mit durchs Haar. Sollte ich hier heil herauskommen, dann musste ich mir angewöhnen Haarnadeln zu tragen. Ich beugte mich über die Bettkante und sah unter dem Bett nach. Da war Staub. Viel Staub. Ein Haargummi. Ich wusste es, unter den Betten war immer irgendwelches Zeug für Haare. Ich sah weiter und da, da in der Ecke lag sie. Eine schwarze Haarnadel. Ein triumphierendes Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Es gab nur ein Problem. Ich kam nicht dran. Na Klasse. Verbissen streckte ich mich, holte jeden Zentimeter aus mir, dem Bett und der Fessel raus, aber es ging nicht. Ich betrachtete das Bett. Es handelte sich um einen Aluminium Rahmen. Hmmmm. Okay, eigentlich sollte das klappen. Ich begann, mich auf diesen Rahmen zu lehnen. Mit vollem Gewicht lehnte ich mich darauf und versuchte, diesen scheiß Rahmen nach unten zu biegen. Langsam, ganz langsam bog er sich.
Yasss ich war einfach eine Meisterin. Immer weiter bog ich ihn um, schob die Fessel dann auch vor und streckte mich nach der Haarnadel aus. Mit Fingerspitzen erreichte ich sie und...jep. Ich hatte sie. Irgendwie schaffte ich es dann auch wieder hoch. Dann machte ich mich ans Werk. Es dauerte nicht lange, da machte es klick und ich war frei. Ich war tatsächlich frei, wie war das möglich? Okay ich wusste, wie es möglich war... Durch die unglaubliche Intelligenz und Begabung einer einzelnen Person. Ich klopfte mir auf die Schulter, dann stand ich auf. Und hier kam das nächste Problem:
Die Tür war abgeschlossen. Na super.

Aber wie ich schon sagte, die unglaubliche Intelligenz einer einzigen Person. Ich schmiss den Stuhl um, sodass es laut polterte, dann nahm ich ihn und stellte mich hinter die Tür. Schritte erklangen. Ein siegessicheres Lächeln formte sich auf meinen Lippen. Die Tür wurde aufgeschlossen, geöffnet und...
"Sie ist weg!", rief der Maskierte laut. Na super, das war nicht so schlau, egal. Ich war widerstandsfähig und das zeigte ich auch.
Klonk. Ich zog ihm den Stuhl über den Kopf. Weitere Schritte wären zu hören. Es waren viele. Ich hielt mich bereit. Hob den Stuhl. Die Männer kamen rein und...

"Haaaaaaaaaaaaaa!!!!!"
Mit einem Kampfschrei stürzte ich mich auf sie und schlug einen nach dem anderen nieder, dann...
Klonk. Und die Welt wurde schwarz.
"Bist du vollkommen durchgedreht?"
Ich kam langsam zu mir.
Warum musste es immer mein Kopf sein? Autsch.
Ein Maskierter sah mir ins Gesicht, aber das erschreckte mich nicht mehr. "Jap, bin ich, kommt vielleicht davon, dass ich mir seit eurer Entführung ungefähr vier Mal den Kopf heftigst angehauen habe und langsam vielleicht ins Krankenhaus sollte"

"Nach der Aktion wirst du nirgends mehr hingehen. Hast du ja ganz toll gemacht."
"Was interessiert dich das?", fragte ich. "Kai", fügte ich dann noch provokant hinzu. Ich weiß nicht, irgendwie fühlte ich mich wie auf Drogen. Nicht, dass ich wüsste, wie sich das anfühlt,  aber ich fand die Situation gerade unglaublich lustig. Trotzdem bewahrte ich meine Miene.
"Oh, eine ganze Menge, denn ich sollte auf dich aufpassen, aber nach der Aktion, werde ich wohl ab jetzt mehr bad Cop als good Cop spielen."
"Weißt du, Kai, das klingt ja alles schön und gut und uuuuuh ich zittere schon vor Angst, aber es gibt da ein kleines Problemchen... Du bist gar kein Cop."

"Ernsthaft?", fragte er genervt.
Also ich fand mich unglaublich lustig.
"Kannst froh sein, dass nur ich auf dich aufpassen werde."
"Uuuuuh mir schlottern die Knie"
"Bist du auf Drogen?"
"Ne, es sei denn, ihr habt mir welche gegeben"
"Du bist unerträglich in dem Zustand"
"Oh, bin ich das?", fragte ich gespielt niedergeschlagen. Ich wusste nicht, was mich in diesem Moment ritt, ich war sonst nie so drauf. Und auf einmal lachte ich. Ich lachte, als Kai mich verwirrt ansah, ich lachte als er mir aufhalf, ich lachte, als er mich zum Auto führte und als ich einstieg. Ich lachte die Fahrt über, bis mir irgendjemand ein Tuch vor den Mund hielt, ich irgendwas einatmete und auf einmal wegpennte. Und wieder wurde die Welt schwarz.

Wie findet ihr Malina?
LG 🥰

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