▪ 7. Kapitel: Ein Plan▪

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Sobald sich Celynn sicher war, dass Crow sie nicht mehr sehen konnte, fing sie an zu weinen.
Die Tränen flossen ihr die Wangen hinunter und verschleierten ihre Sicht, doch sie ritt weiter.
Crows Lippen waren so weich gewesen und es hatte sich so richtig angefühlt, doch er vertraute ihr nicht, sonst hätte er ihr etwas von den ,,Gründen" erzählt.
Celynn saß ab und übergab das Pferd einem der Stallknechte, dann rannte sie nach oben und klopfte an Ellas Zimmertür.
Diese öffnete sich, Ella stand im Türrahmen und zog sie sofort zu sich ins Zimmer, als sie die Tränen sah, die sich schon wieder in Celynns Augen gesammelt hatten.
Manchmal hasste sie sich dafür, dass sie immer sofort losheulen musste.
Ella setzte sich auf ihr Bett, Celynn neben ihr, reichte ihr wortlos ein Taschentuch und wartete darauf, dass Celynn zu erzählen begann.
Das tat sie auch.
Sie erzählte alles was heute vorgefallen war, alle ihre Vermutungen und Gedanken und Ella hörte zu.
,,Hmm, das mit dem Ablenken hat wohl nicht so gut geklappt", stellte Ella fest, ,,vielleicht sollten wir etwas anderes probieren. Wir wäre es, wenn wir ihn eifersüchtig machen?"
Celynn zog die Nase hoch.
,,Was?"
,,Naja, das du so tust, als würdest du eigentlich einen anderen Freund haben", erklärte Ella.
Celynn sah sie ungläubig an.
,,Das könnte ich nicht!", entrüstete sie sich.
,,Und wieso nicht?"
,,Ja, ich will niemandem Hoffnungen machen und was ist, wenn Crow mich dann aufgibt?"
,,Das wird er nicht! Ganz sicher. Glaub mir, das wird bestimmt funktionieren!", ermutigte Ella sie.
,,Wenn du meinst", gab Celynn schließlich ergeben nach.
Ella nickte begeistert.
,,Wollen wir jetzt gleich anfangen?", fragte sie voller Elan.
Celynn nickte und seufzte.
,,Na gut..."
,,Sehr schön! Aber zuerst musst du dich noch mal hübsch machen!", stellte Ella fest.
Celynn sah an sich hinab und nickte.
,,Ja, da hast du Recht", stimmte sie Ella zu. Sie war zwar immer noch nicht sehr begeistert von der Idee, aber Ella hatte Recht: wenn Crow erkennen sollte, wie viel sie ihm bedeutete, musste sie ihn eifersüchtig machen.

Ein paar Stunden später stand Celynn im Dorf und zupfte unruhig an ihrem Kleid herum.
Ella hatte sie in ein bodenlanges, weinrotes Kleid mit einer blasslilanen, dünnen Jacke gesteckt und ihre Haare kunstvoll nach oben gesteckt.
Ella lief neben ihr her und sah sich immer wieder um, bis ihr Blick plötzlich an einem jungen Mann hängen blieb.
,,Was ist mit dem?", fragte sie und deutete auf ihn.
Der Mann hatte kurze, blonde Haare, blaugrüne Augen und ein breites Lächeln.
Er war so ziemlich das komplette Gegenteil von Crow.
Celynn zuckte mit den Schultern.
,,Meinetwegen", gab sie schließlich nach. ,,Aber wie willst du ihn dazu bringen, auf mich aufmerksam zu werden?"
Ella schenkte ihr ein gewinnendes Lächlen.
,,Überlass das mir!", meinte sie und lief auf den jungen, blonden Mann zu.
Celynn folgte Ella mit etwas Abstand, sodass sie mitbekam, was Ella vorhatte und im Notfall einspringen konnte.
,,Hallo, ich bin Ella", hörte Celynn ihre Freundin sagen.
,,Ich heiße Amaury", antwortete der Junge. ,,Kann ich Euch irgendwie helfen?"
,,Nein, nicht wirklich mir. Meiner Freundin aber schon", gab Ella zurück und winkte Celynn zu sich.
Etwas unsicher kam Celynn auf Amaury zu und versuchte, schüchtern zu lächeln.
Sie hatte eine Vorstellung von dem, was Ella geplant hatte.
,,Sie hat schon seit langem ein Auge auf Euch geworfen, sich bisher aber nie getraut, Euch anzusprechen."
Celynn musste sich nicht mal anstrengen, um rot zu werden, als Ella das sagte, sie hoffte, dass Amaury das auf ihre ,,Schüchternheit" zurückführen würde.
Amaury lächelte. ,,Oh, na dann... wie heißt Ihr?", fragte er an Celynn gewandt.
,,Celynn", antwortete sie und zwang sich zu einem Lächeln.
,,Wenn Ihr wollt können wir uns mal treffen, um uns näher zu kommen", schlug der Junge vor.
Celynn wollte fast widersprechen, bis ihr auffiel, dass genau das der Plan war.
,,Nichts lieber als das!", antwortete sie also und schenkte Amaury ihr schönstes Lächeln.
Dieser lächelte zurück. ,,Ich muss leider wieder an die Arbeit. Was haltet Ihr von morgen nachmittag? Wir treffen uns auf dem Marktplatz vor der Kirche", schlug er vor.
Celynn nickte. ,,Ich werde da sein", versprach sie.
,,Das freut mich", lächelte Amaury zurück und lief wieder in die Schmiede zurück.
Celynns Lächeln erlosch schlagartig, sie drehte sich um und lief die Straße runter. Das fühlte sich alles so falsch an!

Hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt