Morgengrauen°Kürbistumor

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Immer wieder mussten wir uns die tiefhängenden Äste aus dem Weg streichen, das Blätterdach war so dicht, dass kaum ein Licht hindurch schien. Das Einzige, was zu hören war, war der Wind, der durch die Baumkronen tanzte, das Knacken der Äste, ein gelegentliches Schnauben der Pferde oder ein Stöhnen, wenn der Weg mal wieder besonders zugewachsen war. 

Patrick und ich hatten uns auf die Reise gemacht, um all den Dingen zu entfliehen, die uns zugestoßen waren. Der Tod unserer Freunde, die halbe Zerstörung unseres Hauses und der Verlust von wichtigen Ressourcen hatten uns zugesetzt. Hinzu kam der Mangel an Lebensmitteln. Wir hatten uns ziemlich spontan entschlossen uns zu der anderen Hütte aufzumachen. Vor vielen Jahren hatten wir sie gebaut, als wir auf der Suche nach Fichtenholz waren, dass es in unserer Umgebung nicht gab. Das Haus war uns beiden sehr ans Herz gewachsen, doch jetzt wussten wir leider den Weg nicht mehr genau, sodass wir uns verlaufen hatten. 

Der Wald lichtete sich so schnell, wie er auch gekommen war. Doch es wurde nicht heller, der Himmel war nachtschwarz. "Palle, sieh nur! Da ist das Dorf. Das, was wir letztes Mal auch gesehen haben.", rief ich euphorisch. Die Hoffnung in mir keimte wieder auf, wie eine kleine zarte Pflanze, die den Winter überstanden hatte. Doch mein Freund runzelte nur die Stirn. "Hier muss irgendwo der Galgenberg sein, wenn es wirklich das Selbe ist." Dann trieb er sein Pferd an und zog an mir vorbei. 

Kurz darauf hörte ich ihn erschrocken schreien. Ängstlich schloss ich zu ihm auf. "Was ist?" "Da war eine Hexe.", erklärte er außer Atem, "Und sie hat mich mit irgendwas beworfen." "Spürst du etwas?", besorgt legte ich meine Hand auf seine Schulter. "Nein, komischer Weise nicht." "Heb mal deinen Arm." Er tat, wie ihm geheißen und meine Vermutung bestätigte sich. "Trägheit. Gut, dass wir die Pferde mitgenommen haben." "Stimmt." Doch länger konnten wir nicht reden, da eine Horde von Untoten auf uns zu kam. Panisch gaben wir den Tieren die Sporen und lenkten sie auf einen hohen Berg hinauf. Der Hang war von vielen bunten Blumen besetzt. Auch das kam mir mehr als nur bekannt vor. "Der Galgenberg, wie konnte ich den nur übersehen?", mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen sah Patrick mich an. "Ich weiß es nicht." 

Stille kehrte ein. Die Monster waren nicht schnell genug, um uns zu verfolgen und nun waren wir wohl zu weit weg, als dass sie unsere Fährte aufzunehmen konnten. "Lass uns die Nacht hier oben warten.", meinte ich und schwang mich vom Rücken meines Tiers. Die weißen Flecken seines Fells glänzten silbern im Mondschein. Ich band es an, hob den Sattel von seinem Rücken und legte ihn über einen tiefhängenden Ast. Mein Freund tat es mir nach, dann setzten wir uns nebeneinander in das noch vom Regen nasse Gras, die Beine baumelten über dem Abgrund, unsere Hände hatten wir verschränkt. 

"Ist dir kalt?", wollte er nach einer Weile wissen. "Ein wenig.", flüsterte ich. Er schlang seinen Arm um mich und zog mich näher an seinen warmen Körper. "Manchmal fühlt es sich an, als würde die Nacht länger dauern, als der Tag.", murmelte er. "Sie sind gleichlang." "Ich weiß." Ich sah zu dem Mond auf, den Kopf auf seiner Schulter abgelegt. "Aber mit dir vergeht die Zeit, wie im Flug." Überfordert musterte ich ihn von der Seite. Es kam öfters vor, dass er solche romantischen Dinge sagte, doch ich wusste nie, was ich darauf erwidern sollte. 

Langsam färbte sich der Himmel heller und der Mond verschwand hinter einer dicken Wolkenschicht. Ich stand auf und drehte mich um. "Irgendwie romantisch...", hauchte ich. "Stimmt." Wieder legte der Ältere einen Arm um meine Hüfte. Das Dorf war in zartrosa Licht getaucht, all die Monster hatten sich in ihre Hütten zurück gezogen, um den Tag zu überstehen. Die Welt wirkte so heil. Als ob sich jetzt alles zum Besseren wenden würde. "Ich liebe dich." Sanft sah ich auf Patrick hinab. Auf seinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus. "Ich dich auch." 


Ratet, woher diese Idee kommt xD

One Shots ° Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt