Es war heute ein Gott verdammtes Dreckswetter. Es regnete wie aus Eimern und ich hatte natürlich keinen Regenschirm dabei, da ich wie jeden Morgen verschlief. Mein Wecker konnte klingeln, wie er wollte - mich interessierte das nicht. Ich könnte den ganzen lieben langen Tag schlafen oder im Bett verbringen. Wäre da nicht meine Mutter.
Entweder schrie sie mich aus dem Bett oder sie drohte mir damit, einen Eimer voll kaltem Wasser über mir auszukippen.Also stand ich da. Alleine. Unter der Bushaltestelle. Während es in Strömen regnete. Und mein Bus war zu spät. Oder vielleicht kam er einfach nicht - das passierte öfter. Wo war mein bester Freund mit Auto, wenn ich ihn brauchte?
„Seaaaaan." knirschte ich mit den Zähnen, während seine Nummer an meinem Ohr wählte. „Geh bitte bitte an dein Handy und hol mich aus dieser Pampa." redete ich weiter mit mir selbst und wippte von einem Bein aufs andere.Doch vergebens, er nahm nicht ab.
Also blieb mir anscheinend nichts anderes übrig, als den Weg zu Fuß laufen zu müssen. Bei Mum und Dad brauchte ich es erst gar nicht versuchen, die waren beide arbeiten. Meine Laune war vermiest.
Ich schrieb Sean noch kurz eine Nachricht, dass wenn er sie sieht, er mich bitte irgendwo noch zwischen Schule und meinem Zuhause abholen sollte.
Genervt kramte ich meine Kopfhörer aus der Lederjacke und steckte sie mir in die Ohren. Wenigstens die Musik ließ mich an diesem grauenvollen Tag nicht im Stich.„Ava." sprach jemand links neben mir, doch ich lauschte schon gespannt dem Lied und schloss meine Augen dazu, während ich den Bürgersteig entlang nach Hause ging.
„Avaa." Ein zweites Mal wurde meine Name gerufen, doch ich war so vertieft, dass ich es in meiner eigenen kleinen Welt gar nicht mitbekam.
„AVA!" schrie derjenige jetzt noch einmal und ließ den Motor dabei so laut aufheulen, dass ich selbst durch die Kopfhörer einen Schlag bekam und mich entsetzt zur Straße drehte.„Wie kann man nur so selten blöd sein?" blabberte ich los und nahm dabei gar nicht wahr, wer oder was da gerade meinen Name gerufen hat, sondern war viel mehr nur darauf konzentriert, wie man mit so einem bisschen Blech, so auf dicke Hose machen konnte.
„Also eigentlich wollte ich dich bis eben noch mitnehmen, aber jetzt kannst du laufen." sagte die Person aus der heruntergelassen Scheibe des Beifahrersitzes und ich duckte mich ein Stück herunter, um den Fahrer zu sehen.
Aber allein an der Stimme wusste ich bereits, wer es war.Genervt rollte ich die Augen. Eigentlich würde ich lieber sterben, als sein Angebot anzunehmen, mich von ihm nach Hause chauffieren zu lassen.
Aber da mir einfach nur kalt und meine Klamotten mittlerweile vom Regen durchtränkt waren, entschied ich mich mir in den Arsch zu beißen und sein Angebot falsch lächelnd anzunehmen.Bild dir jetzt bloß nichts darauf ein, du Blödmann.
Triumphierend stieß er die Autotür auf und klopfte mit der Hand auf dem Sitz, damit ich mich hinsetzte.
„Wehe auf dem Sitz ist nachher eine Pfütze wegen dir, dann kannst du die selber aufschlabbern."Ehm, wie bitte.. ist er blöd?
Wenn ich ihm doch seine schönen Autositze nicht versauen sollte, dann hätte er mich gar nicht fragen brauchen, ob er mich zu mir fahren soll.
„Jaja." lachte ich unglaubwürdig und schüttelte dabei den Kopf.Es herrschte Stille im Auto. Weder lief Musik, noch sprach Jake auch nur ein Wort mit mir. Das einzige, was er tat, war die Temperatur ein wenig aufzudrehen und die Sitzheizung anzustellen. Ob er das nur seiner Sitze zur Liebe tat oder gesehen hatte, dass ich ein wenig vor Kälte zitterte, war mir egal. Es war angenehmer.
Aber eigentlich müsste ich auch darüber glatt froh sein, dass er nichts sagte, doch es gab in meinen Augen nichts unangenehmeres als sich während einer Fahrt anzuschweigen.
Was man vielleicht nur hörte, war mein angespanntes Schlucken, welches mir in dem Moment echt unangenehm und extrem laut vorkam.Der Wagen hielt vor meinem Haus und wie angewurzelt blieb ich noch einen kleinen Moment sitzen. „Ava, wir sind da." sagte er leise und riss mich dabei aus den Gedanken, in die ich kurz vertieft war. Ich bedankte mich knapp und stieg aus, drehte mich aber noch einmal prüfend um. „Kein Fleck, na da bin ich aber froh." sagte ich ironisch und strich mir meinen imaginären Schweiß von der Stirn.
Jake grinste belustigt und ich schloss die Tür des Wagens hinter mir.Erst als ich die Haustür aufgeschlossen hatte und mit einem Fuß in der Schwelle stand, begann sein Motor aufzuheulen und binnen weniger Sekunden war sein Auto am Ende der Straße verschwunden.
Manchmal war er vielleicht doch ein netter Blödmann.
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The Brother Of My Best Friend
Teen FictionSeit achtzehn Jahren waren Ava und Sean ein eingespieltes und unzertrennliches Duo, welches man nicht so einfach auseinander bekommen konnte. Lügen und Geheimnisse untereinander kamen für beide niemals in Frage. Schon als kleine Kinder beschlossen s...