s i x t y - s i x

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Etwas gedemütigt und deprimiert verließ ich die stinkende Bar und machte mich auf den Weg. Wohin, wusste ich nicht aber ich hatte in dieser Verfassung keine Lust nach Hause zu gehen. Es machte in meinem Kopf keinen Sinn. Der einzige Ort an welchem ich James erwartet hatte war diese Bar und ich wusste nicht ob er anderweitig eine Wohnung hatte oder wo ich jemanden finden könnte, den er kannte und der mir sagen könnte, wo James sich gerade befand. Die einige Frau könnte seine Mutter sein und mit welchem Grund sollte ich zu ihr? Was sollte ich sagen? Hey, ich bin das Mädchen das auf Ihren Sohn steht von welchem Sie denken, dass dieser ein unschuldiges Mädchen umgebracht hat?

Ich glaubte James aus irgendeinem Grund, dass er diese Alice nicht umgebracht hatte. Ich wusste wozu er in der Lage gewesen ist und ich wusste, wie viele Menschen er schon auf dem gewissen hatte. Aber er würde nicht versuchen, einen einzigen Mord zu vertuschen, nur weil ihm gerade danach war.

Ein Blick auf mein Handy verriet mir, das es gerade mal ein Uhr mittags gewesen ist. Eigentlich würde ich um diese Zeit essen, aber ich hatte absolut keinen Hunger. Ich wusste nicht wieso, aber mir war nicht nach essen.

Und dann sprang mir eine Idee in den Kopf, die ich im ersten Moment für sehr absurd hielt aber welche dann Sinn in meinem Kopf machte. Vielleicht wusste Shawn ja, wie ich ihn finden konnte? Oder wo ich ihn finden konnte?

Ich hatte ihn in der Schule nicht gesehen, weil er sich, wie Alvia mir knapp erzählte, eine miese Grippe eingefangen haben musste. Dennoch rief ich ihn an und musste eine knappe Minute warten, bis seine müde Stimme mich mit einem Hallo? begrüßte. "Shawn hey." begrüßte auch ich ihn freundlich und bemerkte, dass seine Stimme ziemlich angeschlagen und rau klang. Ihn hatte es wohl echt erwischt. "Jo Mia, alles gut?" fragte er und ich lachte ein bisschen, weil seine Stimme allein bei diesen vier Worten zu scheitern schien.

"Das sollte ich wohl dich eher fragen. Du klingst tod." stellte ich schmunzelnd fest und er stöhnte auf. "Ich bin Tod, Mia. Ich glaube, ich habe irgendeinen unheilbaren Virus in mir. Ich liege seit fünf Tagen flach, habe Kopfschmerzen und dauerhaft Fieber." gab er quengelnd wieder und brachte mich somit noch mehr zum lachen. Natürlich war seine Lage nicht gerade zum Lachen, aber wie er das sagte klang einfach so lustig.

"Gute Besserung Shawnie-Boy. Ich hatte eine ganz andere Frage." brachte ich etwas zögerlich hervor weil ich nicht mehr so genau wusste, ob diese Idee gut gewesen ist oder ob ich mich einfach wieder in eine Falle begeben würde. Ich wollte James einfach sehen um zu wissen, ob er das alles ernst meinte. "Oh bitte frag mich nicht, was mit Alvia los ist. Ich weiß es nicht. Das hier ist gerade nebenbei mein jährlicher Weg-von-Alvia-Urlaub." gab er etwas entnervt von sich und ich wurde misstrauisch. "Was ist zwischen euch beiden eigentlich passiert? Sie will absolut nichts sagen." erwiderte ich und wartete, um zu erfahren was zwischen den beiden passiert ist. "Sie ist eifersüchtig. Aber Ich erzähle dir das ein anderes Mal es ist eine lange Story. Was wolltest du wissen?" versuchte er das Thema zu wechseln und ich bemerkte, wie ähnlich die beiden sich doch waren. Sie versuchten beide dem Streit zu entkommen.

"Uhm naja. Hast du was von James gehört?" fragte ich nervös nach und ging langsam den Weg nach Hause. "Nein, das letzte Mal vor einem Monat, da war er in Spanien." gab er wieder und zustimmend nickte ich, obwohl ich wusste das Shawn mein Nicken nicht sehen konnte.

"Ja. Du hast keine Nummer? Keine Adresse?" hakte ich nun nach und er blieb ein paar Sekunden stumm. "Mia, ich dachte du möchtest nichts mehr von ihm wissen." merkte er an und ich war nun die jenige die nicht wusste, was sie sagen sollte. Er hatte recht, genau das wollte ich eigentlich. Aber meine Meinung hatte sich dank des Briefes geändert. Ich musste ihn einfach sehen. "Ja, wollte ich, Shawn. Aber ich muss mit ihm reden es ist wirklich dringend. Bitte, hast du irgendwas? Eine Nummer, eine Adresse irgendwas??" ich war schon fast nah an der Verzweiflung geraten, weil es mir absurd vorkam, dass Shawn mehr wie ich von ihm hatte. Aber er schien gerade irgendwas zu durchblättern. Hoffnung machte sich in mir breit.

"Er hatte mal ein paar Zettel im Zimmer von Sam gelassen, uhm. Hier steht eine Adresse drauf." sagte er nun. "Aber keine Nummer. Ich hatte ihn geschrieben wie es ihm geht, so ungefähr vor zwei Wochen. Die Nachricht ist nie angekommen." erklärte er. "Ja." gab ich zustimmend von mir. Ich hatte vermutlich genau dieselbe Nummer. "Regent-Street 33. Aber das ist in lakebridge, Mia."ich dachte kurz nach und nickte innerlich. Lakebridge war mit dem Bus nur gute zwanzig Minuten entfernt. Aber, wessen Adresse war das? "Danke Shawn." gab ich schmundelnd wieder. "Ich bin dir was schuldig. Vielleicht ein Shake im Diner, wenn es dir wieder besser geht, dann kannst du mir ja erzählen, was passiert ist." bot ich ihm an und erhaschte ein Lachen seinerseits. "Ich schick dir die Adresse noch kurz. Und ja, Ist gebongt. Pass auf dich auf, Mia." waren seine letzten Worte, bevor er auflegte und ich mitten auf der Straße umkehrte. Ich machte mich auf den Weg zu unserem Bahnhof. Ich hoffte, keiner würde bemerken was ich vorhatte.

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Heyyy ihr lieben❤️

criminally in love | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt