Nach ungefähr einer Stunde ist der Schneesturm kein bisschen abgeebt. Ich habe in der Zwischenzeit meinen Rucksack sortiert und bin noch einmal durch das Haus gelaufen. Ich dachte ich finde vielleicht doch noch etwas. Außerdem habe ich die Nähe zu Athen nicht mehr ausgehalten.
Er hat nichts mehr gesagt nachdem er mich berührt hat.
Nicht nur körperlich. Irgendwie hat er auch meine Seele berührt. Warum kann es nicht immer so sein? Anstatt uns anzufeinden sollten alle Stämme gemeinsam daran arbeiten, eine neue Welt aufzubauen. Keiner sieht, dass uns Krieg nicht weiterbringt.Ich muss zugeben, ich bin nicht unschuldig. Ich habe Menschen umgebracht und schlimme Dinge getan. Aber mittlerweile erkenne ich, dass wir nur überleben, wenn wir gemeinsam dafür kämpfen und nicht gegeneinander.
Ich stehe wieder im Schlafzimmer und streiche über einen alten, braunen Stoffbären. Er hat eine rote Schleife am Ohr. Ein Knopfauge fehlt. Aber ich spüre, wieviel Bedeutung er in sich trägt. Wie viel er dem kleinen Kind mal bedeutet hat.
Die Tür geht auf und Athen kommt herein. Ich schaue ihn an.
Die Luft im Raum fängt an zu glühen, obwohl es draußen schneit. Die Stimmung zwischen Athen und mir heitzt sich auf. Mir wird warm, wenn ich ihn ansehe. Das ist komisch.Er kommt langsam auf mich zu und bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Ich lasse meine Hände sinken und schaue ihn an.
"Du bist anders, Anny.", sagt er nur und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich spüre seine Berührung bis in mein Innerstes.
"Wieso?", flüstere ich nur, nicht im Stande etwas anderes zu sagen. Irgendwas an Athen lässt meine Gedanken versagen. Alles dreht sich durcheinander und umeinander herum.
Athens harte Züge werden immer weicher und die Zeit steht still.
Ich warte geduldig auf eine Antwort und schaue ihn nur an. Ich lasse mich in seinen Bann ziehen. Ich weiß ich darf das nicht zulassen aber ich kann nicht anders."Du hast ein gutes Herz.",sagt er nur und ringt mit sich, weiterzureden. Er schaut auf den Boden. Seine Hand liegt immernoch an meiner Wange und ich habe das Gefühl er will sie nicht wegnehmen. Und ich will auch nicht, dass er sie dort wegnimmt. Seine Hand ist warm und rau.
Athen schaut wieder zu mir auf.
Ich warte, weil ich will, dass er weiter spricht."Ich weiß nicht, was du mit mir machst, hübsche Anny."
Ein Lächeln huscht über seine Mundwinkel. Ich muss schmunzeln. Mein Körper bewegt sich wie von alleine auf ihn zu. Der Teddy fällt auf den Boden und meine Hände suchen schüchtern seine Brust. Seine Muskeln heben und senken sich unter seinem Atem.
Ich halte die Luft an. Ich sollte aufhören, wir gehen zu weit. Aber ich kann nicht."Anny, was machst du nur mit mir?", flüstert er.
"Ich weiß es nicht.", antworte ich nur ehrlich.
Seine Lippen schweben jetzt nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt. Ich spüre seinen Atem. Seine andere Hand verirrt sich in meinem Haar.
"Wir sollten das nicht tun.", wispert Athen.
"Nein sollten wir nicht.", hauche ich zurück.
"Aber ich will."
Und damit drückt Athen sanft aber bestimmt seine Lippen auf meine. Sein Mund ist warm und feucht und ich schließe flatternd die Augen. Er schmeckt nach Minze und Apfel.
Ich lehne mich an ihn und unser Kuss wird intensiver. Er ist nicht besonders leidenschaftlich. Aber die Gefühle, die Athen in ihn legt, sind da. Ich kann sie nur nicht deuten. Ich kann ja nicht mal meine eigenen deuten.Athen hält mich fest und streicht sanft durch mein Haar. Die Sekunden vergehen wie in Zeitlupe.
Er löst sich langsam von mir. Atemlos schauen wir uns an.
Was soll ich jetzt machen? Athen schaut mich einfach nur an. Und es sollte uns eigentlich unangenehm sein, aber das ist es mir irgendwie nicht. Es fühlt sich so vertraut an, er fühlt sich so vertraut an.Athen lässt die Arme sinken und tritt einen Schritt zurück.
"Nur damit dus weißt, ich bereue das gerade nicht.", sagt er nur lächelnd.
Ich auch nicht.
"Komm, ich will, dass du mir von dir erzählst."
Er nimmt mich bei der Hand und zieht mich wieder zurück zum Kaminfeuer. Ich spüre seine Lippen immernoch auf meinen. Die Zweifel sind weggeblasen, nur weil er mich berührt.Er hält meine Hand weiter fest und wir setzen uns vor das prasselnde, wärmende Feuer.
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The Hunters - In Zeiten des Krieges
Fiksi RemajaEs sind viele Jahre vergangen, seit die Menschheit ihre Heimat zerstörte. Millionen sind gestorben und von der einst prachtvollen Welt ist nur ein Haufen Schutt und Asche übrig. Anny kann sich an nichts erinnern, was ihr zu Hause zerstört haben kan...