powerful bounds can't be destroyed

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„Wie heißt Ihr überhaupt?", erkundigte ich mich, inzwischen bester Laune, als wir die schmale, hölzerne Treppe nach oben liefen, die direkt in unseren Wohnbereich führte, in dem es immer mollig warm war, da Mutter Kälte nicht guttat. „Geralt von Riva", bekam ich als emotionslose Antwort von mir, während er kritisch unseren Wohnbereich beäugte. Es war alles ziemlich vollgestopft mit Blumenvasen, Kristallen, die angeblich das Böse fernhielten, alten Briefen, Vasen und Tellern. Zudem waren unsere Möbel ziemlich pompös und eigentlich zu teuer für so ein altes Händlerhaus, jedoch ging es uns früher, bevor mein Vater gestorben und Mutter erkrankt war besser und da hatten wir in einem schönen Herrenhaus im teuren Wohnviertel, wo die Edeldamen flanieren und die Ritter den Frauen den Hof mschten, gelebt. Doch dann hatte sich alles geändert und wir hatten unser geliebtes Heim verkaufen und in diese, ärmere, Gegend ziehen müssen, allerdings hatten Mutter sich vom Großteil ihrer Habe nicht trennen können, weswegen in diesem viel kleineren Häuschen nun alles vollgestellt war. „Mein Name ist Sealind", entgegnete ich ihm mit einem freundlichen Lächeln und lief zu einem der unzähligen Bücherregale, die sich im ganzen Haus befanden und die ich alle bereits durchgearbeitet hatte, auf meiner unablässigen Suche nach Wissen.

Noch immer betrachtete der Hexer jedes einzelne Teil, in dem kleinen Wohnzimmer, so als würde er auf einen plötzlichen Angriff warten, während ich hastig die Buchtitel durchlas, bis ich endlich die gewünschte Überschrift fand. „Ah hier ist es!", gab ich erfreut von mir und blätterte die leicht gelblichen Seiten durch, bis ich den passenden Eintrag gefunden hatte. Danach reichte ich das Buch dem Hexer, der inzwischen zu mir gekommen war, damit er sich durchlesen konnte, was ich entdeckt hatte.

Einige Minuten vergingen, in denen wir einfach still dastanden und er aufmerksam das entsprechende Kapitel durchlas, das ich ihm gezeigt hatte. Hin und wieder war das leichte Rascheln des Papiers zu hören, wenn er mal wieder einer der alten Seiten umblätterte, ansonsten gab es nur seine gleichmäßigen Atemzüge und mein pochendes Herz, denn ich hoffte inständig, dass ihm dieses Buch weiterhelfen würde, ansonsten konnte ich meine Bezahlung und den Waldschrat sicherlich vergessen.

Diese Augenblicke der Stille nutzte ich, um den Hexer etwas genauer zu betrachten, denn das Licht hier oben war deutlich besser, als in meinem doch recht dunklen Laden. Er war wirklich sehr muskulös, wie ich an der Rüstung sehen konnte, deren Leder sich eng über seine Oberarme und Oberschenkel spannte, fast so als würde sie jeden Augenblick bersten. Seine Montur wirkte zugegebenermaßen etwas heruntergekommen, aber sicherlich würde er sich einen Rüstungsschmied leisten können, sofern dieser Auftrag ein Erfolg werden würde, denn ich hatte die großzügige Belohnung gesehen, die auf den Waldschrat ausgesetzt war – und wenn es kein Erfolg war, dann würde er die Rüstung nicht mehr brauchen. Die Schwerter, die er auf dem Rücken trug, hingegen, waren meisterlich gefertigt und ich fragte mich, ob ich jemals schon solche Klingen erblickt hatte. Unwillkürlich musste ich an die großmeisterlichen Elfenklingen denken, die sicherlich mit diesen hier mithalten konnten und ein Vermögen wert waren, weswegen es fast schon eine Ehre war, wenn der Hexer einen damit niederstreckte. Um seinen Hals hing noch immer das Medaillon, das soweit ich wusste auf Magie reagiert, wodurch es zu vibrieren begann, was bestimmt sehr nützlich für einige Missionen war. Der Wolfskopf war sehr filigran gearbeitet und gab Auskunft darüber, welche Schule Geralt von Riva einst besucht hatte. Ich hatte schon viele Berichte über die grausamen Mutationen gelesen, die an den Jungen vollzogen wurden und die nur wenige überlebten, dennoch kitzelte es mich in den Fingern mehr darüber zu erfahren, denn vielleicht konnte man dadurch Heilmittel für tödliche Krankheiten entwickeln oder gar den Tod selbst Austricksens – aber natürlich wusste ich, dass der Hexer diese dunklen Geheimnisse, die teilweise weit in der Vergangenheit lagen, niemals Preis geben würde.

Und dann wanderte mein forschender Blick hinauf zu seinem Gesicht, das einen Widerspruch in sich darstellte. Seine Haut auf der sich Spuren, von vergangenen Kämpfen abzeichneten, war genauso blass, wie das weiße Haar und dennoch war er nicht wirklich alt, zumindest nicht so alt, wie er sein müsste, wenn seine Haarfarbe mit seinem Alter übereinstimmen würde, denn dann wäre er wahrscheinlich ein uralter Greis gewesen, der auf einen Krückstock angewiesen wäre und den bald das zeitliche segnen würde. Doch der Hexer strotzte nur so vor Kraft und Energie, das wusste ich, obwohl er einfach dastand und ein Buch las, aber ich sah den scharfen Ausdruck in seinen gelben, katzenhaften Augen, die die Wörter vor sich nur so verschlangen. Und auch die Art, wie er dastand, hatte nichts mit einem Greis gemein. Nein, ich war mir sogar fast sicher, dass manche jungen Männer ihn um seine Vitalität und Mobilität beneidet hätten, was einzig und alleine an diesen faszinierenden Mutationen lag, die neben den körperlichen Auswirkungen, auch jegliche Gefühle rauben sollten und unwillkürlich fragte ich mich, ob die Erzählungen auch damit recht hatten.

witchcraft - THE WITCHERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt