eight

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Die Blicke der Fotografen, als Styles und ich den roten Teppich betraten, war das Beste am ganzen Abend.

Ungelogen.

Es war vorerst ein purer Blick der Verwirrung. Sie sahen sich zu ihren Partnern um, formten mit dem Mund „Harry Styles hat 'ne Freundin?“ und „Wer ist die?“ und realisierten dann langsam, dass ich das Mädchen war, was schon seit Wochen in jedem Artikel um Styles und One Direction benannt wurde.

Die 'Mysteriöse Fremde'.

Und als sie dann kapierten, dass ich direkt vor ihrer Nase stand, und sie sich mit einem Hochglanz- Foto bestimmt eine Menge dazu verdienen könnten, stürzten sie sich auf den Auslöser.

Meine erste Reaktion war ein lautes Fluchen, weil mich das Geknipse erschreckte. Soviele Geräusche auf einmal.

Styles versuchte meinen Ausrutscher zu vertuschen, indem er sich zu mir herunter beugte, was die Fotografen natürlich noch heißer machte.

Aus den Augenwinkeln entdeckte ich, dass sogar einige andere Stars, die gekommen waren, sich nach demjenigen umsahen, der ihnen die Show stahlen.

„Kein Fluchen,“ flüsterte er mir ins Ohr. „Ein No-Go in dieser Welt.“

Mir lag schon ein Satz wie 'Ach, du meinst die Welt, in der Madonna seit zehn Jahren immer wieder ihren fünfzigsten Geburtstag feiert? Geniale Welt' auf den Lippen, als mir klar wurde, dass ich genau hier für erzogen wurde – von klein auf wurden mir die Regeln und Verhaltensweisen dieser Welt eingeflößt.

Und jetzt musste ich diese Erziehung nicht mehr beim Klatsch-und-Tratsch-Tee mit meiner Mutter und ihren reichen 'Freunden' zeigen, sondern war genau da, wo ich -nach der Meinung meiner Eltern- hin gehörte.

„Sorry,“ meinte ich deswegen und drückte Styles einen kurzen Kuss auf die Wangen. Dieser überspielte seine Überraschung mit diesem Lächeln, bei dem seine Grübchen so hervor stachen – das Lächeln, wegen dem Millionen ihm verfallen waren.

Dieser Fuchs. Weiß genau, dass dieses Bild morgen überall zu sehen sein wird und strahlt deswegen nochmal total unauffällig sein bestes Lächeln.

Wenn Styles vieles nicht war, raffiniert war er doch irgendwie. Ein ganz kleines bisschen.

Eine Frau, irgendwer vom Management, gestikulierte wie eine Irre an der Seite. Damit wollte sie uns zeigen, dass wir unsere Hintern weiter bewegen sollten, doch mich erinnerte es eher an einen ertrinkenden Wal.

Styles schien auch auf die Dame aufmerksam geworden zu sein, und nahm mich an die Hand, während wir auf dem Teppich ein wenig weiter rückten.

Auch hier lächelten wir, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass die Fotografen sich doch über ihren Standort ärgerten. Hätten sie fünf Meter weiter links gestanden, hätten sie ein richtig exklusives Foto geschossen.

Wieder fiel die Frau vom Management durch komische Zappeleien auf, doch diesmal verstanden weder Styles, noch ich, was ihr Problem war.

„Ich denke, sie sollte sich Schilder basteln, die sie hoch hält,“ meinte dieser leise. Er hatte wohl denselben Gedanken wie ich.

„Oder wir bauen uns einfach Antennen auf den Kopf, damit sie uns immer einfach Nachrichten schicken kann. So ein Gedanken-Übertragung-Ding.“

Da diese Pläne allerdings noch nicht in die Tat umgesetzt waren, mussten wir wohl oder übel weiterhin unschlüssig in ihre Richtung starren und hoffen, dass uns die Erleuchtung kam. Doch die kam nicht, und Styles und ich versuchten unsere Verwirrung so gut wie möglich zu überspielen, indem wir in die Linsen lächelten und ab und zu mal einen langen Blick mit dem anderen austauschten.

Forced Love || h.s [on hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt