a witcher's method

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Sie saß vollkommen bekleidet in der leeren Badewanne und kämmte sich, mit etwas das stark nach einer Schuhbürste aussah, das blonde Haar, während sie weiterhin die schöne Melodie vor sich hin summte. Offenbar schien sie mich nicht zu bemerken oder es erreichte ihr Bewusstsein nicht, denn selbst als ich vollständig ihren Sichtbereich betreten hatte, zeigte sie keinerlei Reaktion auf mein plötzliches Erscheinen, sondern blickte weiterhin verträumt in die Ferne. „Geht es Euch gut?", fragte ich zögerlich nach, nachdem ich diese seltsame Situation ein wenig auf mich hatte wirken lassen, wobei ich gleichzeitig Geralt mit einer Handbewegung zu mir holte.

Dieser erschien kurz darauf hinter dem Raumteiler und blickte genauso verwirrt, wie ich, auf die junge Frau, die keinerlei Reaktion auf meine Frage gezeigt hatte. „Was ist nur mir ihr?", wandte ich mich an den Hexer, der sich deutlich schneller gefangen hatte als ich, denn dieser umrundete bereits mit einem prüfenden Blick die Badewanne, in der das Mädchen saß. „Sie muss wohl durch ihren Ausflug in den Wald den Verstand verloren haben", stellte er fest, nachdem er sie eine Weile lang begutachtet hatte. „Stell dir vor, darauf wäre ich gerade noch selbst bekommen", erwiderte ich ihm sarkastisch und trat ebenfalls näher an die leere Wanne heran. „Was mich viel mehr interessiert ist, wie sie ihren Verstand verloren hat. Sieh sie dir an, das ich ganz und gar nicht normal!", fügte ich noch an und riss dem armen Ding ihre nach Ringelblumen duftende Creme aus der Hand, die das Mädchen soeben verspeisen wollte.

„Nun einerseits denke ich, dass das Leben im Wald nicht für jemanden gedacht ist, vor allem nicht für jemanden wie sie. Und zudem kommt, dass so etwas durchaus vorkommen kann, wenn sich ein Waldschrat durch mächtige und uralte Magie an einen bindet, um durch den eigenen Lebensgeist zu überleben. Außerdem ist es leichter jemanden in ihrem Zustand zu kontrollieren und vielleicht ist sie ja nur durch Zufall entkommen", noch bevor ich etwas auf die Erklärung des Hexers erwidern konnte, vernahm ich polternde Schritte im Treppenhaus, ehe nur Sekunden später, die Tür zum Zimmer des Mädchens aufgerissen wurde. Hereinkamen die zwei Wachmänner, die wir zuvor ausgetrickst hatten, sowie eine ziemlich aufgelöste Haushälterin und der Vater, den ich nur zu gut kannte und der bereits puterrot angelaufen war vor Zorn.

„Was ist hier los!", schrie der Bankier wutentbrannt, zeitgleich zückten seine Wachleute ihre Schwerter. Mein Blick wich sofort zu dem kleinen Beistelltisch, auf dem auch eine Feile lag, die sich sicherlich als Verteidigungswerkzeug eignete, bei richtiger Verwendung. Der Hexer hingegen schien trotz der drohenden Gefahr ruhig zu bleiben und bewegte seine Hand nicht mal ansatzweise in die Richtung seines Schwertes.

„Eure Tochter, wir wollten sie nach ihrem Ausflug in den Wald befragen", kam es ruhig von Geralt. Augenblicklich wandelte sich das Gesicht des Bankiers von zornesrot in todesbleich, bei der Erwähnung des kleinen Abenteuers seiner Tochter. „Wollt Ihr mich etwa erpressen?", entgegnete er uns, wobei er versuchte einen möglichst angsteinflößenden Tonfall zu verwenden, obwohl man deutlich das stottern in seiner Stimme vernehmen konnte. „Nein, es geht um den Waldschrat. Wir nehmen an, dass er sich an Eure Tochter gebunden hat und dass sie deswegen...", kurz hielt der Hexer inne und warf einen hastigen Blick auf das Mädchen in der Badewanne, offenbar unschlüssig darüber, wie er ihren unpässlichen Zustand am besten beschreiben sollte.

„Das sie deswegen übergeschnappt ist...Ihr dürfte es ruhig sagen, werter Hexer", auf einmal schien sämtliche Aggression aus der Stimme des Bankiers verschwunden zu sein, der auch seinen Wachleuten bedeutete, dass sie ihre Waffen senken sollten. Langsam durchquerte er daraufhin das geräumige Zimmer bis er mit uns gemeinsam an der Badewanne stand, sofort sprintete die Haushälterin zu dem armen Mädchen in der Wanne und legte schützen ihre Arme um sie, so als befürchtete sie, dass der Hexer sich trotzdem an ihr vergehen würde. „Wisst Ihr, sie war davor so ein wundervolles, aufgeschlossenes Mädchen, das Musik geliebt hat, aber seitdem ist sie einfach nicht mehr sie selbst. Sie isst kaum noch, interessiert sich nicht mehr für ihre Umwelt und wenn sie etwas sagt, dann ergibt es zumeist keinen Sinn oder sie bricht gleich ein einem Schreikampf aus", während der Bankier sprach, entging mir nicht der vorwurfsvolle Blick, die die Haushälterin ihm schenkte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass seine Worte seine Tochter nicht mehr beleidigten.

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