4.
Noch bevor der letzte Glimmer ihrer magischen Flammen endgültig erlosch und sie, bedeckt von den aschigen Überresten der Bestien, abermals in vertrauter Dunkelheit zurückließ, brachte durchdringendes Gebrüll ihre Ohren zum klingeln.
Beide Hände auf die Ohren gepresst und von dem übel riechenden Ruß, der sich beim Einatmen in ihre Lunge setzte, hustend, konnte sie bis in die Knochen fühlen, wie Wände und Boden unter der Macht des Echos zu beben begann, das darauf folgte.
Dank ihres Verstummungszaubers hatten die Werwölfe zwar den Kampf, der noch vor wenigen Sekunden hier tobte, nicht hören können, doch musste der überwältigende Gestank von verkohltem Fleisch und eitrigem Lurtinen Blut ihnen verraten haben, das der Eindringling, der durch die Gänge ihrer Höhle schlich, auch die letzte Hürde überwunden hatte, die noch zwischen ihnen und ihrem Schatz stand.
Wie aus dem nichts standen vier übergroße Schatten plötzlich und lautlos vor Keirs erschrockener Gestalt und gaben ihr nicht einmal Zeit zum Blinzeln, bevor sie prompt nach ihren Schwertern griffen und sich grollend in dem staubigen Höhlengang verteilten, der in ihren Augen nur die aufgeschlitzte Leiche und schwarze Knochen der Lurtinen Wächter zeigten.
In der Dunkelheit konnte Keir lediglich die Umrisse ihres neuen Feindes ausmachen, doch auch ohne den Schein ihrer Flammen erkannte sie, dass das gesamte Quartett aus Werwölfen, das sich vor sie transloziert hatte, ohne Ausnahme aus zwei Meter großen und Muskelbepackten Kriegern bestand, das trotz ihres angeborenen Beschützerinstinkts alles andere als Leicht zu erledigen sein würde.
Keir biss sich auf die Lippen, als sie hin- und hergerissen überlegte, wie schlau es seine würde, die Höhle ein letztes Mal zu erleuchten.
Doch sie brauchte nicht lange, um zu der Erkenntnis zu kommen, das sie es sich selber noch viel schwerer machen würde, wenn sie beinahe blind gegen diese Unsterbliche Gruppe würde antreten müssen.
„Romunare", beschwor Keir entschlossen, als sie sich furchtlos vom Boden erhob und sich bereit machte, ihrem bisher mächtigsten Gegner entgegenzutreten.
Deckungsgleich spannten sich die gewaltigen Körper der Werwölfe an, während ihre Mienen im flackernden Schein des Feuers versteinerten, das um sie herum erwachte.
„Zeig dich, Unterweltler", verlangte der blonde Wolf gebieterisch, der ihr ohne seines Wissens am nächsten stand. Mit einem drohenden Knurren in der Stimme baute er sich zu seiner vollen Größe auf und nahm die Umgebung um sich herum ins Visier.
Keir sah, wie sich seine Klauen besetzte Hand fester um den schlichten Griff eines fein geschmiedeten Schwertes schloss und seine wachsamen Augen bedacht zwischen den langen Schatten seiner Begleiter umherschweiften, während seine bebenden Nasenflügel, die verschiedenen Gerüche zu differenzieren versuchten. Sie war erstaunt, das er trotz des üblen Gestanks, den er aufnahm keine Miene verzog.
Zwar war Keirs Arm noch immer mit dem Blut des Lurtinen getränkt und ließ seinen einzigartigen Geruch auch weiterhin durch ihre Tarnung sickern, doch bemerkte Keir glücklicherweise, das die Werwölfe, dennoch Schwierigkeiten hatten sie unter all den anderen Gerüchen, der getöteten Ungeheuer zweifelsfrei auszumachen.
Denn alle vier ließen suchend ihre Blicke durch die erhellten Höhlengänge schweifen, unfähig trotz ihres ausgeprägten Geruchssinns Keirs genaue Position zu bestimmen.
Einem unerklärlichen Instinkt folgend, schlich Keir sich vorsichtig näher an den toten Leichnam heran und presste unter der beissenden Wolke, die ihr dabei entgegen schwappte die Handfläche auf Nase und Mund.
Ein kalter Schauer überlief sie, als sie mit dem nackten Knöchel die wabbelige Haut des schleimigen Lurtinen streifte, als sie sich nur Millimeter entfernt an das am Boden liegende Geschöpf drängte.
Es kostete Keir eine unvorstellbare Überwindung sich nicht zu Übergeben, als sie ihre freie Hand über seinen Kleieartigen Körper wandern ließ und einen Zauber zwischen ihren Lippen hervor presste.
„Novacentio" sprach sie, bevor sie rasch ihr Gesicht hinter ihrem Umhang verbarg, als eine Welle aus Magie den toten Lurtinen vibrieren ließ und in tausend Einzelteile zerfetzte, während fauliges Fleisch und Innereien sie und die anderen bespritze.
Nicht mit dieser unerwarteten Explosion rechnend, nutzte Keir die offensichtliche Überraschung ihrer wölfischen Feinde aus. Sie griff sich den Dolch, den sie bei ihrem Sturz hatte fallen lassen und schleuderte ihn mit aller Kraft auf einen der Berserker großen Unsterblichen, wo er sich mit einem leisen Ächzen tief in seine Brust bohrte.
Keir verlor keine Zeit und stürzte sich mit dem Betäubungspulver bewaffnet in seine Arme, als er sich auch schon direkt vor sie transloziert hatte.
Doch er reagierte schneller als erwartet. Obwohl er Keir weder hören noch sehen konnte, spürte er ihr plötzliches Gewicht und packte mit festem Griff nach ihren Schenkeln.
Spitze Krallen bohrten sich durch den Stoff ihrer Jeans in ihre Haut und hielten sie in einer erbarmungslosen Umklammerung an seinen Oberkörper gedrückt.
Den Schmerz ignorierend pustete Keir auf das Pulver ihn ihrer Hand und rollte sich in Windeseile zur Seite, als er zuckend zu Boden fiel und dank der Betäubung schließlich bewusstlos liegen blieb.
„Lennox!", brüllte einer der anderen Wölfe und materialisierte sich, wild mit seinem Schwert fuchtelnd, vor seinen paralysierten Kumpanen.
Auch wenn er blind und ziellos um sich hieb, flog seine Klinge nur knapp an Keirs Ohr vorbei, als sie versuchte sich in dem unmittelbar folgenden Wirrwarr ihren Dolch zu schnappen.
Als sie es schaffte, die kleine Waffe zu fassen zu bekommen, zwang Keir sich zurück auf ihre Beine und floh zwischen den translozierenden Wölfen hindurch, die sich allesamt um ihren ohnmächtigen Freund versammelten.
In einer entfernten Ecke verstaute sie den Dolch zurück in ihrem Halfter und streckte die Arme von sich. Zeigefinger und Daumen jeder Hand berührend, bündelte sie ein dutzend ihrer Flammen vor ihrem Körper und ließ den daraus resultierenden Feuerball auf die Unsterbliche Gruppierung nieder, die sich als große Zielscheibe vor ihr eingefunden hatte.
Wie eine Kanonenkugel flog das Flammenprojektil quer durch die Höhle und schoss harpyiengleich auf ihre abgelenkten Feinde zu. Nicht in der Lage dem enormen Rückstoß standzuhalten, kippte Keir unter dessen Intensität zurück und verlor kurzeitig das Gleichgewicht.
Ihr Umhang verfing sich an einer der zahlreichen Unebenheiten der steinernen Wände und durchbrach so, für den winzigen Bruchteil eines Augenblicks, ihre Verhüllung.
Schneller als Keir, reagierte der blonde Krieger auf das kurze Aufblitzen ihrer Gestalt.
Rücksichtslos und ohne zu zögern, brach er mit der Schwertspitze voran durch Keirs Feuerkugel und spaltete die glühenden Flammen sauber in zwei.
Kleine Funken, die sich durch das Aufprallen seiner Waffe von dem Feuer lösten, trafen auf seine Haut und hinterließen blutige Brandspuren , als er sich unbeirrt mit einem donnernden Gebrüll auf seine Gegnerin stürzte.
Rasend schnell drang er zu ihr vor und ließ noch im Lauf seine große Pranke vorschnellen.
Gerade dachte Keir, das er sie genauso gnadenlos wie ihre Flammen behandeln würde, als er ihr stattdessen mit einem Ruck den Umhang vom Leib riss und sie mit einem kräftigen Unterarm am Stein fixierte.
Ihres Tarnumhangs beraubt, zerbrach der Zauber, der ihm anhaftete und ließ Keir bar jeder Verteidigung zurück.
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HYBRIDS Soul - Bhreac&Keir
FantasyIn der Welt der Unsterblichen gibt es nur eine Spezies, die mehr verabscheut wird als die fleischfressenden Ghule, die Nachts ihr Unwesen treiben; die Hybriden. Als Hybrid geboren zu werden gilt als Todesurteil. Seit 100.000 Jahren ist es Unsterblic...