Suris Klarinette

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{inspiriert von einem kleinen Mädchen bei der Weihnachtsfeier meiner Schwester}

Es war Freitag, zwei Wochen vor Weichnachten.

Die gesamte Grundschule hatte eine große Weihnachtsfeier geplant - Alle Kinder probten schon seit Wochen ihre Lieder und Texte.

So auch Suri. Sie war in der dritten Klasse und spielte Klarinette.

Seit September hatte sie fleißig ein paar kleine Weihnachtslieder eingeübt.

Dann war es soweit.

Der schwere, rote Vorhang hob sich, der Direktor begrüßte die stolzen Eltern und dann kam sie auch schon dran.

Ihr Lehrer gab ihr von unten ein Zeichen, dass sie beginnen sollte.

Aufgeregt trat sie mit der Klarinette nach vorne.

Es tat nichts zur Sache, dass Suri ausversehen die Notenblätter fallen ließ.

Es war auch nicht von Bedeutung, dass sie den Einsatz zu Oh du fröhliche ziemlich verpatzte,

Oder dass sie sich bei den meisten Noten verspielte.

Oder dass sie einmal ein bisschen zu laut in ihre Klarinette pustete, und ihr so einen schmerzhaften Quietschton entlockte.

Suris Klarinette klang allgemein so wie eine empört quakende Ente.

Das alles spielte keine Rolle mehr, als ihr Auftritt schließlich zu Ende war, Suri mit rotem Kopf dastand und die Leute applaudieren sollten.

Zuerst war da nur absolute Stille, dann hörte sie ein einsames Händepaar, das langsam und bedächtig klatschte. Der Ton hallte von den Wänden wieder.

Doch dann kamen immer mehr Hände dazu, die Suri ihren Applaus schenkten, erst wenige, aber es wurde lauter.

Bis endlich der gesamte Saal gefüllt war mit dem Geräusch eifrig klatschender Hände.

Suri lächelte schüchtern, verbeugte sich schnell und griff dann etwas ungeschickt nach dem Notenständer, um dann hastig von der Bühne zu laufen.

Doch auch als Suri schon weg war, hörten die Leute erst auf zu klatschen, als der Direktor die nächste Nummer ankündigte.

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