In der Winkelgasse

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Lily POV:

"Oh Lily, du gehst jetzt zu dem Treffen mit deinen Freundinnen und kaufst da auch gleich deine Schulsachen, oder?", ich nickte nur, weil ich gerade einen großen Bissen von meinem Apfel im Mund hatte. "Gut, dann nimm das hier bitte mit und tausch das bei diesen süßen kleinen Kobolden gegen dein Zauber-Geld ein. Das ist für deine Schulsachen.", mein Vater drückte mir ein paar Scheine in die Hand. "Danke.", ich steckte das Geld in mein Portmonee und dieses in meine kleine Handtasche. Nachdem ich auf die Uhr geschaut hatte, rannte ich schnell los und rief meinem Vater noch ein "Bis später" zu. Es war schon fünf nach halb zwei und um halb zwei sollte ich eigentlich schon mit meinen Freundinnen im Eiscafé sitzen. Ich apparierte und tauchte kurz darauf in einer dicht gefüllten Straße in London auf. Ich rannte durch die dunkle Kneipe und ging durch das versteckte Tor im Hinterhof in die Winkelgasse. Auch hier drängten sich die Leute. Besonders zu dieser Zeit waren hier viele Schüler, die ihre neuen Bücher kauften. Ich schlängelte mich durch die Massen und war kurz darauf schon beim Café angekommen. Marlene und Alice saßen wie zu erwarten draußen, bei ihnen war auch noch meine Freundin Mary. Ich ging zu ihnen und umarmte sie. 

Wir setzten uns wieder hin und bestellten uns Eis und Getränke. Marlene erzählte uns ausführlich von ihrem Urlaub. Danach wollte ich anfangen zu erzählen, was ich in den Ferien gemacht hatte, aber wir wurden unterbrochen. Von drei Jungen, die geradewegs auf uns zu kamen. Sie nahmen sich Stühle und setzten sich ungefragt zu uns. "Guten Tag meine Damen, redet ihr schön? Hat Lily euch schon von unserem Urlaub berichtet oder von dem netten Date und dem geplanten zweiten erzählt? Also James hat uns ganz viel von dem Abendessen mit der zauberhaften Lily vorgeschwärmt." Er grinste breit und winkte einen Kellner heran um sich selbst auch etwas zu bestellen. Meine Freundinnen starrten mich an und kreischten. "Du hattest ein Date mit ihm und hast uns nichts davon erzählt? Los, erzähl uns sofort alles!", mein Kopf leuchtete innerhalb von einer Millisekunde in einem leuchtenden rot und ich funkelte Sirius über den Tisch hinweg böse an. Meine Freundinnen fragten so schnell und mit so schrillen Stimmen tausende von Fragen, dass ich kein Wort verstand. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und wünschte ich könnte einfach verschwinden. Als Sirius wieder anfing zu reden, hätte ich am liebsten einen Explosionszauber auf ihn gezaubert. "Gut, also hat sie euch wohl noch nichts erzählt. Nicht schlimm, ich kann sowieso viel besser erzählen. Also, ich war mit James und seiner Familie zusammen zwei Wochen im Urlaub und da war zufällig auch Lilys Familie. Unsere Ferienhäuser waren direkt nebeneinander und wir haben fast die ganze Zeit zusammen verbracht. Lily war sogar meistens nett zu mir und zu James war sie noch viel netter, so nett, dass die beiden ein Date hatten und schon das nächste Date und die Hochzeit und die Namen ihrer Kinder geplant haben. Ich werde Trauzeuge und Pate von ihrem ersten Kind sein. Das wird ein Junge sein und sie wollen ihn Sirius Junior nennen, weil sie beide mich so lieben. So, habt ihr noch Frage-AUA!!! Was soll dass?", Ich grinste breit, weil mein Tritt offenbar getroffen hatte. Jetzt blickte er böse zu mir und rieb sich übertrieben stark das Schienbein. Er machte leise wimmernde Geräusche, die ein bisschen so klangen wie das Jaulen eines Hundes. "Was soll das Evans, ich habe doch nur erzählt was in den Ferien passiert ist. Vielleicht habt ihr das noch nicht so besprochen, aber wir wussten alle schon immer, dass ihr mal heiratet und das mit dem Babynamen ist doch klar, oder. Wer würde sein Baby nicht gerne nach mir benennen. Schließlich bin ich einfach fantastisch." Während Remus, mein ehemaliger bester Freund sich ein Lachen verkniff, James breit grinste und Sirius noch immer wegen meinem Tritt jammerte, plapperten die Mädchen wild durcheinander, sie schrien, quiekten und wagten es sogar vor meinen Augen Geld zu tauschen, weil sie anscheinend gewettet hatten wann ich und James Potter ein paar werden. Ich starrte sie entsetzt an, als sie es merkten, setzten sie ihre besten Unschuldsmienen auf und fingen an Ausreden wegen dem Geld zu erfinden. Angeblich war es geliehenes Geld aus dem letzten Schuljahr und ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Langsam fragte ich mich wirklich ob ich geistig gesunde Freundinnen hatte oder ob sie mich einfach für dumm und naiv hielten, ich meine Weihnachten? Das ist mehr als sechs Monate her. 

Eine Stunde lang wurden James, Sirius und ich einem regelrechtem Verhör unterzogen. Sirius schmückte alles extrem aus, sodass es fast so klang als hätten wir direkt am Strand geheiratet. James schien es zum Glück ein wenig peinlich zu sein und er schaute immer wieder nervös zu mir herüber, als könnte ich ihn gleich erwürgen, wenn er nur ein falsches Wort sagte. Ich war wirklich kurz davor jemandem an die Kehle zu gehen, aber er war es nicht. Während Sirius also lachend Geschichten erfand und James einsilbige Antworten nuschelte, versuchte ich mit hochrotem Kopf im Boden zu versinken. 

Nach der wohl peinlichsten Stunde meines Lebens war Remus endlich so gütig mich zu erlösen. "Hey, ihr könnt später noch Fragen stellen, jetzt sollten wir erstmal alle unsere Schulsachen kaufen bevor es zu spät wird und die Geschäfte schließen." Marlene verdrehte die Augen und Mary stöhnte, aber zum Glück standen die drei dann doch auf und zogen ihre Einkaufslisten heraus. Mary Alice und Remus brauchten neue Umhänge, Sirius wollte sich nach einem neuen Besen umsehen und Marlene wollte sich ein Haustier kaufen. Nachdem alle ganz schnell verschwunden waren standen James und ich alleine da. Uns war beiden klar, dass unsere Freunde sich schnell verzogen hatten, damit wir alleine sein können und jetzt herrschte ein ziemlich peinliches Schweigen zwischen uns. Er fuhr sich durch sein Haar und fragte dann: "Wollen wir in die Buchhandlung gehen, dieses Jahr stehen fast doppelt so viele Bücher wie sonst auf der Liste." Ich nickte und wir bewegten uns zu meinem Lieblingsladen in der Winkelgasse. James hatte recht, es waren sehr viel mehr Bücher als in den Jahren davor. Es dauerte fast zwei Stunden bis wir alle Bücher gefunden hatten. Währenddessen schwiegen wir weiterhin und es wurde von Sekunde zu Sekunde unbehaglicher. Er fuhr sich ungefähr zwölfmal durch die Haare und wollte anscheinend oft etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Vor der Tür ergriff er zögernd das Wort: " Tut mir leid, dass Sirius vorhin so übertrieben und deinen Freundinnen davon erzählt hat. Du wolltest wahrscheinlich niemandem davon erzählen und er hat es trotzdem gemacht und dann auch noch so übertrieben und man könnte sehen wie unangenehm dir das war und es tut mir echt leid. Wenn du jetzt keine Lust hast noch mal mit mir auszugehen oder so, kann ich das verstehen. Sirius wird es sonst vermutlich ganz Hogwarts erzählen und das wird dann noch peinlicher, besonders weil wir  ja beide Schulsprecher sind und zusammen wohnen und", ich unterbrach ihn, indem ich ihn auf die Wange küsste. "Ja, ich fand es total peinlich, dass Sirius so übertrieben erzählt hat. Aber ich habe gesehen, dass es dir auch sehr unangenehm war und ich wollte es den drei sowieso erzählen, wusste aber nicht wie. Die Tatsache das ich mit dir ausgegangen bin war mir auch gar nicht peinlich, sondern nur die Ausschweifungen von Sirius und die Fragen von meinen Freundinnen. Ich will immer noch nochmal mit dir Ausgehen. Nur vielleicht sagst du Sirius, dass ich ihn erwürge, wenn er nochmal so übertreibt.", er lachte und wirkte wirklich erleichtert. "Keine Angst, wenn Sirius nochmal sowas abzieht werde ich ihn persönlich umbringen." Gemeinsam lachend gingen wir Hand in Hand los um Federkiele und Pergament zu kaufen.  

Ein paar Stunden später trafen wir uns, mit Tüten beladen, wieder mit unseren Freunden. Zum Glück schienen sie sich inzwischen wieder beruhigt zu haben und stellten keine nervigen Fragen mehr. Vermutlich brannten sie darauf noch mehr zu erfahren, aber da sie alle Remus böse Blicke zuwarfen, nahm ich an, dass er ihnen verboten hatte darüber zu reden. Ich nahm seine Hand und drückte sie dankbar. Er nickte mir zu und schlug dann vor noch ein Butterbier zu trinken bevor wir alle wieder nach Hause mussten. Mit unseren Getränken setzten wir uns an einen Ecktisch und verbrachten noch eine Weile damit einfach zu reden und zu lachen. Bevor es nach Hause ging, drohten mir meine drei Freundinnen allerdings nochmal damit, dass wir noch lange nicht fertig waren und ich ihnen noch sehr viel erzählen musste. Insgesamt war es ein ziemlich perfekter, wenn auch peinlicher Tag. James und ich hatten uns während des Einkaufens viel unterhalten und hatten uns für ein weiteres Date verabredet.  Jetzt freute ich mich auf einen schönen Abend mit einem leckeren Abendessen und meinen neuen Büchern. Ich wusste, dass ich deshalb oft Streberin genannt wurde, aber ich fand es wichtig schon vor Schulbeginn in die Bücher zu schauen. 

JilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt