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Angepisst stellte ich mein Fahrrad ab, keine Ahnung wo Nina war, aber es interessierte mich herzlichst wenig. Wie gesagt, ich war eigentlich nicht auf Freundschaften aus. Erst recht nicht jetzt, ich hatte das Bedürfnis jedem dem Mittelfinger zu zeigen. Einfach aus Lust, oder doch eher wegen Nura. Gott, allein wenn ich schon an gestern denke, könnte ich schreien und gleichzeitig auch weinen. Und wenn mich jemand anspricht, dann vergesse ich mich! Ich war so wütend, dass mich niemand beruhigen konnte.

Das war so krankhaft, ich hatte sogar das verlangen ein kleines Kind einfach umzuschubsen. Zum Beispiel das neben mir, was lacht und fröhlich ist. Kurz war ich echt davor, aber dann entdeckte ich Jarvis am Ende des Ganges und ich wollte nicht seine Aufmerksamkeit erwecken. Ich wollte niemandes. Also drehte ich mich um und lief in die Entgegengesetzte Richtung, auch wenn ich eigentlich zu meinen Spind wollte. Warum musste dieser Mistkerl eigentlich da auch stehen? Und warum hatte ich nicht Arsch genug um einfach trotzdem zu meinem Spind zu gehen? Gott, so wird nie was aus mir! Ich drehte mich also wieder um und lief zu meinem Spind, der Gottseidank nicht all zu nah von ihm war. Außerdem sag ich zu viel Gott, ich sollte mich schämen.

Ich öffnete meinen Spind, nahm meine Bücher für die nächsten Kurs raus, knallte die Tür zu und erschrak mich. "Nina.", seufzte ich und sie lächelte mich verlegen an.

"Wieso hast du nicht gewartet?", fragte sie mit ein bisschen Vorwurf in der Stimme. Vielleicht weil ich dich nicht kenne? Vielleicht weil ich dich nicht als Freundin sehe? Vielleicht weil ich keine Lust auf dich hatte? Das sagte ich natürlich nicht, so war ich nicht. Sie hatte eh zu wenig an Selbstbewusstsein, das würde ihr mehr zutragen.

"Sorry.", meinte ich nur und zuckte dann mit den Schultern. Warum ist sie denn jetzt beleidigt? Ist ja nicht so als wären wir Freunde oder so.

Sie lächelte mich auf einmal an, als wäre nichts gewesen. Ihre braunen Rehaugen blickten mich lieb an und verwirrten mich ein bisschen. Oh man... Sie machte es mir auch echt schwer, nicht mit ihr befreundet sein zu wollen.

„Wir sehen uns später.", sie drehte sich um und ging einfach. Verwundert sah ich ihr nach, aber lief dann auch schon zu meinem Kurs.

Wir hatten Chemie und irgendwie schaffte ich es mich bis zur Mittagspause zu beruhigen. Während dem Gespräch mit Nina hatte ich möglichst versucht nicht meine Gefühle an ihr auszulassen.

Das ich mich noch beruhigen konnte, war ein Wunder. Vielleicht lag es am Wind, der die Blätter des Baumes hin und her bewegen ließ. Es hatte irgendwas beruhigendes an sich. Oder an Nina, sie hatte auch etwas beruhigendes an sich. Als sie mich anlächelte, vielleicht hatte sie ja gemerkt das es mir nicht gut ging...

Nach der Stunde lief ich zur Cafeteria und entdeckte Nina gleich alleine in der Ecke sitzen. Ich hatte ja schon irgendwie Mitleid mit ihr, sie sah so verloren aus und hatte vielleicht die letzten Jahre überhaupt keine Freunde.

Frustriert fuhr ich mit meinen Händen über das Gesicht und lief zu Nina. Im Moment möchte ich mich eigentlich lieber in meinem Bett verkriechen und weinen. Bis ich nicht mehr konnte. Meine Gedanken führen mich irgendwann noch in den Abgrund...

Bei Nina angekommen setzte ich mich gegenüber von ihr, stützte meinen Kopf mit beiden Armen ab und starrte sie solange an bis sie es aufgab und mich fragend ansah.

"Willst du mir vielleicht erklären was hier los ist?", fragte ich sie aus heiterem Himmel.

Verwirrt blickte sie mich an. „Was meinst du?".

„Wie kann so jemand wie du, keine Freunde haben?", sagte ich direkt.

„Was? Wo-... ich hab nie gesagt, dass ich keine habe.", sie wurde rot und versuchte meinem Blick auszuweichen.

JarvisWhere stories live. Discover now