Küsse und Zweifel

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Immer wenn keine Peraon angegeben ist, dann ist es aus Claire's Sicht geschrieben. Nicht, dass hier Missverständnisse entstehen.

Warum sind Väter nur so schrecklich gemein? Es kann doch nicht sein, dass er immer alles zerstört! Ich weiß ja, dass er diese dämliche Weltherrschaft haben will und dafür jegliche Menschen ausnutzt. Aber er soll froh sein, dass ich ihm überhaupt helfe! Bei solchen Aktionen bin ich immer schwer in Versuchung, ihm den Rücken zuzudrehen. Das ist nicht so leicht, denn das dämliche Arschloch namens Loki kommt immer wieder zurück! Also darf ich hier sitzen, Will festhalten und gegen die Illusion kämpfen. Es sind Wassermassen, die scheinbar über uns hereinbrechen und uns den Atem rauben. Aber ehrlich, Loki spielt nur mit der Einbildung. Ich suche die Schwachstelle dieser Illusion. Es muss sie geben. Dann hab ich es: Fische. Hier sind keine Fische. Ich erschaffe eine Art Riesenfisch, der Will an die Oberfläche bringt und das Wasser aufsaugt. Es scheint zu wirken, denn Will wird langsam wieder normal und sein panischer Ausdruck weicht Fassungslosigkeit. Dann ist wieder vollkommen bei Sinnen. „Was war das denn?“, fragt er sichtlich erschüttert. 

„Eine Illusion.“ Ich runzel die Stirn? Was soll das eigentlich bringen?

„Eine Illusion? Du meinst, ich bin verarscht worden? Wer erlaubt sich denn sowas! Das ist wirklich die Höhe!“ Will steht auf und hält mir seine Hand hin. Ich ergreife sie und stehe ebenfalls auf.

„Mein Vater tut sowas.“ Meine Stimme ist ganz leise und traurig. „Und ich weiß nicht, warum.“

„Dein Vater? Dein göttliches Elternteil?“

„Welches sonst. Meine Mutter ist ja tot.“

„Das tut mir leid. Aber es muss einen Grund geben, weshalb dein Vater unser Date versauen wollte.“

„Es gibt einen. Aber den kenn ich nicht.“

„Wer ist dein Vater, Claire?“ Will sieht mich durchdringend an.

„Ich kann dir das nicht sagen. Du weißt, wieso.“ Ich sehe ihn bittend an. 

„Du kannst mir vertrauen.“

„Will, ich würde es dir ja sagen. Aber ich kann jetzt keine Verhandlung und Todesstrafe gebrauchen.“

„Ich habe nicht vor, etwas zu verraten. Ich möchte nur wissen, wer du bist.“

„Du kannst alles wissen. Außer die Sache mit meinem Dad. Versteh das doch!“ Ich sehe ihn bittend an.

„Werde ich es je erfahren?“

„Vielleicht.“ Ich habe keine Lust mehr auf diese Diskussion. Genau aus diesem Grund küsse ich Will wieder. Er lässt es zu und schlingt seine starken Arme um meinen Körper. Es ist so angenehm dieses Gefühl der Nähe und Wärme zu fühlen. Das sind die Momente, in denen ich meine Ängste und verborgenen Träume zeigen kann. Die Momente, wo auch ich schwach sein darf. Es ist ein intensiver Kuss. So intensiv, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Viel zu früh lösen wir uns von einander und halten uns nur in den Armen. Fast vergesse ich meinen Auftrag. Fast.

Ich habe keine Ahnung, wann ich zurück bin. Spät auf alle Fälle. Am nächsten Morgen wache ich zu spät auf und muss mich beeilen, um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Frühstück kann ich vergessen. „Verfickte Scheiße! Jetzt sehe ich aus wie ein durchgeknallter Zombie. Wir hätten früher fahren sollen!“ Meine Gedanken schweifen zu Will. „Claire, du kannst doch nicht ernsthaft verliebt sein! Das bringt nur Ärger!“ Ich stelle mich vor den Spiegel. „Verdammter Mist, ich liebe Will! Und wenn das jemand rausfindet, bin ich am Arsch! Fick dich, Dad!“ Ich drehe meinem Spiegelbild dem Rücken zu und sprinte zu meinem Raum.

Der Vormittag wird die Hölle. Nichts ist schlimmer, als ohne Frühstück Unterricht zu machen. Beim Mittagessen falle ich über da Büfett her. Olli, der neben mir sitzt, staunt nicht schlecht. „Was wird das? Frustessen, weil gestern nichts lief?“ Er grinst.

„Ich hab seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Verschlafen. Und Olli, gestern lief ‚ne ganze Menge.“ Ich sehe ihn bedeutungsvoll an. 

Seine Augen beginnen zu leuchten. „Erzähl!“

„Er ist zwar zu spät gekommen, aber es hat sich echt gelohnt.“ Ich drehe mich zu ihm und er beobachtet mich aufmerksam. „Also, Will hat mich mit einem Motorrad mitgenommen. Ich liiiiebe das ja. Dad hat’s mir verboten, dieser Mistkerl. Wir sind zu einem See gefahren. Ich bin eigentlich nicht so sehr die Romantikerin, aber das war echt schön. Jedenfalls haben wir erst ein bisschen geredet. Und dann haben wir uns geküsst. Olli, es war so wunderschön. Und Will kann echt richtig gut küssen!“

„Ich weiß.“ Olli grinst. Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. „Flaschendrehen. Aber erzähl weiter.“

„Jedenfalls hat Dad den Moment zerstört. Weißt du, es war alles so wundervoll. Die Sonne ging unter, wir haben uns geküsst. So wie in einem Film. Und dann kam Dad. Er hat Will eine Illusion vorgesetzt. Als Will dann wieder bei Sinnen war, haben wir uns wieder geküsst. Und danach nur in den Armen gehalten. Olli, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war einfach…WOW!“

„Claire, das klingt so schön. Ich freu mich. Und, was meinst du, wird da mehr draus?“

Ich kaue auf meiner Unterlippe. „Keine Ahnung. Ich hoffe schon, aber sicher bin ich mir nicht. Aber Olli, wie soll ich mich ihm gegenüber denn jetzt verhalten?“

„Tja, das weiß ich nicht, aber du kannst es gleich ausprobieren. Will ist auf dem Weg hierher.“ Mit diesen Worten erhebt Olli sich lächelnd und lässt mich allein. Dann ist Will da. „Hey“, sagt er.

„Hi.“ Joa, geistreich bisher. Will lässt sich auf dem Platz neben mir nieder. Die sich ausbreitende Stille ist irgendwie unangenehm. 

„Es ist wirklich schön gewesen gestern.“ Will sieht mich lächelnd an.

„Ja, das war es.“ Hm, sehr viel geistreicher wird das auch nicht.

„Ich glaub, wir sollten los.“ Will steht auf. Ich werfe kurz einen Blick zur Uhr, dann erhebe ich mich. Gemeinsam gehen Will und ich nach draußen. Auf dem Schulhof, der komischerweise menschenleer ist, ist es angenehm warm. „Wo sind denn alle?“, frage ich verwundert.

„Keine Ahnung.“ Will zuckt die Achseln. „Aber es stört mich nicht.“ Will schlingt seine Arme um mich und legt seine Stirn an meine. Langsam, aber bestimmt dirigiert er mich an eine Wand. Mein Hände ruhen auf seinen Schultern; mit der einen Hand stützt Will sich an der Mauer ab, die andere liegt auf meiner Hüfte. Ich sehe ihn herausfordernd an. „Da kommen deine Freunde, Will. Wie viel wissen sie?“ Er wirft einen Blick zur Seite. Eine Gruppe Jungs und Mädchen laufen über den Schulhof. Einer von ihnen ruft: „Ey, Will! Was wird das denn?“ Logan Quinn. 

Will hebt seinen Kopf und ruft zurück: „Das wirst du sehen, wenn du länger bleibst.“ Dann dreht er mir wieder seinen Kopf zu und senkt seine Lippen auf meine. Ich weiß nicht, irgendwie reden wir kaum miteinander, dafür sind unsere Lippen und Zungen immer anderweitig beschäftigt. Mich stört das nicht, aber es wäre auch schön, mal ein bisschen zu reden. Die Gruppe grölt und albert herum. „Komm, Will, es reicht. Das arme Mädchen kriegt ja kaum noch Luft.“ Will löst sich von mir und grinst mich an. Ich grinse zurück. Und genau in diesem Moment wird der Himmel komplett schwarz. In der erdrückenden Stille sind nur meine fluchenden Wort zu hören. „Fick dich, Dad!“

Soo, das wars auch schon wieder.
Was haltet ihr von Will? Würdet ihr mit Claire tauschen? Oder wollt ihr doch lieber jemand anderen?
Und was meint ihr, was passiert jetzt?
Schreibt mir eure Meinung in den Kommentaren und votet kräftig!
Bis bald, meine lieben Unicorns! I love you all!! ❤

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