Kapitel 8 (tw)

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P.o.V  Manu

Ich ging betrübt ins Gästezimmer und packte meine Kleidung in den Schrank. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er freut sich gar nicht über meinen Besuch. Nicht so wie ich. Ich konnte vor Aufregung kaum schlafen. Und er reagierte so, als würde er mich täglich sehen. Dabei sehen wir uns das erste Mal. Wir waren mehr als 5 Jahre im Internet befreundet. Ich hatte mich schon vorher per Videochat gezeigt. Und da hat er mir sogar Komplimente gemacht, ich sei schön und meine Augen einzigartig. Natürlich nur freundschaftlich. Aber ich hab mich einfach wohl gefühlt.

Als mein Koffer leer war, kramte ich in meiner Seitentasche nach den Klingen. Die musste ich besonders verstecken. Ich konnte nicht anders und hab sie mitgenommen. Ich brauchte zumindest die Möglichkeit. 

Das scharfe Metall versteckte ich in meinem Kissen. Da sollte es Patrick nicht finden. Ich tat meinen Koffer unter das Bett und ging ins Schlafzimmer, um nach Palle und Alexa zu schauen. Er verband gerade ihre Verletzungen und streichelte sie beruhigend. Dann entdeckte er mich.

"Warum so ruhig Manu? Komm her, vielleicht willst du sie mal streicheln, sie ist gerade so ruhig." sagte er. Ach, jetzt auf einmal durfte ich das? 

"Sehr nett von dir." lächelte ich ironisch. 

"Hey, tut mir Leid. Ich war nur sehr vorsichtig gegenüber ihr. Bitte nimm mir das nicht übel okay?" Patrick schaute mir dabei direkt in die Augen. Doch ich wand meinen Blick ab. Noch nie konnte ich Menschen in die Augen schauen beziehungsweise den Blick standhalten. 

"Ist okay." murmelte ich und streichelte Alexa. Daraufhin entstand eine unangenehme Stille. Ich begann vorsichtig, Alexa zu streicheln, die ein Glück entspannt die Augen schloss. Ihre Ohren sind so weich und dünn. Keine Ahnung warum, aber sie erinnerte mich an meine Schwester. Vor 5 Jahren oder so, da hatte sie auch solche. Sie wurde als Hybrid geboren. Und mir machte es überhaupt nichts aus, doch meine Eltern verkauften sie an ein Labor, um sie zu "heilen". Meiner Meinung nach lächerlich. Sie war etwas besonderes. 

"Danke übrigens für den Namen. Alexa passte dann doch besser als Katzi." lachte Palle und lockerte somit die Stimmung etwas auf. Ich lächelte ihn an.

"Naja, so hieß meine kleine Schwester... Alexandra" sagte ich. Er schaute mich erstaunt an. 

"Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast."

"Ich hatte eine." 

Patrick merkte, dass ich nicht darüber reden wollte und ließ es sein. 

"Komm, du hast bestimmt hunger. Ich mach uns was zu essen." lenkte er ab und zog mich in die Küche. 

Wir machten zusammen Nudeln mit Tomatensoße, das einfachste und schnellste, was wir einigermaßen gut konnten. Ich deckte den Tisch, während Palle Alexa Futter gab und das Wasser nachfüllte. Sie verhielt sich die ganze Zeit über ruhig. Obwohl Patrick sagte, sie sei extrem scheu. Er kam zurück und wir fingen an zu essen. Aber ich hatte zu viele andere Gedanken, um an Essen zu denken. Alexa weckte alle Erinnerungen meiner Schwester auf. Diese Phase fing an, noch stärker zu werden. Damals, als sie weg war, fing die Phase an. Sie wurde aber schlimmer, als ich ausgezogen bin. Da hatte ich die volle Verantwortung über mich selbst. Keiner hielt mich auf. 

"Iss doch noch was Manu. Ich hab genug gemacht." Meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte das Bedürfnis alleine zu sein. Meine Handgelenke juckten wieder und ich konnte an nichts anderes mehr denken. 

"Schon ok, ich hab auf der Fahrt viel gegessen." nein, hatte ich nicht. "Ich würd jetzt noch schnell von meinem Laptop aus ein Video schneiden, ist das okay?" fragte ich ihn und stand auf.

"Klar, ich wasch ab und so."

"Dafür mache ich das nach dem Abendessen!" versprach ich ihm, einfach nur, um so schnell wie möglich alleine zu sein. 

Ich schloss die Tür und holte die Klingen raus. Warum ich so fokussiert war? Ich hab es geschafft, die Gedanken zwei Tage lang aufzuschieben. Aber jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Es musste sein. 

Wie hypnotisiert schnitt ich mir in den Unterarm. Es wurde für mich zu etwas normalem. Warum sollte es schlimm sein, wenn es mir half? Ich meine, ich übertreibe nicht und weiß, was ich tue. Es ist einfach meine Art, meine Gefühle zu verarbeiten. Außerdem hatte ich kein Problem mit den Narben. Ich fand sie schön. 

Als ich fertig war, verband ich die frischen Verletzungen und zog mein Ärmel runter. Es brannte, aber es war auszuhalten. So konnte ich wenigstens etwas von mir spüren. 

Ich setzte mich auf mein Bett und hing einfach nur meinen Gedanken hinterher. Seit ich alleine wohnte fühlte ich mich auch alleine. Nur YouTube und meine Freunde halten mich. 

Nach etwa einer halben Stunde ging ich aus dem Zimmer und sah Patrick mit Alexa im Wohnzimmer kuscheln. Wie süß die beiden sind. Er streichelte ihr über den Kopf und schaute sich dabei eine Serie an. Ich setzte mich zu ihnen und schaute mit. Nach einiger Zeit stand die schwarze Katze auf und setzte sich zu mir. Sie ließ sich von mir streicheln und schnurrte sogar entspannt.

"Ich glaub sie mag dich."

SaviorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt