Kapitel 7: Ein einsamer Ort

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Was macht einen Ort zu einem Zuhause? Ist es Wärme und Vertrautheit? Ist es eine idealisierte vorgetäuschte Version des amerikanischen Traums? Ist es Liebe und Akzeptanz? Oder ist es einfach nur ein Gefühl der Sicherheit? Oder ist es nichts von alldem; sondern nur der Ort, an dem der Captain der Footballmannschaft ermordet wurde? Vielleicht nur ein vergessener Raum unter einer abgenutzten Treppe. Wo du ganz für dich bist, mit den Mäusen und den Spinnen. Wie ein Statist in einem Wes Craven Film.

Am Donnerstag in der Schule saßen wir im Aufenthaltsraum und ich erzählte meinen Freunden, was gestern passiert war. „Die Hayles wollten die Polizei nicht einschalten, damit niemand weiß, dass sie weggelaufen ist und etwas von ihrem beschämenden Zustand mitbekommt", sagte ich in verächtlichem Tonfall und schüttelte verständnislos den Kopf. „Bitte, welches Jahrhundert ist das?!", meinte Veronica ebenfalls verständnislos und ich erwiderte, dass ich mich das auch manchmal fragte. „Weil Polly wusste, wo Jasons Fluchtwagen stand, fürchten sie, die Leute könnten denken sie hätte den Wagen abgebrannt", redete ich weiter und sah zu Kevin, der auf einem Stuhl neben dem Sofa saß, auf dem Jug und ich Platz genommen hatten. „Und wenn sie es wirklich war-", wollte ich weiter sprechen, aber Jughead führte meinen Satz zu Ende. „... könnte sie die Mörderin sein und ihre Spuren verwischen", ergänzte er und sah nachdenklich auf den Boden, als Archie sich einmischte. „Wer hat dann den Wagen verbrannt?", wollte er wissen und ich erklärte, dass Sheriff Keller es für möglich hielt, dass uns jemand gefolgt war. „Oh mein Gott; ehrlich Leute, wir sollten alle umziehen", meinte Veronica jetzt und ich seufzte und schaute von meinen Fingernägeln hoch zu den anderen. „Aber was, wenn Polly sich verletzt hat? Und wenn Jasons Mörder jetzt hinter ihr her ist?", fragte ich besorgt und spürte, wie Jug seinen Arm um mich legte und seine Hand auf meine Schulter legte. Ich erwiderte seinen Blick und legte meine Hand auf seine und jetzt wandte sich Betty an mich. „Vielleicht solltest du doch zur Polizei gehen, auch wenn die Hayles das nicht wollen", warf sie ein und Kevin stimmte ihr zu. „Wir reden zusammen mit meinem Dad und dass er diskret vorgehen soll", meinte er und Jug nahm seinen Arm von mir und schaute ihn skeptisch an. „Nichts für ungut, Kev, aber dein Dad muss vor jemand Höherem als Gott Rechenschaft ablegen; den Blossoms. Er würde es ihnen als erstes erzählen", wandte er ein und ich erklärte, dass die Blossoms dann wahrscheinlich einfach aus Hass Jagd auf Polly machen würden. „Wie können wir helfen? Sags uns, wir tun es", bot Veronica an und ich sah nachdenklich auf den Boden, bevor ich antwortete. „Danke, wirklich. Aber ich glaube, im Moment können wir nichts weiter machen als... Ausschau nach ihr zu halten. Sagt mir einfach bescheid, wenn ihr irgendetwas mitbekommt", bat ich sie und in dem Moment klingelte es und die Pause war vorbei. „War ich gerade Zeuge, wie Riverdale Highs Holden Caufield seinen Arm um dich gelegt hat?", wollte Veronica wissen, als wir auf dem Weg zu Mathe waren und auch Betty sah mich neugierig an. „Ja, ähm, ich glaube schon. Wisst ihr, in den letzten Tagen ist so unglaublich viel passiert und Jughead war... na ja, er war für mich da", antwortete ich mit einem kleinen Lächeln, das meine beste Freundin erwiderte. „Es freut mich so sehr für dich", meinte sie und ich sah sie dankbar an. „Das gibt's doch nicht, ich schmelz dahin! Na schön, weil er meiner Freundin geholfen hat, turbulente Gewässer zu umschiffen, stimme ich, Veronica Lodge, zu", sagte Veronica schließlich und ich sah sie grinsend an. „Da hab ich aber Glück", erwiderte ich scherzhaft und übertrieben dankbar und wir standen vor dem Raum unseres Mathekurses, als uns Kevin aufgeregt entgegen kam. „Habt ihr das schon gelesen?", fragte er und wir sahen fragend zu ihm. „Cheryl hat grade getwittert #PollyHaylehatmeinenBrudergetötet #keinEntkommen #schärfteureHeugabeln", las er vor und zeigte uns ihren Post. „Oh mein Gott, wie gestört kann sie eigentlich noch werden?", murmelte ich vor mich hin, aber vorallem machte ich mir große Sorgen um meine Schwester. „Ich muss Polly unbedingt finden, bevor die Blossoms es tun", erklärte ich dann und gab meinem Freund wieder das Handy zurück. „Und wir helfen dir dabei", sagte meine beste Freundin und ich nickte ihr dankbar zu. Am Nachmittag nach Schulschluss hatten sich einige Freiwillige gemeldet, die mithelfen wollten, Polly zu suchen. Auch die Hayles waren dabei und wir standen im Wald ungefähr in der Mitte zwischen allen Orten in allen Richtungen, in denen wir vermuteten, dass sie dorthin gelaufen sein könnte. „Okay, also das Heim liegt im Norden. Der Fluchtwagen war im Westen an der alten Route 40", erklärte ich und deutete in die jeweiligen Richtungen, während die Mitschüler und Pollys Adoptiveltern vor mir und Jughead standen und uns aufmerksam zuhörten. „Die nächste Bushaltestelle ist östlich, Richtung Sweetwater. Wenn Polly Riverdale verlassen wollte, ohne gesehen zu werden, dann ist sie ganz bestimmt hier-", sagte er und ich unterbrach ihn, damit er nicht zu viel verriet, denn auch Josie war dabei und sie war mit Cheryl befreundet. Am allerwenigsten sollten die Blossoms den möglichen Aufenthaltsort von Polly mitbekommen. „... durchgelaufen", beendete ich seinen Satz und wir machten uns gefolgt von den anderen auf den Weg. Wir verteilten uns etwas und riefen alle ihren Namen. Wir gingen an einem kleinen Bach vorbei und kamen bald an eine Lichtung, als wie aus dem Nichts die Blossoms zusammen mit ein paar Polizisten, Freiwilligen und Spürhunden auftauchten und sich uns in den Weg stellten. „Darleen Hayle, wo ist sie? Wo ist Polly?", fragte Penelope Blossom und ging auf sie zu und Mrs. Hayle stellte sich ihr gegenüber. „Wenn ich das wüsste, wäre ich dann hier draußen bei all den... Moskitos?", erwiderte sie nur und jetzt trat Cheryl hervor. Die ganze Familie Blossom trug Jagdjacken und sie sahen aus, als hätten sie sich selbst für diese Suche im Wald stundenlang schick gemacht. „Sieh es ein, Mommy – Schätzchen! Polly hat Jason getötet", sagte sie und ihr Vater, Clifford Blossom, pflichtete ihr bei. „Sie ist aus der Anstalt ausgebrochen und hat es vielleicht schon vorher getan; vielleicht am Tag, als Jason ermordet wurde", meinte er und Mr. Hayle trat neben seine Frau und sah ihn abschätzig an. „Die Schlinge zieht sich zu um den Hals deines mörderischen Adoptivkindes", fuhr Cheryls Mutter mit leise drohendem Unterton fort und sah dann kurz an Darleen Hayle vorbei zu mir. „Ich weiß es; Sheriff Keller weiß es", redete sie weiter und Kevins Dad, der etwas hinter ihr stand, trat vor. „Moment, äh-", wollte er sagen, aber Mrs. Blossom beachtete ihn überhaupt nicht. „Und ich verspreche dir, wenn wir sie finden – und wir werden sie finden – dann wird ganz Riverdale es auch wissen, glaub mir", endete sie schließlich und ich holte tief Luft und wechselte einen Blick mit Jughead, der neben mir stand. Die Suche wurde noch etwas fortgeführt, allerdings ohne einen Hinweis auf ihren Verbleib zu finden und gegen Ende kamen die Hayles auf mich zu und Darleen Hayle bat mich um ein Gespräch unter vier Augen. „Eigentlich wollten wir, wie du ja weißt, die ganze Sache in Grenzen halten; aber jetzt ist die Katze aus dem Sack und wir sind im Schadensbegrenzungsmodus", fing sie an und ich fragte mich, worauf sie hinaus wollte. „Die Blossoms haben ihre Version der Ereignisse, aber sie kennen nicht alles; zumindest noch nicht und das verschafft uns einen zeitweiligen Vorteil. Deshalb werden John und ich eine offizielle Stellungnahme abgeben, in der wir darum bitten, dass sich Menschen an der Suche beteiligen und uns und die Polizei bei Hinweisen benachrichtigen. Wir hätten gerne, dass du mitmachen würdest und neben uns stehst, während wir das bekanntgeben", kam sie schließlich zum Punkt und ich sah sie überrascht und auch etwas misstrauisch an und dachte darüber nach. Natürlich wollte ich auch, dass meine Schwester bald gefunden wurde, aber sich jetzt an die Seite der Hayles zu stellen war etwas, von dem ich annahm, dass ich es bereuen würde. Es war wohl am besten, wenn ich nicht allzu viel mit dieser schrägen „Familie" zu tun hatte. „Es tut mir sehr leid, das ist ein... großzügiges Angebot", fing ich an und Mrs. Hayle sah mich abschätzig an, als sie wusste, wie meine Antwort lauten würde. „Aber ich denke nicht, dass ich das kann", erklärte ich und sie hielt dagegen, dass ich als Pollys Schwester besser zeigen sollte, wie viel sie mir bedeutete. „Das tut sie; aber meine Antwort lautet nein", erwiderte ich daraufhin nur und ging wieder zurück zu den anderen. Während wir uns wieder den Wohngebieten näherten, erzählte ich ihnen, was die Hayles wollten und meine Freunde stimmten zu, dass es eine dumme Idee wäre, mich zu ihnen zu stellen und ablichten zu lassen. Als wir an der Kirche von Riverdale ankamen, warteten dort bereits einige Reporter und ein Team eines lokalen Nachrichtensenders und die Hayles stellten sich vor den Eingang und zogen vor dem Suchtrupp ihre Show ab. „Es gab heute einen Sturm unschöner Gerüchte über unsere Tochter Polly. Es stimmt, dass wir sie adoptiert haben, aber sie ist und wird auch immer unsere Tochter bleiben. Wir sind heute hier, um Ihnen zu sagen, dass die Gerüchte falsch sind. Ja, Polly wurde in einer privaten Pflegeeinrichtung behandelt, was leider notwendig war. Sie stand unter strenger Beobachtung; auch zum Zeitpunkt von Jason Blossoms Tod", stellte Darleen Hayle klar und sprach dann weiter. „Als sie von seinem Tod erfuhr, da war sie von Trauer überwältigt. Wissen Sie, meine Tochter Polly ist schwanger mit Jason Blossoms Baby", erzählte sie und ein Raunen und Getuschel fuhr durch die Reihen. „Polly könnte keiner Fliege was zuleide tun, schon gar nicht dem Vater ihres ungeborenen Kindes", endete Mrs. Hayle mit ihrer Ansprache und ich sah, wie Clifford Blossom gefolgt von seiner Frau wegging. Cheryl blieb noch einen Moment lang stehen und sah ungläubig zu den Hayles, bevor auch sie ihren Eltern folgte. „Polly, Liebling; wenn du das siehst, komm zu uns nach Hause bitte", wandte sich Mrs. Hayle dann direkt an meine Schwester und die Vorstellung war zu Ende. Der Suchtrupp wurde aufgelöst und jeder machte sich auf den Weg nach Hause. Ich bedankte und verabschiedete mich bei meinen Freunden, aber Jug bestand darauf, mich nach Hause zu bringen und wir kamen an, als es schon dunkel war. „Danke, dass du mich hergebracht hast, aber das hättest du nicht tun müssen", meinte ich und schenkte ihm ein Lächeln und er schaute zu mir und griff nach meiner Hand, um sie in seine zu nehmen. „Ähm, hier läuft n Killer frei rum, schon vergessen?", meinte er nur und ich sah ihn grinsend an, als ich antwortete. „Der war aber hinter Jason her und es scheint nicht so, als hätte er Ambitionen, noch mehr Leute zu töten. Und wenn er mir begegnen sollte, werd ich schon mit ihm fertig", sagte ich und er schüttelte kurz lächelnd den Kopf. „Schon klar", antwortete er und wurde dann wieder ernst. „Aber außerdem... tun das nicht Leute...", fing er an und schaute zu mir und ich erwiderte seinen Blick. „Na ja, ähm, Menschen, die...", wollte er den Satz fortführen und es schien ihm sichtlich schwerzufallen. Aber ich war zu gespannt, was als nächstes kommen würde, als dass ich ihm helfen und den Satz beenden würde. „Die sowas durchmachen, was wir durchgemacht haben", endete er schließlich und ich sah lächelnd zu ihm und drückte kurz seine Hand. „Alles okay? Ich mein, geht's dir gut?", wollte er dann wissen, als ich nichts erwiderte und auf das Haus meines Dads vor uns starrte. „Ja, es ist nur... Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass sie nicht abgehauen wäre, wenn ich nicht bei ihr gewesen wäre", erklärte ich und sah ihn an, während wir weiter auf das Haus zugingen. „Scar, die Hayles haben sie angelogen und über alles im Dunkeln gelassen. Es war richtig, dass du ihr die Wahrheit gesagt hast", meinte er und ich lächelte kurz. „Ja, im Grunde weiß ich das auch, aber es macht mich einfach nur fertig, dass sie je-", wollte ich antworten, aber in dem Moment hörten wir ein Geräusch, als würde ein Vogel aus einem Baum hochflattern und wir blieben wie erstarrt stehen. Alles in mir spannte sich an und wir sahen uns mit großen Augen an, als wir das Geräusch wieder hörten. Jetzt ließ ich Jugs Hand los und er wollte mich am Arm zurückhalten, aber ich ging weiter auf den Eingang unseres Hauses zu und machte eine Handbewegung, dass er mir folgen sollte. „Polly?", sagte ich leise ihren Namen, während ich auf das Haus zu schlich und tatsächlich hörte ich ihre Stimme neben dem Eingang und erkannte jetzt eine dunkle Gestalt zwischen den Ästen unseres großen Haselnussstrauchs, der neben der Treppe zu unserer Eingangstür gepflanzt war. „Scarlett?", erwiderte sie meinen Namen und Jug und ich gingen zu dem Strauch und hielten die Äste zur Seite, damit sie aus ihrem Versteck kommen konnte. „Oh mein Gott", sagte ich erleichtert und sah zu Jughead, der meinen Blick froh, aber überrascht erwiderte. Schließlich stand Polly vor uns und ich umarmte sie glücklich. „Hast du dich etwa die ganze Zeit hier versteckt?", fragte ich sie ungläubig und sie erklärte uns, dass sie den Nachmittag hier gewartet hatte, nachdem sie meine Adresse über das Telefonbuch herausbekommen hatte. „Geht es dir gut? Bist du... verletzt?", wollte ich wissen, aber sie schüttelte leicht lächelnd den Kopf und ich sah sie erleichtert an. „Gut, dann lass uns reingehen", meinte ich, aber sie hielt mich am Arm zurück und schaute mich eindringlich an. „Nein, dein Dad darf nicht wissen, dass ich hier bin", widersprach sie und ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an. „Ich kann verstehen, dass du ihm nicht vertraust, aber er ist wirklich okay. Und er wird dich auf jeden Fall so lange bei uns wohnen lassen, wie du willst, ohne jemandem davon zu erzählen", wollte ich klar machen, aber Polly war noch nicht überzeugt. „Nimms mir nicht übel, Scar, aber er hat dich eine lange Zeit angelogen und ich will kein Risiko eingehen", meinte sie und ich überlegte eine Sekunde und nickte dann verständnisvoll. „Lass uns zur Garage gehen, da sieht uns keiner", meinte ich dann und deutete auf die Überdachung neben unserem Haus. „Wo willst du dann bleiben, wenn nicht hier?", wandte Jug sich schließlich an sie und meine Schwester sah zu Boden. „Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt. Ich hatte überlegt, mich auf dem Dachboden der Hayles zu verstecken, aber ich weiß nicht, wie ich ungesehen dort hinkommen soll", erklärte sie und ich wechselte einen Blick mit Jughead und dachte nach. „Wir haben ein Gästezimmer, aber ich glaube, da könnte mein Dad dich finden. Aber wir haben auch einen Dachboden; da könntest du vorerst bleiben. Und ich weiß auch, wie du da hoch kommst", antwortete ich schließlich und Polly und Jug sahen mich überrascht an. „Du hast mich auf die Idee gebracht; die Leiter", erklärte ich dann an Jug gerichtet und fragte Polly, ob sie für ein paar Tage dort bleiben würde. „Natürlich, das wäre fantastisch", erwiderte sie dankbar und ich schenkte ihr ein Lächeln. „Okay, also ihr wartet hier, bis ich in meinem Zimmer bin. Dann öffne ich das Fenster und du kletterst über die Leiter rein und wir verstecken dich auf dem Dachboden", sagte ich und sie nickte zustimmend, während ich Jughead ansah. „Könntest du draußen warten und aufpassen, dass die Leiter nicht verrutscht?", bat ich ihn und er stimmte zu und wir holten die Leiter und stellten sie an mein Fenster. „Danke, fürs nach Hause bringen und das hier. Ich schreib dir nachher", sagte ich schließlich zu Jug und lehnte mich vor, um ihn zu küssen. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und er erwiderte den kurzen Kuss und sah mich lächelnd an. „Bereit, Polly?", wandte ich mich dann an meine Schwester, die zustimmend nickte, und ich ging ins Haus. Mein Dad war schon von der Arbeit zurück gekommen und war in der Küche und ich begrüßte ihn schnell. „Habt ihr Polly gefunden?", wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf und versuchte, einen bedauernden Gesichtsausdruck zu machen. „Nein, wir wissen immer noch nicht, wo sie ist", meinte ich resigniert und er drehte sich zu mir. „Tut mir wirklich leid, dass ich nicht dabei sein konnte", sagte er dann und es klang aufrichtig, aber ich winkte ab. „Ist schon okay, es hätte wohl eh nichts genützt", antwortete ich nur und verließ die Küche. In meinem Zimmer angekommen schob ich das Fenster hoch und bedeutete Polly, hochzukommen. Sie kletterte vorsichtig die Leiter hoch und ich half ihr, durch das Fenster in mein Zimmer zu steigen. Dann schaute ich kurz noch einmal nach unten, wo Jughead stand, lächelte ihm zum Abschied zu und schloss das Fenster, als auch er sich auf den Weg nach Hause machte. Ich bedeutete Polly, leise zu sein, schaltete die Taschenlampe an meinem Handy an, und ging vor ihr auf den Flur, um zu sehen, ob wir ungestört nach oben verschwinden konnten. Ich hörte meinen Dad unten in der Küche und meine Schwester folgte mir den Flur entlang bis zu der Treppe, die zum Dachboden führte. Ich öffnete die Tür und wir gingen in den Raum. Es standen zwar viel Gerümpel und alte Kisten herum, aber man hatte wenigstens ein bisschen Platz und mein altes schmales Bett war damals hier oben abgestellt worden, als ich das Doppelbett bekommen hatte. „Ist zwar kein Sternehotel, aber für ein paar Tage könnte es reichen", meinte ich und Polly folgte mir in den Raum. Ich knipste das Licht an und sie sah sich kurz um, bevor sie sich zu mir drehte. „Ich muss dir für so vieles danken, Scarlett", sagte sie dann und ich schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, musst du wirklich nicht. Ich mach das gerne", erwiderte ich und sie umarmte mich kurz. „Ich hol dir von unten einen Tee und was zu essen und bring dir ne Decke und Kopfkissen mit, damit du es dir etwas bequemer machen kannst", erklärte ich und ließ sie in dem Zimmer allein, um die Sachen zu holen. Nachdem ich auch das Bettzeug hochgeschafft hatte, setzte ich mich neben sie und wir konnten endlich miteinander reden. „Wieso bist du überhaupt ausgerechnet jetzt aus dem Heim abgehauen? Wir haben uns alle riesige Sorgen gemacht", sagte ich schließlich und sie erwiderte meinen Blick, als sie antwortete. „Ich konnte nicht länger warten; auf jemanden, der niemals kommen wird", erklärte meine Schwester und ich sah zu Boden und schaute sie wieder an, als sie weiter redete. „Jason und ich hatten geplant, zu dieser Farm zu fahren, im Norden, mit unserem Baby", fuhr sie lächelnd fort und wurde dann wieder ernst. „Dort will ich immer noch hin, aber... ich hab überhaupt nichts; kein Geld, gar nichts", erklärte Polly und ich wollte wissen, wieso sie nicht zurück zu den Hayles ging, ohne sich in deren Haus verstecken zu müssen. „Sie wollen, dass ich mein Baby zur Adoption freigebe; das haben sie deutlich gesagt und das ist nicht das, was ich will", antwortete sie und ich dachte einen Moment lang nach. „Aber es wissen doch jetzt alle, dass du schwanger bist; denkst du, sie könnten dich trotzdem dazu zwingen, wenn du es nicht willst?", hakte ich nach und sie schaute mich eindringlich an. „Du weißt nicht, was sie tun. Und ich will mein Baby nicht da groß ziehen, wo es nicht erwünscht ist", erklärte Polly und ich konnte es verstehen und legte meine Hand auf ihre. „Gib mir ein paar Tage Zeit und ich werde etwas für dich finden, wo du richtig wohnen kannst", versprach ich ihr und sie schaute mich dankbar an.

Riverdale - Beneath The Town [German Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt