Kapitel 25: Ein Trauerspiel in fünf Akten - Akt 2.5: Kapitalisten und Kois

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Am Morgen erwachte ich, indem ich aus meinem Schlaf aufschreckte, als hätte man mir einen Stromschlag verpasst. Tatsächlich hatte ich auch das Gefühl, als hätte mir jemand einen verpasst, denn mein Herz raste und mein Hals war trocken. Aber da war eine Sache, die mir noch viel präsenter war, als mein körperlicher Zustand und das war die Helligkeit im Zimmer. Alles wurde durchflutet von Licht. Es musste bestimmt schon Mittag sein. Wie lange hatte ich nur geschlafen?

Während ich mich umsah fiel mir auch auf, dass ich alleine war. Jean war also schon aufgestanden, was seltsam war, da er mehr der Langschläfer war, als ich.

Endlich fand ich mein Handy und erschrak doch etwas mehr, als ich gedacht hatte, als mich die 13.44 Uhr entgegenlachte. Wie um alles in der Welt hatte ich so lange schlafen können? Aber das war jetzt ja auch egal. Was ich nun tun würde war klar. Zuerst duschen, dann Jean suchen und dann schauen, womit wir den heutigen Tag verbringen konnten.

Mit dösendem Kopf schlurfte ich unter die Dusche, hoffentlich wurde das durchs Wasser besser. Es tat mir wirklich nicht gut, wenn ich so lange schlief, denn nun war ich schon wieder – oder immer noch? – müde.

Genauso wirkte auch das Gesicht, das mir aus dem Spiegel entgegen blickte. Wie ein Zombie. Ein Zombie mit Sommersprossen. Da konnte ich wirklich nur hoffen, dass es niemals eine Zombieapokalypse geben würde, denn ich wollte der Welt definitiv den Anblick eines Zombies mit Sommersprossen ersparen. So würde mich ja niemand ernst nehmen, wenn ich ihnen gerade das Hirn aussaugen wollte.

Schnell schrubbte ich mir in einem Schwall Wasser das Gesicht sauber, obwohl das nach einer Dusche gar nicht nötig war, aber ich fühlte mich immer noch wie überfahren.

„Da hilft nur ein Kaffee", murmelte ich vor mich hin, als ich angezogen aus dem Bad kam und in die Küche schlurfte. Auch dort war nichts von Jean zu sehen, nicht ein Hinweis. Gähnend schaltete ich den Kaffeevollautomaten an und lauschte wie er die Kaffeebohnen zermalmte. Jean in diesem Haus zu finden konnte unter Umständen ewig dauern. Vielleicht sollte ich Sissi fragen, ob sie mir half, wenn ich Jean nicht innerhalb der nächsten Stunde fand.

Aus dem Kühlschrank fischte ich die Milchpackung und füllte die, ohnehin sehr große Tasse, noch bis zum Anschlag mit Milch. Das war der einzige Weg, wie ich Kaffee auch nur im Ansatz trinkbar machen konnte. Ansonsten war ich nur für dieses Getränk zu überzeugen, wenn es die gegebenen Umstände forderten. Also jetzt zum Beispiel.

Doch als ich mich gerade auf meinem Balkon niederlassen und den ersten Schluck nehmen wollte, verschluckte ich mich fast daran. Denn was sah ich, als mein Blick schräg gegenüber auf die Terrasse des Ostflügels fiel? Genau, es waren Jean und Coraline, die dort saßen und sich anscheinend unterhielten.

Und auch, wenn ich gestern noch gesagt hatte, dass ich versuchen wollte Coraline mit neuen Augen zu sehen und mich von der Vergangenheit los zu machen, so musste ich doch zugeben, dass mir im Augenblick ein kalter Schauer über den Rücken lief, als ich meinen Freund und meine Ex zusammen sah.

Seufzend nahm ich zwei große Schlucke von meinem Kaffee, schüttelte mich und stand auf. Im Weggehen kippte ich den Rest des Getränks in die Spüle und machte mich dann auf den Weg nach unten, durch das Wohnzimmer, am Pool entlang und dann sah ich sie auch schon und sie sahen mich, wie ich herankam.

„Morgen, du Schlafmütze", begrüßte Jean mich schon vom weiten. „Endlich ausgeschlafen?"

„Hallo Senpai", grüßte auch Coraline.

„Tag ihr beiden", zwang ich mich sowohl Jean, als auch Coraline zu grüßen. „Warum hast du mich denn nicht geweckt?", fragte ich Jean direkt.

„Das habe ich versucht, das musst du mir glauben, aber du hast dich entweder nur murmelnd wieder auf die Seite gedreht oder gar nicht erst reagiert. Und da bin ich dann irgendwann auf Wanderschaft gegangen." Jean zuckte mit den Schultern.

Wie ich zum Klischee wurdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt