Kapitel 14

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Alexa p.o.v

Den ganzen restlichen Tag verbrachte ich damit, Manu und Palle zu beobachten, wie sie Dinge für mich bestellten. Manu bestand darauf, mir das kuscheligste Körbchen und die beste Nahrung zu geben, die er finden konnte. Egal wie teuer es wäre, er würde zahlen. Und das machte mich traurig. Wieso gibt er sich solche Mühe für jemanden wie mich? Ich war es nicht wert. Immerhin ist es für mich schon ein Luxus, in einem warmen Raum auf dem Kissen zu schlafen. Außerdem könnte ich niemals eine Gegenleistung erbringen. Ich besitze nichts und hab sehr viele Ängste, die mich bei Vertrauensprozessen verhindern. Ich hab nie etwas erlernen können und somit kann ich auch nicht arbeiten und Geld verdienen. Dazu hätte ich nie eine Möglichkeit.
Seit dem Labor verlor ich alles. Meine Familie, meine Freunde, mein Selbstbewusstsein, mein Vertrauen, meine Zukunft und mein Leben.

„Schau mal, das hier sieht doch gemütlich aus. Wäre ich eine Katze, würde ich da unbedingt rein wollen.", zeigt Manu erstaunt auf den Bildschirm. Dann dreht er sich zu mir, nimmt mich auf sein Schoß und lässt mich somit auch an dem Geschehen teilhaben.

Und tatsächlich sieht das Körbchen wundervoll aus. Da könnte ich dreimal reinpassen. Und es sieht so flauschig aus. Außerdem gibt es eine halbe Bedeckung, bei der ich mich verstecken könnte.
Aber sobald ich den Preis erblickte, verging mir der Wunsch danach. 150 Euro.

Nein, das war eindeutig zu viel. Das wusste ich.
Deshalb wendete ich den Blick ab und versuchte somit, mein erzwungenes Desinteresse zu zeigen.

„Hey, schau doch hin.", ermahnte mich Manu. Er nahm vorsichtig meinen Kopf und versuchte ihn wieder zum Display zu wenden. Ich reagierte aber schneller und sprang von seinem Schoß. Das wurde mir dann doch etwas zu viel.
Er gab daraufhin auf und Palle lachte.

„Manu, würdest du es denn wollen, wenn jemand deinen Kopf packt und ihn in eine Richtung zieht? Sowas ist doch unangenehm.", sagte Patrick und nahm mich diesmal hoch. Er streichelte mich.

„Nein, tut mir Leid. Ich hab nicht nachgedacht."

Manu suchte weiter nach Sachen. Ich sah nicht genau was er tat, weil der Laptop weggedreht war, aber er konzentrierte sich darauf.

Währenddessen genoss ich Palles warme Hand, die immer weiter über mein Fell striff.
Es war angenehm und ich fand es schön, dass ich zur Zeit keine Angst davor hatte. Ich schnurrte sogar leise.
Doch auf einmal hörte er auf. Ich blickte zu ihm hoch. Warum hat er aufgehört?

Ich weiß nicht genau, was mich dazu brachte, aber ich stand auf, legte meine Vorderpfoten auf seine Brust und leckte ihm über die Wange.
Er kicherte und hielt mich am Bauch fest. Dabei lehnte er sich nach hinten, wodurch ich halb auf ihm lag.
Es waren meine Katzeninstinkte, die mich dazu brachten, so zu handeln. Und irgendwie hatte ich auch kein Problem damit. Es scheint ja Patrick zu gefallen.

„Das kitzelt, hey." lachte er und streifte mir über die Seiten. Wäre ich gerade ein Mensch, würde ich auch lachen. Aber als Katze brachte ich nur ein Miauen zustande.
Ich war froh, ihm irgendwie eine Freude bereiten zu können. Zwar ist es nur eine kleine Geste, aber solange er wegen mir glücklich ist, ist es okay.
Schließlich legte ich meinen Kopf entspannt in seine Halsbeuge und schnurrte. Er zuckte kurz, weil ihn wahrscheinlich mein Atem kitzelte. Ich blieb aber trotzdem in der Position.

„Wie süüüß.", mischte sich Manu ein und machte ein Bild von uns. Ich ließ es zu.

„Wenn sie nur immer so wäre...", seufzte Palle und ließ mich los, sodass ich runter springen konnte.

„Sie wird sich schon an dich gewöhnen. Vielleicht hat sie ja auch keine Angst mehr vor dir.", meinte Manu. Palle nickte dazu nur, während er zu mir schaute.

Ein Glück blieb ich den restlichen Tag weiterhin so ruhig. Ich bekam keine Angstattacke und konnte mich somit erholen.
Aber trotz dessen hatte ich Bedenken bei meinen Träumen. Denn sobald etwas gut läuft, wird es direkt durch Alpträume ausgeglichen. Und das ist bei mir sehr oft so gewesen. Die Ängste rücken am Tag tiefer in mein Unterbewusstsein und erscheinen dann in meinen Träumen. Und wäre das nicht genug, sind die Träume das, wovor ich überhaupt Angst habe.
Also ist es mir angenehmer, mich tagsüber zu fürchten als wenn ich nachts meine Angst erlebe.

Und wie ich am Abend erwartet hatte, wachte ich mitten in der Nacht schwer atmend auf. Immer wieder tauchten Bilder vom Labor in meinem Kopf auf. In dem Moment konnte ich nichts machen. Ich zitterte unkontrolliert und weinte. Dabei verließ auch ein Schluchzer meinen Mund.
Ab dem Zeitpunkt wurde mich klar, dass ich als Mensch aufgewacht bin.
Ich schaute zu Manu, der ein Glück nichts davon mitbekommen hat und ruhig weiter schläft.

Zur Sicherheit ging ich leise aus dem Zimmer und setzte mich in die hinterste Ecke ins Wohnzimmer. Dort winkelte ich meine Beine an und versteckte meinen Kopf darin. Das zittern ließ nicht nach, ich hatte sogar das Gefühl es verschlimmerte sich. Und es fiel mir immer schwerer, ruhig zu bleiben. Meine Gedanken überschlugen sich, als ich an den Traum dachte. Wie kann es sein, dass diese Geschehnisse wieder auftauchen. 

Plötzlich räusperte sich jemand und ich schrie auf. Dabei stand ich auf und drückte mich so weit wie möglich in die Ecke. Palle stand am Küchentisch und starrte mich an. 

"W-wer bist du?"

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Morgen ist es soweit. Ich streame um 21 Uhr. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne vorbeischauen. ♥️♥️

(am 17.7.20)

SaviorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt