Kapitel 9

609 27 2
                                    

Leere. Weiße Leere. Mehr gab es nicht um mich herum. Ich schien, mitten im Nirgendwo zu schweben. Wo waren diese acht komischen Gestalten? Von einer Sekunde zur anderen waren sie weg. Wollte mir dieser Mann dieses Weiß zeigen? Sehr spektakulär.

Ich starrte ins Nichts. Vollkommen emotionslos. Diese Leere drängte in mein Inneres und verzehrte mich. Doch es war mir gleichgültig.
Es ist gefühlt ein Jahrzehnt vergangen, nachdem ich langsam zu sinken begann. Ob das gut war, konnte ich nicht sagen.
Ich dachte an mein bisheriges Leben. An mein altes Dorf, an das neue Dorf, an meine Eltern, das Restaurant, an Shikamaru...
Ich spürte wie die Leere die mich verzehrt weicht.
Dann überkam mich Schmerz. Ich dachte an mein unerklärliches Verhalten. Ich hatte mich nie wirklich entschuldigt. Ich war fast ohne ein Wort abgehauen. Ob das hier mein Ende war?
Das dürfte nicht sein. Ich wollte mich bewegen, mich davor retten unterzugehen. Diese Unwissenheit, wieso ich hier bin, kotzte mich an.
Mein tauber Körper fing zu kribbeln an. Ich wollte hier weg, einfach nur weg. Ein Schrei entwich meine Kehle. Ein Schrei voller Hoffnung und Kampfgeist. Mein Körper fing an mir wieder zu gehorchen und ich hörte auf in die Tiefe zu sinken.
Mein Atem ging schnell und flach, doch ich hatte mich wieder gefangen.

Die acht Gestalten tauchten wieder auf, schenkten mir jedoch keine Beachtung.
Der Mann, von vorhin schaute zu einer Frau. Sie hatte braune kurze Haare, jadegrüne Augen und einen makellosen weißen Teint.
"Sie ist bereit.", ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen. Wozu war ich bereit?
"Das ist sie."
Es drehten sich nun alle zu mir uns sahen mich intensiv an. Musterten mich, als würden sie in meine Seele blicken. Je länger ich an diesen Gedanken hielt, desto unangenehmer wurde mir.
Es glich schon fast einer Folter.

Sieben der Personen verschwanden plötzlich und ein Junge ungefähr in meinem Alter trat auf mich zu. Er war, wie die anderen undenkbar attraktiv.
Ein charmentes Lächeln zog mich in seinen Bann.
Er berührte meine Stirn mit seiner und wieder fingen Bilder an mein Gedächtnis zu stürmen.

Ich sah einen kleinen Jungen, der mit einem Stock im Boden rumstocherte.
Zwei weitere Menschen kamen zum Geschehen dazu. Vermutlich seine Eltern. Ich hörte nicht was sie sagten, es war wie ein Stummfilm.
Seine Eltern sprachen zu ihm. Und egal was sie gesagt haben, dem kleine Junge schien das garnicht zu gefallen. Er schlug um sich und warf den Stock nach den Beiden. Als er gerade zum Schlag ausholen wollte, hielt sein Vater, seine Hand fest und die Mutter funkelte ihn böse an. Sie fing an ihn anzuschreien und schlug ihm ins Gesicht. Alle drei blieben in einer Schockstarre. Die Mutter ging auf die Knie und sah zu ihrem Jungen hoch. Auch ohne ihre Worte zu hören, wusste ich, dass sie sich entschuldigte.
Der Junge jedoch, zog seine Hand aus dem Griff seines Vaters und lief weg. Ich fühlte alles was er fühlte. Den Schmerz, die Wut und den Hass.

Das Bild verblasste und weitere Bilder tauchten auf. Der Junge wuchs heran und immer wieder stritt er sich mit seinen Eltern. Schläge fielen von beiden Seiten. Der Hass und die Wut wuchsen von mal zu mal. Aber ein neues Gefühl kam dazu. Entschlossenheit.

Ein Weiteres mal wechselte die Szene. Der Junge, war nun ungefähr in meinem Alter. Mittlerweile hab ich auch erkannt, dass der Junge, der von vorher war. Und das war seine Vergangenheit. Wieso er sie mir zeigte war mir allerdings ein Rätsel.
Der Junge vor mir stand seinen Eltern wieder gegenüber, jedoch mit einem Messer in der Hand. Es ging alles so schnell und dann war es auch schon vorbei. Seine Eltern lagen in einer Blutlache. Das Messer hielt der Mörder noch in der Hand und das Blut tropfte zu Boden.
Meine Sicht verschwamm und ich spürte Erfolg, Genugtuung und Befriedigung. Einfach ein berauschend gutes Gefühl.

Der Junge war weg und jetzt stand eine Frau vor mir. Sie war ungefähr 20 und war nur leicht bekleidet.
Auch sie legte ihre Stirn an meine und das selbe passierte wieder.
Ich sah ihre Vergangenheit und fühlte was sie fühlte.
Diese Frau, war jemand die schon im jungen Alter ihren Körper verkauft und mit den Männern gespielt hatte. Sie war trügerisch und verdrehte die Wahrheit wie es ihr beliebte. Egal was sie wollte, sie bekam es, gleichgültig welche Geschichten und Gerüchte sie in die Welt setzten musste, um zu erreichen was ihr verdorbenes Herz begehrte.
Sie fühlte keinen Scham, nur Glück und Zufriedenheit.

Eine Person nach der anderen tauchte auf, sie alle zeigten mir ihre Vergangenheit und ließen mir tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt.
Nachdem, schien es mir so, als hätte ich ihre Leben gelebt.
Je länger ich an diese acht Leben dachte, desto mehr wurde mir bewusst, dass sie alle etwas gemeinsam hatten. Es schien so als würden sie alle von der selben Seele stammen. Als wäre sie nach dem Tot weiter gewandert.
Sie alle weisten Charakterzüge Ihres Vorgängers auf. Je älter die Seele, desto mehr Charakter hatte sie.
Und auch wenn es mir wiederstrebt es zugeben zu müssen. Ein Gefühl, welches tief aus meinem Inneren kommt, sagte mir, dass ich diese Seele habe.
Es war ein scheußliches und gleichzeitig beruhigendes Gefühl.

Ich fand mich im Schrein wieder.
Alle acht sahen auf mich herab. "Wieso? Wieso habt ihr mir das gezeigt?", entschlossen sah ich jeden einzelnen in die Augen.
"Du weißt es doch schon längst.", kam es synchron aus ihrem Mund. Gruselig.
Der Boden war auf einmal so spannend wie noch nie zuvor. Ich hatte Angst, vor dem was jetzt auf mich zukommen würde. Nicht umsonst wanderte diese Seele weiter. Ich spürte, das ich eine Aufgabe in diesen Leben hatte. Aber wieso ich?

Ein Klirren ließ mich aufschrecken. Vor mir lag eine wunderschöne Sense. Sie war Schwarz und ein Abbild von einen Drachen zierte den Griff. Die Klinge war mit einer blutroten Rose mit dem Stab verbunden. Jedoch konnte ich nicht erkennen, aus welchem Material die Rose war. An der Klinge selbst zierten rubinrote Edelsteine die obere Kante.
Ein Verlangen überkam mich diese Waffe anzufassen. Meine Hand fand ihren Weg und meine Fingerkuppen berührten das kalte Metall.
Ich umschloss die Sense nun komplett und sie passte wie die Faust auf Auge. Sie gehörte zu mir. Ich spürte es.

Die Stimme des Mannes ertönte.
"Du bist jetzt die nächste Sucherin."
Mit fragenden Blick schaute ich ihn in die Augen. Ich verstand kein Wort.
"Deine Aufgabe ist es, Drachenkinder zu suchen und ihnen ihre Bestimmung zu erklären. Diese Sense wird dir dabei helfen."
Mir war sofort klar, wer die Drachenkinder sind. Ich musste an das Buch denken. Drachenkinder waren die Menschen, die einen Vertrag mit Drachen schließen konnten.
Und ich sollte sie suchen?
Warum?

Doch bevor ich irgendwas fragen konnte, waren die Gestalten verschwunden. Sonnenlicht schien durch die offene Tür. Es war bereits früher Morgen.

Unsicher stand ich auf und suchte meinen Weg zurück ins Dorf. Die Sense in meiner linken Hand. Ein mulmiges Gefühlt breitet sich in mir aus. Wird schon irgendwie gut gehen, oder?

My Hero (Shikamaru FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt