Ein Rabe breitete seine schwarzen Flügel aus und flog davon. Geschrei von Menschen ertönte, so laut und grausam, dass der Himmel es ihnen gleich tat. Blut regnete von den Wolken. Das Gesicht eines Mannes erschien mit Augen blauer als Eis. Eine nackte Frau stand dar, von Kopf bis Fuß in Blut gebadet und einen Dolch in ihrer Hand. Alle Bilder gingen ineinander über und ich war mir sicher, dass sie mir etwas sagen wollten, nur Verstand ich ihre Botschaft nicht.
Geweckt durch eine scharfe Klinge an meinem Hals riss ich meine Augen auf und sah in das schmutzig grinsende Gesicht eines Wikingers, leuchtend von der aufgehenden Sonne bestrahlt. Er war mit sämtlichen Runen des heidnischen Glaubens tättowiert, wie ich an seinen Armen, welche nur zur Hälfte von einem braunen, lockeren Gewand bedeckt waren, erkennen konnte. Er trug seinen Bart länger als seine kurzen, blonden Haare und sah allgemein ziemlich verkommen aus, als würde er schon eine Ewigkeit durch die Wälder irren.
In nicht allzu weiter Ferne hörte ich Stimmen weiterer Männer, ich konnte sie jedoch nicht erblicken. Langsam glitt er mit der Klinge des Schwertes meinen Hals hinunter, zwischen meiner Brust bis zumeinem Bauch, während sein gieriger Blick es ihm gleich machte.
Vorsichtig versuchte ich mit den Fingerspitzen den Schaft meiner Waffe zu ertasten."Suchst du das?", fragte er mich mit einem noch breiteren Lächeln und hob mit seiner anderen Hand mein Schwert hoch. Angst machte sich in mir breit aber auch unheimliche Wut. Sowohl auf diesen Mann, der mir meine so schon schwierige Lage noch schlimmer machte, als auch auf mich selbst. Wer schläft so fest, dass man nicht hört, wenn jemand durch das Laub heraneilt? Ein wütendes Schnaufen entfuhr mir, während ich abwechselnd mein Schwert in seiner Hand und ihn ansah.
"Was macht so ein hübsches Ding wie du ganz alleine in einem Wald? Und dann noch zu dieser Jahreszeit?", fragte er erneut, jedoch schien er keine Antwort zu erwarten, denn er begann wieder sein Schwert noch weiter meinen Körper entlang zu führen, bis er am Saumen meines Kleides gelangt war. Ich zuckte zusammen, als er begann diesen mit der Klinge hohzuschieben und ich das kalte Metall auf der Haut meines Oberschenkels spürte. "Du bist wohl nicht sehr gesprächig. Naja um mir und meinen Männern Freude zu bereiten brauchst du auch nicht zu reden." Er leckte sich seine Lippen ab und sah mich voller Lust an. Anschliesßend drehte er seinen Kopf in Richtung der anderen Männer und rief: "Die Götter waren heute gnädig mit uns, schaut wen ich gefunden habe!"
Ich nutzte die Gelegenheit seiner Unaufmerksamkeit und trat ihm in die Kniekehle, sodass er fiel. Dabei ließ er mein Schwert fallen, welches ich ohne zu zögern ergriff. Er schien sehr überrascht zu sein, denn als er grade seine Waffe griff stand ich bereits über ihm und durchbohrte seinen Brustkorb mit meiner Klinge. Der Schreck stand in seinen Augen, welche immer leerer wurden, bis er schließlich tot war.
"Wer von uns ist jetzt gesprächig?", fragte ich zur Leiche gewandt und zog das Schwert aus dem Toten. Es war so einfach ihn zu töten. Viel zu einfach. War das mein erstes Mal, dass jemand durch meine Hand sein Leben verlor? Meiner kämpferischen Fähigkeit und der Leichtigkeit mit welcher ich dies tat nach zu urteilen vermutlich nicht.
Ich sah, wie die anderen Männer auf mich zu kamen und begann zu laufen. So schnell ich konnte flitzte ich zwischen den Bäumen, jedoch hörte ich wie sie aufholten. Wenn sie mich erwischen würden wäre mein Schicksal wohl gefällt. Sie würden mich sicher umbringen und dann würde ich niemals Antworten bekommen. Mit diesem Gedanken bündelte ich meine ganzen Kräfte und befahl meinen Beinen mich schneller zu tragen. Andauernd schaute ich hektisch um mich, damit ich meine Distanz zu den Verfolgern einschätzen konnte.
Ruckartig fiel ich zu Boden. Mein Blick eilte hinter mich, um den Grund meines stolperns auszumachen, wobei ich die Silouette eines verletzten Wolfes erkannte. In seiner Schulter steckte ein Pfeil, von dem quälende Schmerzen ausgehen mussten. Vermutlich war es das Werk des selben Personen, die nur den Bruchteil einer Minute hinter mir lagen. Seiner Größe nach zu urteilen musste er noch sehr jung gewesen sein. Weißes Fell zierte seinen Körper, gesprenkelt von rotem Blut aus der Wunde. Mein Mitleid und der Wunsch dem armen Tier zu helfen wurde von dem sich nähernden Geschrei der Wikinger unterbrochen. Ich wollte grade weiter laufen, als ein schmerzerfülltes Fiebsen von dem Tier ausging. Obwohl ich vor wenigen Minuten einen Mann getötet habe, ohne mit einer Wimper zu zucken, war es für mich eine grausame Vorstellung den Wolf in diesem Zustand zurück zu lassen, also beschloss ich ihm zu helfen. Schließlich befand ich mich grade in einer ähnlichen Lage wie er: Alleine, hilflos und in Gefahr durch diese Barbaren. Kurz dachte ich darüber nach, ihn von seinem Leid zu erlösen, entschied mich jedoch dagegen, mit etwas Glück könnte er es überleben. Die Männer waren nun sehr nah, weshalb ich versuchte hinter einem Baum direkt neben dem verletzten Tier Sichtschutz zu finden.
"Sie kann nicht weit sein, sucht sie!", hörte ich eine raue Stimme rufen. Vorsichtig nahm ich mich dem Wolf an, in der Hoffnung nicht gesichtet zu werde."Das kann jetzt weh tuen aber bitte sei leise. Sonst sind wir beide tot.", sagte ich zu dem Tier als ob es mich verstehen konnte. Super, jetzt hast du wohl wirklich den Verstand verloren. Sprichst mit einem Tier welches du retten willst obwohl dein Leben auf dem Spiel steht. Meine naiven Gedanken begleiteten mich während ich den Pfeil schnell aus der Schulter zog. Ein lautes heulen entging dem armen Wesen vor mir. Verdammt.
Schnell schmiss ich mich so nah an den Baum, als ob ich eins mit ihm wäre. Eine Hand ruhte auf der Brust des langsam atmenden Tieres, die andere umfasste ich den Schaft meines mit Blut beschmierten Schwertes. Vermutlich würde er eh sterben und ich gleich mit ihm. Warum bist du nur so dumm? Wie erwartet haben die Krieger den Aufschrei gehört, dies entnahm ich den immer lauter werdenden Schritten auf dem trockenen Laub. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu sammeln. Als ich zwei Stimmen hinter mir etwas unverständliches murmeln hörte war ich entschlossen. Ich würde nicht kampflos sterben. Mindestens einen würde ich mit mir reißen. Ungewiss welchem Glauben ich eigentlich angehörte betete ich bloß in mich selbst hinein. Meine Hand, welche auf dem Wolf ruhte begann sich schneller auf und ab zu bewegen. Ich schaute zu ihm und die Stelle, die eigentlich als blutende Wunde zu erkennen war, war plötzlich nicht mehr auszumachen. Wie in aller Welt war das möglich? Alles, was noch auf die Verletzung hindeutete war das getrocknete Blut im Fell des Tieres. War ich das? Tausende neue Fragen kamen zu den ohnehin viel zu vielen bereit bestehenden dazu.
Just in diesem Moment kamen die Vikinger in mein Sichtfeld. Ich sprang auf und rannte auf sie zu. Es waren zwei, wobei ich mir sicher war, dass weitere nicht allzu fern waren. Sie sahen mich, konnten jedoch den Schnitt auf dem Arm, welchen ich dem größeren der beiden zufügte nicht aufhalten. Er drehte sich fluchend und seine Wunde haltend weg, während der andere zu einem Schlag ausholte, bereit mir meinen Kopf von den Schultern zu trennen. Grade rechtzeitig schaffte ich mich zu ducken, um ihn anschließend mein Schwert in den Bauch zu rammen. Er sackte zu Boden, und machte sich bald auf die Reise nach Valhalla. Schmerz durchströmte mein Bein, denn während ich damit beschäftigt war den einen der Männer zu töten hatte der Verletzte die Gelegenheit genutzt und mir seinen Dolch in den Oberschenkel gerammt. Ich Schrie auf. Erwollte mir grade den finalen Stoß versetzen und mich auf die selbe Reise schicken wie ich soeben seinen Komparsen, jedoch schaffte ich es sein Schwert mit meinem abzuwehren, ließ dieses aber durch die enorme Wucht fallen. Er holte zu einem weiteren Schwung aus, jedoch nutze ich den Vorteil, schneller zu sein als dieser riesige Kerl, zog unter unvorstellbaren Schmerzen den Dolch aus meinem Bein und durchbohrte mit diesem den Hals meines Gegenübers. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben als er auf seine Knie sackte um schließlich tot umzufallen.
Okay, kämpfen kann ich auf jeden Fall. Wen ich nur wüsste wo ich gelernt habe so gut mit einer Waffe umzugehen...
Ich schaute in Richtung des Wolfes, doch alles was ich sah war eine kleine Blutpfütze, an der Stelle, an der das Tier lag. Er schien fortgelaufen zu sein. Das bedeutet, dass er tatsächlich geheilt wurde... Und dies vielleicht durch meine Hand. Ich bückte mich um mein Schwert aufzuheben. Plötzlich verspürte ich einen dumpfen Schlag auf meinen Hinterkopf und meine Welt wurde in tiefes Schwarz getaucht...
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Bloody Fate (Vikings FF)
FanfictionEin Augenblick und alles ändert sich. Kaira wacht eines Tages in einem Wald auf, ohne jegliche Erinnerung an ihr vorheriges Leben und mit Fähigkeiten die nicht von dieser Welt sein können. Auf ihrer Suche nach Antworten trifft sie auf die Familie d...