Chapter Nine

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Als unsere Eingangstür ins Schloss fiel, kickte ich erschöpft meine Sneaker in die nächste Ecke und meinen Rucksack direkt mit hinterher.
Was ein beknackter Schultag.

„Na Spatz, wie war die Schule?"
Meine Mama lugte um die Ecke und grinste mich mit ihren leuchtend blauen Augen gespannt an.
Und soll ich euch was sagen? Genau diese leuchtenden blauen Augen hatte ich eines Glückes von Mama geerbt. Bei dem Rest kamen leider die Gene von Papa mehr durch. Meine hässlichen und langweiligen braunen Haare zum Beispiel..

Eigentlich war das gar nicht mal so eine schlechte Mischung, da es selten jemanden gab, der brünette war und dazu strahlend blaue Augen besaß.
Das einzige was dem Gesamtpaket fehlte, war ein Ticken Schönheit. Aber anscheinend war ich nicht anwesend, als Gott diese verteilte.. lach

„Frag bloß nicht.." rollte ich mit den Augen und Mama verschränkte die Arme, als wenn sie es schon ahnen konnte, was los war. Aber das konnten Mütter ja sowieso immer, ohne dass du großartig was sagen musstest.

„Was hat Sean jetzt schon wieder angestellt, dass du so einen Mund ziehst?" schaute sie mich fragend an und lachte dabei, wobei mir eher zum Heulen zumute war, wenn ich an die Situation vorhin zurückdachte.

Aber was hatte ich gesagt? Sie hatte einen Riecher dafür, wenn etwas nicht stimmte.

„Alle Jungs sind gleich. Kaum haben sie ein Mädchen kennengelernt, schaltet sich bei denen das Gehirn aus." Ich schlenderte in die Richtung meiner Mama und ließ mich auf den Stuhl in der Küche fallen. „..nicht mal mehr Spaß haben kann ich heute Abend." fügte ich noch hinzu und wurde daraufhin neugierig beäugt.

„Spaß haben also..." Mama setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir und stützte ihren Kopf dabei ab.
„Und wieso kannst du das nicht mehr?" hakte sie genauer nach und ich zuckte dabei nur mit gesenktem Blick die Schultern.

Ja, wieso denn bloß?
Wie sollte man denn alleine auf eine Party gehen und Spaß haben? Vor allem wenn man dann noch anderen dabei zugucken muss, wie sie sich amüsieren und selber wahrscheinlich wie ein Stück Elend in der Ecke hockt.

„Seitdem Sean dieses Mädchen aus unserer Schule näher kennengelernt hat, bin ich wie Luft für ihn geworden." Mittlerweile hatte ich meine Hände schon hysterisch in die Luft geworfen, weil es mich schon wieder fast zur Weißglut brachte, wenn ich nur einen einzigen Gedanken darüber verlor. „Sogar versetzen tut er mich für sie."

Verdutzt seufzte sie.
„Lass ihn. Irgendwann wird er es merken, denn für gewöhnlich hält die Freundschaft länger als die Liebe." munterte sie mich auf und strich mir dabei sanft über die Schulter.

Trotzdem war es für mich unbegreiflich, wie man achtzehn Jahre Freundschaft für jemanden, den man erst seit kurzer Zeit kennt, „ersetzen" kann. Das war einfach nicht der Sean, den ich seit ich klein war, kannte. Klar..es war immerhin nur eine Party, wofür er mich sitzen lassen hatte für sie, aber schon das 2. Mal ingesamt innerhalb kürzester Zeit.

Ich nickte und raffte mich auf, um die Treppen zu meinem Zimmer in Eile hoch zu sprinten, meiner Mama am Treppenabsatz noch ein kleines Dankeschön zuzurufen und wenige Sekunden später in meinem Zimmer zu verschwinden.

Ich werde heute auch zu dieser verdammten Party gehen und genauso viel Spaß haben wie alle anderen auch. Vor allem genauso viel, wie Sean es haben wird.
Ich musste auch mal langsam das Selbstbewusstsein haben, zu einer Party zu gehen ohne Sean im Schlepptau.

Das Outfit, welches ich mir gestern Abend schon herausgesucht hatte, legte ich mir auf mein Bett zurecht und tapste zufrieden in Richtung Bad, um eine Dusche zu nehmen und mich auf heute Abend vorzubereiten.

The Brother Of My Best FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt