herbs and gold

301 27 1
                                    

Es war ein herrlicher Tag mit mildem Wetter, weswegen sich viele der Elfen auf den Straßen tummelten, um Handel zu betreiben. Da gab es beispielsweise Bäcker, die herrliche Kuchen, Pasteten und Schnitten verkaufte, die nach unbekannten, süßlichen Gewürzen dufteten und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen. Am großen Brunnen, der das Zentrum des Markplatzes darstellte, wurden mit feinstem Schmuck gehandelt, der anscheinend von den Zwergen in den blauen Bergen hergestellt wurde. Ein anderer Händler wiederum pries seine bunten Stoffe an, die aus Kovir stammten. Allesamt Dinge, die ich mir nur zu gerne angeschaut hätte, aber ich wusste, dass ich dafür weder die Münzen, noch die nötige Zeit hatte, weswegen ich meinen Gang beschleunigte, um dem Trubel der Stadt zu entkommen. Ich bog in eine schmale Seitengasse ab, die eine steile Straße hinaufführte und blieb vor einem alten Händlerhaus stehen, dass sich ziemlich abseits der Hauptverkehrsader befand – unser Zuhause.

Von außen war es ein Fachwerkhaus, dessen Fassade in einem fröhlichen gelben Farbton gehalten war, der langsam von den Wänden bröckelte. Die reichlich verzierten Fenster, hatte ich erst im letzten Sommer neu machen lassen, was ziemlich viel Geld gekostet hatte, aber es hatte sich gelohnt, denn langsam erstrahlte das Gebäude in seinem alten Glanz wieder. Als nächstes würde ich mich an die Bemalung machen, ehe ich zum Schluss das Dach renovieren lassen würde, aber bis ich dazu das benötigte Geld haben würde, würden noch viele Jahre ins Land ziehen. Zudem hatte meine Mutter die Blumenkästen wieder mit wunderschönen Pflanzen bestückt, die das Haus noch einladender wirken ließen.

Im obersten Stockwerk, wohnte momentan noch Gladhwen, wenn sie nicht gerade bei Aldron war, der ein wunderschönes Anwesen, ein wenig außerhalb der Stadt besaß, in das sie in wenigen Wochen, nach der Hochzeit einziehen würden. Ein wenig war ich neidisch auch sie, selbst wenn ich die Stadt liebte, aber die elfische Baukunst, die im Anwesen ihres Verlobten zusehen war, war einfach so unglaublich schön, dass ich dafür alles hätte stehen und liegen lassen. Im zweiten Stock wohnte ich, zusammen mit unserer Mutter, aber sobald Gladhwen uns verlassen hatte, würde ich nach oben ziehen, damit ich endlich mein eigenes Reich hatte. Darunter befand sich mein Kräuterladen, den ich gerade mit einem alten, verrostenden Schlüssel aufsperrte, ehe mir das Aroma der unterschiedlichsten Kräuter in die Nase stieg.

Wahrscheinlich würde bei diesem Wetter sowieso nicht viel los sein, aber ich musste es wenigstens versuchen ein paar Kronen einzunehmen, immerhin konnten wir nicht für immer und ewig von Gladhwens Einkommen abhängig sein und mit den Lieferungen an örtliche Unternehmen wurde man auch nicht gerade reich. Ich warf einen prüfenden Blick ins Lager und sah, dass meine Mutter eine große Anzahl von Pflanzen zum Trocknen aufgehängt hatte, was ich ihr eigentlich verboten hatte, immerhin machte ich mir die ganze Zeit Sorgen, dass sie sich in ihrem geschwächten Zustand verletzten würde. Andererseits war ich ihr sehr dankbar dafür, dass sie mir diese Arbeit abgenommen hatte, weswegen ich mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür wiederschloss. Danach sah ich nach, ob die Vorräte an der Theke alle aufgefüllt waren, damit ich meinen Kunden die beste Auswahl liefern konnte, als ich das altbekannte Bimmeln der Ladenglocke hörte.

Zunächst hatte ich angenommen, dass es sich um die alte Rodwen handeln würde, die zweimal täglich vorbeikam um sich Fenchel, Kamille und Schöllkraut für Tinkturen und Umschläge zu besorgen, da diese am besten funktionierten, wenn die Kräuter frisch waren. Doch als ich von meiner Bestandsliste aufsah, erkannte ich sofort, dass es sich bei meinem Kunden nicht um eine alte Elfin, sondern um einen großgewachsenen Mann handelte, der mit schweren Schritten auf mich zukam. Sein Alter konnte ich unmöglich einschätzen, denn sein Haar war schneeweiß, allerdings wirkten seine Gesichtszüge nicht sonderlich alt und außerdem war er zu kräftig, um ein Greis zu sein.

„Ich benötige diese Kräuter", kam es von ihm mit tiefer Stimme, ehe er einen kleinen, vergilbten Zettel auf meine Theke legte, auf dem stand:

Berberrohrfrucht

witchcraft - THE WITCHERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt