Dol Blathanna
„Das muss schneller gehen! Jeder Lahme ist flinker als du, na los!", die Holzpflöcke unter mir, die in schwindelerregender Höhe angebracht waren, verschwanden bereits unter mir, so schnell hüpfte ich über sie, während die laute Stimme meiner Schwester, die mich dazu anfeuerte, noch mehr zu leisten, in meinen Ohren dröhnte. „Und jetzt nach rechts über die Schwebebrücke und zieh gleich schon mal deinen Bogen!", befahl sie mir, weswegen ich mit einer geschmeidigen Bewegung meinen Bogen von meinem Köcher löste, ehe ich über den wackeligen Untergrund balancierte. Früher hatte ich an dieser Stelle oft das Gleichgeweicht verloren und war in die Tiefe gestürzt, zumindest soweit bis das Sicherheitsnetz mich aufgefangen hatte und danach hatte Gladhwen immer gesagt, dass ich gleich nochmal den schwindelerregenden Pfad absolvieren sollte, denn wenn man einmal gestürzt war, musste man sofort wieder weitermachen, ansonsten bekam man Angst und die war schlimmer als der Sturz. Danach war ich noch gut zehn Mal an der selbe Stelle heruntergefallen, aber irgendwann hatte ich es geschafft, in einem „Schneckentempo", wie meine ältere Schwester es zu sagen pflegte, aber wenigstens hatte ich ihre Trainingseinheit überstanden, obwohl ich natürlich wusste, dass mir am nächsten Tag das gleiche blühte, wieder mit Abstürzen und anderen Rückschlägen, jedoch war aufgeben niemals eine Option, schließlich hätte meine Schwester das nicht zugelassen.
Inzwischen gab es keine rettenden Netze mehr, die unter mir angebracht waren, weswegen ich einfach die guten fünf Meter, die ich mich in der Luft befand, hinab gesegelt wäre, aber ich vertraute in meine Fähigkeiten und wusste, dass ich zu gut war, um abzustürzen. Flink setzte ich einen Fuß vor den anderen und ignorierte, die Zurufe von Gladhwen, die zwar gut gemeint waren, aber mich in dieser schwierigen Passage nur ablenkten, denn dieser schwebende Balken war immer mein größtes Problem gewesen und nach all den Jahren hatte ich immer noch einen ziemlich großen Respekt vor der glatten Oberfläche und den unkontrollierbaren Schwüngen, die mit jedem Schritt stärker wurden; ich musste nur aufpassen, dass dieser Respekt nicht zu Angst wurde, denn diese lähmte den Körper und machte einen schwach.
Die Muskeln meiner Oberschenkel spannten sich an, als ich, nachdem ich gut die Hälfte der Brücke überwunden hatte, in die Hocke ging, um mein Gewicht besser zu verlagern können, weswegen ich erneute Zurufe meiner Schwester vernehmen konnte, die mir sagte, dass ich zu langsam war, obwohl ich wusste, dass fast niemand in Dol Blathanna diesen Übungspfad schneller abschließen konnte als ich, außer meiner Schwester natürlich. Aber das zählte nicht, zumindest nicht im Moment. Jetzt kam es nur auf meine Leistung an, die absolut perfekt sein musste, weswegen ich die Zähne zusammen biss und eilig die letzten Meter hinter mich brachte, immer darauf bedacht ja nicht nach unten zu sehen, um nicht das tödliche Schwindelgefühl auszulösen, weswegen ich permanent das leicht im Wind schaukelnde Ziel an fixierte, auf das ich gleich schießen würde.
Kurz bevor ich das Ende des Baumstammes erreicht hatte, der immer bedrohlicher zu schwingen begann, erhob ich mich wieder aus meiner gebeugten Position und richtete mich geschmeidig auf und setzte zu einem gut abgeschätzten Sprung an, als der Stamm nach vorne schwang. Den Bogen, den ich fest in meiner linken Hand hielt, erhob ich gleichzeitig, während ich rasch einen Pfeil einlegte, ehe ich die Sehne spannte und auf das Ziel schoss, um ein paar Millimeter verfehlte ich den genauen Mittelpunkt, da ich zu sehr damit beschäftigt war, meine Landung nicht zu vermasseln – natürlich hagelte es sofort Kritik von Gladhwen, die ich an mir vorbeiziehen ließ.
Hastig überquerte ich die hölzerne Plattform, die an dem dicken Stamm des Baumes befestigt war und nutzte eine kleine Seilrutsche am Ende, die mich sicher auf den Waldboden manövrierte, was gleichzeitig das Ziel des Parcours war. Trotz der körperlichen Anstrengung hatte sich meine Atmung nur ungemein beschleunigt und war schon wieder fast bei ihrer normalen Geschwindigkeit angelangt. Ich kannte die richtigen Atemtechniken schon seit meiner frühsten Kindheit, denn dort hatte oft mit meiner älteren Schwestern Meditationsübungen gemacht, damit ich diesen Übungen gewachsen war, was mir nun einen ungemeinen Vorteil verschaffte. Allgemein war ich den anderen, jungen Elfen in Dol Blathanna überlegen und obwohl Gladhwen das nicht gerne zugab, vielen von den älteren und erfahreneren Aen Seidhen auch.
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witchcraft - THE WITCHER
Fanfiction"Die Sterne werden dir keine Wünsche erfüllen, Saelind. Das kannst nur du selbst!" "Niemand wird als Zauberer geboren und das ist auch gut so, wir sehen die Missgeburten von versuchter Fortpflanzung der Zauberer jeden Tag in den Elendsvierteln diese...