Am nächsten Tag schien die Sonne und es sollten bis zu 23 Grad werden. Endlich, nach tagelangem Regen.
Seit dem ich mit Nina shoppen war verging ungefähr ein Monat und wir hatten April. Das wir mitten im Jahr umgezogen sind, schaffte ich mit großer Bravour zu bewältigen. Ich war mittlerweile nicht mehr Fremd, aber immer noch Neu. Es hatte sich nicht wirklich viel geändert, ich war immer noch wie vor einem Monat, außer das Nina und ich uns ziemlich gut angefreundet haben.
Ich litt immer noch unter meinen täglichen Gedanken über Nura. Es hatte sich nicht gebessert, eher verschlechtert. Wir hatten überhaupt keinen Kontakt mehr. Dieser plötzliche Kontaktabbruch meiner zweiten Hälfte, machte mir zu schaffen und ich wusste echt nicht, ob ich je darüber hinweg kam. Hätte mir man früher erzählt, dass mein so gutes Verhältnis zu meiner Schwester kaputt gehen würde, wäre nur ein erbärmliches Lachen gekommen und ein 'nichtmal in meinen schlimmsten Träumen, Idiot'. Tja, nun sieh mal einer an was sich so alles ändert in einer Geschwindigkeit bei der ich nicht mitkam und mich deswegen nicht damit abfinden kann. Ich hatte immer noch Hoffnungen das es so werden wird wie früher, aber das ist doch eher für die Tonne. Lächerliche Träume einer siebzehnjährigen. Und deswegen nannte ich den Albtraum in dem ich mich befand kurz gesagt: Depressionen. Ob es wirklich welche waren oder nicht, war mir egal. Das war für mich meine Definition zu meiner beschissenen Situation.
Gegenüber öffnete sich die Tür während ich wieder schlecht gelaunt, weil ich an Nura gedacht habe, auf mein Fahrrad zu lief. Nina und Jarvis traten heraus. Nina sah mich, rief mir ein "Hey, Aicha." zu und winkte. Ich gab ihr ein Peace und beschäftigte mich dann mit meinem Fahrradschloss. Ich musste lernen, meine Laune nicht an Nina auszulassen, da sie gar nicht damit klar kam und dann entweder überfordert oder verletzt war. Sie war eine empfindliche Person, was mir aber irgendwie wieder half auf andere Menschen zu achten. Irgendwie interessierte es mich nicht wirklich viel, wie sich andere Menschen wegen meiner Art fühlen, aber Nina hatte ich lieb gewonnen und deswegen musste ich darauf achten sie nicht zu verletzen. Sie hatte es auch nicht verdient, sie ist doch so unschuldig. Jarvis nickte mir kurz zu und ich schenkte ihm einen Blick. Wir waren sowas wie Bekannte geworden, war auch kaum zu vermeiden, weil ich immer was mit seiner Schwester machte.
Nina kam auf ihr Fahrrad auf mich zu und blieb stehen. Sie trug eine lange Jeans-Latzhose und darunter ein dunkelrotes T-Shirt. Unser gemeinsamer Shoppingtag verlief eher chaotisch, als wir an der Einkaufsstraße ankamen und in einen Laden gingen, hatte Nina keine Ahnung was sie tun sollte. Sie wusste nicht was ihr eigener Style war und deswegen riet ich ihr einfach Kleidungsstücke zu nehmen, die ihr gefielen. Zuerst nahm sie Klamotten, die ihr ihre Mutter immer mitbrachte, aber nach einer kurzen klaren Predigt von mir klappte es. Ich glaub allein an diesem Tag sind wir enger zusammengewachsen und das obwohl wir uns erst vier Tage kannten.
Als ich wieder Nina anschaute, sah sie mich mit einem fetten Grinsen auf den Mund an, was mich verwirrte. "Alles klar?"
"Ja, es ist nur so schönes Wetter.", sagte sie verträumt und schaute mich mit ihren großen rehbraunen Augen an.
"Ist das so?", ich fuhr einfach los ohne auf sie zu warten.
"Jaaa!", schrie sie schon fast, sie war glücklich. Sie war immer so aufgedreht in letzter Zeit. Lag bestimmt an Wyatt, welcher der blonde Kumpel von Jarvis war.
Ich sagte darauf hin nichts mehr und still fuhren wir zur Schule. Ich genoss die Stille und das atemberaubende Wetter. Eindeutig war ich ein Sommermensch und das würde sich nie ändern, egal was passierte.
"Du, Aicha?", fragte Nina mich.
"Mh.", ich sah sie kurz von der Seite an und wieder hatte sie ein fettes Grinsen im Gesicht.
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Jarvis
Teen FictionIch fiel in ein tiefes Loch lauter Ängsten, Grübeleien, missverstandenen Worten, deprimierten Gedanken, bemitleidenden Selbstwertgefühlen und nur dir war es möglich mich da rauszuholen, Jarvis. Nur dir.