Part 6

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Die Nacht ist unruhig. Immer wieder wache ich von Alpträumen auf. Da sind diese Schüsse und die Panik, die die Menschenmasse plötzlich beherrscht. Und ich fange an zu rennen. Meistens rutsche ich dann aus, zucke zusammen und wache auf. Josy kann auch nicht schlafen. Ich spüre wie sie sich immer wieder von der einen auf die andrer Seite rollt. Ich bin glücklich als endlich die Sonne aufgeht und ich durch das Fenster ein paar Strahlen auf meinem Gesicht spüre. Ich schaue auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Es ist 5.30 Uhr. Obwohl wir nur etwa 4 Stunden geschlafen haben, ist es eine Art Erlösung, dass es endlich Morgen ist. Ein neuer Tag, neue Hoffnung oder was auch immer. So hatte ich es mir zumindest erhofft. Leider sieht die Realität nun mal anders aus. Das einzige was sich geändert ist das Datum. Ansonsten stecke ich immer noch in diesem Alptraum fest und hoffe einfach auszurutschen und aufzuwachen. Doch es gibt kein aufwachen. Ich bin gefangen in dieser so unwirklich scheinenden Realität und wünsche mir nichts mehr, als die zeit zurück zudrehen. Vor 12 Stunden war noch alles gut. Vielleicht nicht alles, aber es war deutlich besser als jetzt. Ich schaue Josy an. Ihre Augen sind vom Weinen total verquollen. ,,Ich...ich werde mal eine Dusche nehmen", sage ich leise und steige aus unserem Bett. Lucia hatte uns gestern Abend noch das Gästebad gezeigt und uns jeder ein Handtuch und alte Klamotten von ihr zum wechseln hingelegt. Ich weiß nicht ob ich wie sie gehandelt hätte. Schließlich kennt sie uns gar nicht und lässt uns einfach so bei ihr schlafen, ihr essen essen und ihre Klamotten tragen. Obwohl mir das alles etwas seltsam vorkommt gehe ich nun also ins Bad, ziehe mich aus und steige in die dusche. Kurz darauf kommt Josy in den Raum. Normalerweise käme es mir sehr befremdlich vor, wenn ein Mädchen, dass ich erst wenige Stunden kenne mich plötzlich beim Duschen stört, aber bei Josy habe ich nicht das Gefühl, dass sie mir fremd ist. ,,Es tut mir leid, dass ich dich störe aber ich...ich kann einfach gerade nicht alleine sein.", sagt Josy und ich merke, wie sie versucht nicht in Tränen auszubrechen. Ich weiß nicht wo sie herkommt und was ihr schon in ihrem leben alles widerfahren ist, aber ich merke, das sie es ernst meint. ,,Ist okay", antworte ich. ,,bleib hier". Wir reden nicht, bis ich fertig mit Duschen bin. Wir müssen auch nicht reden. Es reicht, nicht allein zu sein. Es überrascht mich selber ein bisschen, aber als ich aus der Dusche steige, macht es mir nichts aus, dass sie mich nackt sieht. Wahrscheinlich, weil mein Inneres sowieso schon vor ihr entblößt ist. Ich wickel mich in ein Handtuch ein und schaue schließlich Josy an. ,,Willst du dich auch duschen?", frage ich sie behutsam. Sie nickt. Langsam streift auch sie ihr T-Shirt von ihrem Körper. Sie ist sehr hübsch. Während Josy duscht, ziehe ich mich an. Bis wir beide fertig sind ist es 6:30 Uhr. Wir beschließen zusammen in die Küche zu gehen. Überaschenaderweise ist Lucia schon wach. ,,Guten morgen ihr beiden". Sie sieht verschlafen aus und hat offensichtlich noch ihr Nachthemd an. ,,Warum bist du schon wach?", frage ich sie. Wahrscheinlich denkt sie sich das Gleiche über uns. ,,Meine Katzen wecken mich meistens schon recht früh. Das sind Charlie, Luke und Mia.". Sie deutet auf drei Katzen, die von einem großen Katzenbaum aus die Situation beobachten. Die eine Katze ist rot, die Andere hat kurzes schwarzes und die Dritte sehr langes weißes Fell. ,,Möchtet ihr Tee? Oder Kaffee?". ,,Tee, bitte", antworten wir beide synchron. Ich muss schmunzeln. Lucia schenkt uns jeder etwas Tee ein und reicht uns die beiden Tassen. Es komisch bei einer Person zu Gast zu sein, die man gar nicht kennt. ,,Setzt euch gerne aufs Sofa", sagt Lucia. Sie merkt offensichtlich dass wir nicht wirklich wissen wie wir uns verhalten sollen. ,,Wie geht es deinem Knie?", wendet sich unsere Gastgeberin mir zu. Es ist tatsächlich sehr geschwollen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde es täte nicht weh. Trotzdem habe ich es irgendwie verdrängt. ,,Naja, es tut schon noch etwas weh", antworte ich nun also, auch wenn ,,etwas" pure Untertreibung ist. ,,Vielleicht solltest später doch mal mit deinen Eltern zum Arzt gehen", schlägt sie vor. Ich nicke. Den Morgen verbringen wir hauptsächlich auf dem Sofa und kraulen die Katzen. Obwohl weder Josy noch ich wirklich Hunger haben, schafft Lucia uns zu überreden wenigstens ein bisschen was zu frühstücken. Es ist kurz nach neun, als es klingelt und meine Mutter vor der Tür steht. Lucia hatte ihr gestern noch ihre Adresse gegeben. Während sie mit Lucia redet, klingelt es erneut. Diesmal ist es die Sozialarbeiterin, die für Josy verantwortlich ist. Lucia gibt uns beiden mit den Worten:,,Ihr könnt mich immer anrufen, okay?" ihre Nummer und auch Josy und ich tauschen Nummern aus. Der Abschied verläuft schnell. Ich umarme Josy und Lucia und gehe aus dem Haus. Darauf folgt eine Autofahrt voller Worte und stille zugleich.

Neuer Teil:)) Ich freue mich über ein Vote wenn er euch gefällt hehe

-N


[Happy] lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt