Kapitel 5

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Nach mehreren Dutzend Versuchen meine Fesseln zu lösen und den dabei immer leiser werdenden Geräusche der Menschen, die sich auf den Straßen tümmelten, gab ich auf und widmete mich meinen Gedanken. Durch die Holzplanken, die die Wände der Hütte darstellten waren kleine Spalten, die etwas Mondschein durch den Raum freiließen. Mein Magen knurrte und meine Lippen waren trocken. Ich saß seit vielen Stunden dort und sowohl mein körperliches Leiden, als auch meine unaufhörlichen Gedanken stellten eine große Qual für mich da.

Ich starrte den Mond an, den ich zu einem Bruchteil erblicken konnte. Er sah so friedlich aus. Jeden Abend ging er auf und jeden Morgen ging er unter. Er hatte diese Gewissheit an sich, die mir vollkommen fehlte. Auch seine Schönheit, welche er in Form von dem leicht dämmernden Licht auf die Erde warf, war durch nichts zu übertreffen und strahlte vollkommene Ruhe aus. Wie gerne ich den Mond vom Himmel geholt hätte, damit seine friedliche Ausstrahlung mich komplett erfüllen konnte.

Statt dessen hörte ich plötzlich Schritte, die an der Wand richtung Tür wanderten. Diese öffnete sich mit einem leisen knarren und herein kam eine Dienerin. In ihrer einen Hand trug sie einen Krug und in der anderen einen Leib Brot. Als meine Augen das Essen sahen machte mein Magen einen Freudensprung und mein Mund war direkt gefüllt von Speichel. Leise schloss sie die Tür hinter sich und kam zu mir hinüber. Das junge Mädchen war fast noch ein Kind, denn älter als 9 Jahre ist sie wohl nicht gewesen. Ihre strohblonden, mit Staub und Ruß bedeckten Haare wurden ihre bis kurz über die Schultern abgeschnitten und allgemein machte sie in ihrem beschmutzten Sklavinnenkleid, das ihr viel zu groß war, einen sehr traurigen Eindruck.

Ohne mir in die Augen zu schauen kam sie zu mir herüber. Ihre zittrigen Hände führten den Krug zu meinem Mund, wobei vieles der klaren Flüssgkeit meine Mundwinkel hinablief und auf meinem eh noch feuchten Gewandt endeten. Fast  mit einem Zug leerte ich den Becher. Trotz der enormen Menge an Wasser, die nun in meinen Magen floss, war mein Durst nicht gänzlich gestillt. Gierig Blickte ich auf das Brot in ihrer Hand. Dies schien sie zu bemerken, denn sofort riss sie ein großes Stück ab und füttert mich. Den ganzen Weg hast du dich durchgekämpft, um jetzt von einem Kind gefüttert zu werden, dachte ich in mich hinein.

Noch während ich schluckte, fragte ich:"Kannst du kurz meine Wunde am Bein begutachten? Ich habe langsam das Gefühl der Stoff schmerzt mehr als die Wunde"

Vorsichtig zog den Saumen meines Gewandes hoch, bis der mit Blut durchtränkte Stofffetzten zum Vorschein kam. Und nicht nur dieser. Auch ein Schlangen Tattoo zierte meinen Oberschenkel an der Seite und verschwandt unter dem Stoff an meiner Hüfte. Verblüffend, wie ich immer mehr über mich selbst herausfand.

Das Mädchen öffnete den Knoten, welcher den Stofffetzten fest um meinen Bein schnürrte und als sie es anhob traute ich meinen Augen nicht. An der Stelle, wo eigentlich eine tiefe Schnittverletzung sein sollte, war bloß noch eine dünne, kaum sichtbare Narbe zu erkenne. Zuerst der Wolf und jetzt ich?

Scheinbar hatte ich wirklich so etwas wie heilende Fähigkeiten. Eigentlich ist dies doch etwas, was nur bestimmten Göttern vorbehalten ist. Ich wusste nicht ob es ein Segen oder ein Fluch war.

Um das Kind von meiner nicht vorhandenen Wunde abzulenken fragte ich sie:"Wie ist dein Name?". Ihr eh schon trauriger Blick wirkte nun noch beklommener und wanderte wieder gen Boden, während sie den Stoff auf den Boden neben sich fallen ließ. Ein Zucken mit ihren Schultern und ein leises "Ich weiß es nicht" verrieten mir auch wieso. Plötzlich war ich dankbar, dass mir wenigstens das blieb - ein Name. "Ich wurde aus einem kleinen Dorf in England entführt, nachdem König Ragnar es überfallen hat. Ich war noch zu jung um zu sprechen und somit ist mir mein Name entgangen. Er ist hier auch nicht von Bedeutung. Ich brauche ihn nicht, denn keiner schwert sich um ihn, solange ich meine Aufgaben angemessen erledige."

Ein Schauer lief mir bei ihrer Geschichte über den Rücken. Wie kann einem so jungen Mädchen schon so viel Böses wiederfahren sein, dass sich ihre Gedanken so dunkel färbten? Ich schaute sie voller Mitgefühl an. "Ein Name ist immer von Bedeutung, denn er zeigt dir wer du bist. Selbst wenn niemand ihn weiß ist es dennoch wichtig, dass du ihn kennst, damit du dich erinnerst für was er steht."

Ich dachte nach... Ihre Haare erinnerten mich an die dünnen Strahlen der Sonne, die unter den grauen Aschewolken hervorbrachen. Die goldige Haut war wie ein Strand, welcher vor einem Meer, so blau wie ihre Augen, lag. Ich kratzte ein Stück Englisch, welches sich in meinem sonst leeren Kopf in Bruchteilen befand zusammen. "Summer... Der Name passt zu dir. Wie findest du ihn?" Ihre Augen wanderten vom kalten Boden zu mir und trafen die meine und zum ersten Mal, seit das Mädchen in die Kammer trat habe ich einen Funken Hoffnung in ihren Augen gesehen. "Er ist wunderschön", sprach sie und ein leises Lächeln trat auf ihre Lippen.

"Gut Summer, ich danke dir für das Wasser und das Brot, aber sag mir, warum bringst du es mir zu dieser späten Stunde?" Sofort wich die Freude aus ihrem Gesicht und wich einer Art... Sorge?

"Ich durfte mich grade zu Bett legen, aber dann dachte ich an Euch. Ihr saht vorhin in der Halle so kraftlos aus und...", sie schwieg und blickte erneut zu Boden.

"Und was?", fragte ich mit etwas Nachdruck.

"Und für den morgigen Tag braucht ihr sehr viel Kraft." Was hat das zu bedeuten? Ich schaute sie fragend an, und nach ein paar Sekunden brach sie unter diesem Blick ihr Schweigen und flüsterte vor sich hin:

"Die Königin hat angeordnet Euch auspeitschen zu lassen, bis Ihr bereit seid ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn ihr das nicht tut, dann soll es bis zu Eurem Tode so weitergehen." Nach diesen Worten dachte ich darüber nach sie anzuflehen meine Fesseln zu lösen damit ich fliehen kann, aber wenn irgendjemand sie gesehen hätte, wie sie mir das Essen brachte, würde es auf sie zurückfallen und sie würde nicht nur ihren Namen sondern ihr Leben verlieren. Also nickte ich bloß und starrte in die Leer, geschockt von dieser Nachricht.

Summer verließ eilig die Hütte und rannte davon. Aslaugh meinte doch noch vor wenigen Stunden, dass sie meinen Worten Glaube schenkte, also was hat ihre Meinung geändert? Hatte es was mit ihrem Trance artigen Zustand zu tun?

Voller Abscheu erinnerte ich mich an meine naive Hoffnung ich würde hier Antworten oder vielleicht sogar meine Heimat finden. Jetzt bin ich mir sicher es wäre besser gewesen im Kampf gegen die Jäger getötet geworden zu sein, als bis zum Tod ausgepeitscht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es durch meine schnelle Heilung vermutlich eine langwiedrige und quälende Prozedur sein wird. Mit diesem ernüchternden Gedanken blickte ich auf den morgigen Tag - meinen Todestag.



Heyy ihr Lieben. Wenn ihr bis hier hin gelesen habt schulde ich euch ein dickes Dankeschön, dass ihr meiner Geschichte eine Chance gebt.^^

Dadurch, dass ich erst neulich wieder Gebrauch von Wattpad gemacht habe, habe ich natürlich noch nicht wirklich viele Reads, aber das ist mir nicht so wichtig, solange ich zumindenst ein paar von euch etwas mitreißen kann :)

Ich schreibe bald mein Abitur und arbeite nebenbei noch an einem größeren Buchprojekt (seid gespannt!!), deshalb kann ich leider nicht täglich schreiben, wie es ursprünglich mein Plan war, aber hey Corona gibt mir zumindenst etwas Zeit ;)

Ich bin immer offen für konstruktive Kritik, also scheut euch nicht von der Kommentar-Funktion gebrauch zu machen. Ich beiße nur gelegentlich :)

Ganz viel Liebe und viel Glück auf der Suche nach Toilettenpapier,

Eure Alinaa

P.s. keep healthy and stay home!^^

Bloody Fate (Vikings FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt