the universe is always against you

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Noch immer waren die Straßen gut besucht und teilweise bemerkte ich die verachtenden Blicke, die die Leute dem Hexer zu warfen. Es musste wohl ein schweres Leben sein, das er fristete und unwillkürlich fragte ich mich, wie er wohl zum Hexer auserkoren wurde.

Allmählich veränderten sich die Häuser, die sich noch zuvor eng aneinander gereiht hatten und oftmals baufällig waren, denn wir betraten nun das Viertel, in dem die reichen Leute lebten, die niemals hungrig ins Bett mussten oder für die es nicht schlimm war, wenn ein Kleidungsstück kaputt ging, immerhin konnten sie sich jeder Zeit ein neues leisten. Auch die Straße, auf der wir liefen, veränderte sich, denn zuvor waren es noch große, unebenmäßige Backsteine gewesen, während es sich nun um glatt polierten Sandstein handelte, der die Wege eingrenzte und der soweit ich wusste sehr teuer gehandelt wurden. Ich folgte dem Blick des Hexers, der die malerische Architektur der Elfen betrachtete, die man hier in ihren ganzen, prächtigen Ausmaßen erkennen konnte. Wunderschöne Verzierungen waren an den sauber gearbeiteten und stets gepflegten Hauswänden angebracht, während sich die Sonnenstrahlen in den bunten Gläsern der Fenster brachen und Muster auf die Straße warfen, die in allen Farben des Regenbogens strahlten. Die Blumenbeete, Kästen und Töpfe wurden fast jeden Tag überprüft, dass sie gemäß der Jahreszeit immer passend bepflanzt waren und damit nichts welk wurde, was diesen Gesamteindruck des Überflusses und des Geldes hätte zerstören können.

Schneeweiße Rösser zogen teure Kutschen, in denen Edelfrauen saßen, die ihre schönen Gesichter hinter Fächern aus aller Welt versteckten und hin und wieder vorbeiziehenden Rittern mit ihrem Tuch winkten. Es war eine andere Welt, in der der Geist unserer Vorfahren deutlich zu spüren war, gleichzeitig merkte man, wie die Menschen immer mehr Einfluss auf die Elfen und ihre Lebensweise hatten, selbst wenn sie uns so verhasst waren. Hier in Dol Blathanna hatte wir lange die antiken Traditionen gepflegt und ein einfaches, naturverbundenes Leben geführt, doch in den letzten Jahrzehnten hatte auch hier die Moderne Einzug gehalten – eine Veränderung, die nicht nur Vorteile mit sich brachte, wenn man die zuvor klaren Gebirgsbäche ansah, die immer mehr verdreckten mit dem Abwasser der Stadt.

„Wie alt bist du?", wandte sich der Hexer an mich, der inzwischen seine Beobachtung abgeschlossen hatte, die er mit demselben emotionslosen Gesichtsausdruck gemacht hatte, wie sonst auch; offenbar war Architektur nicht seine große Leidenschaft. „Ich bin zweiundsechzig", erwiderte ich ihm. „Noch sehr jung für eine Elfin, dann habt ihr Shaerawedd nicht miterlebt...", es war eine Feststellung und mir war klar, dass es gut war diese Schlacht nicht miterlebt zu habe -das wusste ich- aber dennoch hatte ich genügend Berichte gelesen und Erzählungen gehört, dass mir die bloße Erwähnung des Namens einen Schauer über den Rücken jagte. „Mein Vater ist damals gestorben", erwiderte ich ihm und eine leichte Spur der Trauer vermischte sich mit meiner Stimme. „Wie so viele andere auch", war die schlichte Erwiderung des Hexers und eigentlich hätte mir bewusst sein müssen, dass ich von jemandem wie ihm kein Mitleid erwarten durfte, weswegen ich das Thema ruhen ließ.

„Hier ist es", meinte ich nach einer Weile und blieb vor einen kleinen Palast stehen, der perfekt in das übrige Bild dieses Stadtteils eingefügt war. Doch den Hexer schien die Baukunst vollkommen kalt zu lassen, stattdessen warf er den Wachen vor dem Eingang einen missmutigen Blick zu. „Scheint ja ziemlich gut bewacht zu sein", stellte er kühl fest und observierte die Umgebung, ob er noch weiteres Sicherheitspersonal erspähen konnte. „Nun ja, es handelt sich eben um eine sehr reiche Familie", erklärte ich ihm, jedoch musste auch ich ehrlich zugeben, dass das unsere Situation nicht gerade vereinfachte. „Vielleicht können wir sie bestechen", schlug ich vor, denn zu ein paar Kronen würde sicherlich niemand 'Nein' sagen. Allerdings schüttelte Geralt nur den Kopf und zeigte mir an, dass ich ihm folgen solle. „Überlasst das reden mir", erklärte er mir knapp, ehe wir uns auch schon im Hörradius der Wachen befanden, die uns misstrauisch beäugten, als wir uns ihnen näherten.

witchcraft - THE WITCHERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt