2 - KΦΔ

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Seit ich 12 bin, bin ich eher eine Einzelgängerin

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Seit ich 12 bin, bin ich eher eine Einzelgängerin. Freunde sind praktisch, ja. Aber ich sehe sie als Mittel zum Zweck. Ich gehe gerne auf Partys, in Bars, in Clubs, und mal ehrlich, wer tut das schon gerne alleine? Vor allem in meinem Alter. Ich bin noch nicht lange 21. Die Vorteile der Volljährigkeit kann ich erst seit kurzem genießen. Zumindest legal, feiern und trinken war ich schon vor 21... und wenn ich so drüber nachdenke, war ich nicht gerade die Vorzeigepolizistin.
Meine Motivation Polizistin zu werden, hatte ohnehin nichts mit einer Faszination für diesen Job zu tun. Es geht mir darum Gerechtigkeit über dieses Land zu bringen und mit dem dunkelsten Kapitel meines Lebens abschließen zu können.
Ernst zu nehmen sind die Gesetze in diesem Land doch sowieso nicht. Alkohol ist unter 21 strikt verboten, aber 'ne Waffe kriegt man schon mit 18? Was davon ist gefährlicher? Ich bin ganz klar für Letzteres.

Nun ja, um mein Bedürfnis nach Partys und Alkohol zu befriedigen brauchte ich Connection und das ging leider nur indem ich mich irgendwie mit Menschen ‚anfreunde'.
Es ist nicht so, dass ich keine Sympathie für Menschen empfinden kann, sie spielt für mich jedoch keine große Rolle in der Wahl meiner ‚Freunde'. Ich meine, Leute die mir gänzlich unsympathisch sind können mich doch trotzdem auf eine Party einschleusen und mir einen Drink ausgeben?
Von meiner Mitbewohnerin Judith kann ich nicht behaupten, dass ich sie unsympathisch finde. Sonderlich sympathisch ist mir ihre nervige Art allerdings auch nicht. Vielleicht wird das ja noch und ich bekomme keine Kopfschmerzen, wenn ich ihre Stimme höre.

Auf der Party in dem Verbindungshaus
merke ich jedoch schon zu Beginn, dass sie keine geübte Trinkerin ist.
Der Junge am Eingang hält uns mit einem Tablett in der Hand auf und sagt „Niemand kommt hier rein ohne einen Shot zu trinken." In Judiths Gesicht zeichnet sich Nervosität ab.

„Sag mir bitte nicht du hast noch nie Alkohol getrunken."

„Doch!", sagt sie als wäre es absurd von mir zu glauben sie habe noch nie getrunken. „Doch natürlich."

Ich nehme ein Pinnchen und kippe den Inhalt meinen Rachen runter. Pfefferminz. Scharf. Es brennt im Abgang. Und es schmeckt sehr billig.
„Schmeckt wie Wasser.", sage ich zu Judith.

Zögerlich nimmt sie ein Pinnchen und kippt das Getränk ebenso schnell in den Rachen wie ich, doch im Gegensatz zu mir verzieht sie das Gesicht als hätte sie in eine frische Zitrone gebissen.
„Ew. Was hast du denn für Partys in Philly gefeiert, dass du das erträgst?"
Ich schmunzle in mich hinein. Wenn sie nur wüsste...

Wir betreten das riesige Haus, das man schon fast als Villa bezeichnen könnte. Ich habe mir nicht viel von dem Studentenleben versprochen, aber direkt am ersten Tag auf eine klischeehafte Party in einem Verbindungshaus zu gehen, übertrifft meine Erwartungen.
Die Musik dröhnt und die Stimmung ist ausgelassen. In dem großen Wohnzimmer wird getanzt und am Rand sehe ich sogar eine Bar, die ich direkt zusteuere. Judith folgt mir wie ein kleiner Dackel.
„Willst du was trinken?", frage ich sie.

Sie schüttelt den Kopf. „Nein, ich will es langsam angehen lassen."

Ich lache nur und bestelle zwei Biere und bezahle.
„Hier, ich habe auch für dich bezahlt.", sage ich und reiche ihr das Bier.
Argwöhnisch betrachtet sie es.
„Bier?"

„Du hast gesagt du willst es langsam angehen lassen."

„Aber, ich mag kein Bier."

„Und ich mag keine Memmen. Du hast vorgeschlagen zur Party zu gehen, also trink auch mit." Ich sehe ihr in die Augen und hebe die Flasche. „Prost!"

Wir stoßen an und Judith nippt an dem Bier und zieht wieder dieses angewiderte Gesicht.
„Schmeckt irgendwie komisch."

Ich verdrehe die Augen. „Judy... ich darf dich doch so nennen, oder?"

Judith nickt eifrig. „Nur zu. Zuhause nennt mich jeder so."

Ich lege meine Hand auf ihre Schulter und sehe ihr in die Augen. „Judy, ich brauche hier eine Kumpanin mit der ich feiern und trinken kann. Willst du mich hängen lassen?"

„Nein... also, guck mal. Ich habe schon ein paar mal Alkohol getrunken, aber ich weiß auch nicht, das ist einmal so ziemlich eskaliert. Wir waren mit ein paar Leuten unterwegs und ein Freund von mir dachte es sei cool ein Straßenschild zu klauen. Wir hatten Glück, dass die Polizei nicht gerufen wurde. Ich hatte nichts damit zu tun, aber ich war dabei und weil ich getrunken habe, habe ich Hausarrest bekommen bis zu meiner Abreise nach Afrika bekommen."

Okay. Was hat sie gerade erzählt? Ein Freund hat ein Straßenschild geklaut und sie hat Hausarrest bekommen, weil sie getrunken hat, oder irgendwie so.
„Gut, aber ich baue keine Scheiße und deine Eltern können dir auch keinen Hausarrest mehr geben."

„Ja, aber ich bin noch nicht 21. Ich darf noch keinen Alkohol trinken."

„Ich war drei Jahre bei der Polizei und habe Alkohol getrunken, war feiern und am Ende hats an was anderem gescheitert. Mach dich locker. Das ist ne Studentenparty. Ich denke, die meisten hier sind unter 21."

Nervös lächelt sie und nippt nochmal an dem Bier. „Aber das schmeckt mir wirklich nicht, Liv." Sie drückt mir die Flasche in die Hand. „Du kannst es trinken. Ich hole mir etwas anderes."
Wenn sie meint. Ich zucke mit den Schultern und trinke noch einen Schluck von meinem Bier. Judith kommt mit einem Getränk in der Hand wieder und hakt sich bei mir ein. Ein wenig irritiert sehe ich sie an. „Lass uns das Haus erkunden. Es ist riesig. Es gibt doch bestimmt noch mehr hier zu sehen."

Auch wenn es mir nicht ganz recht ist, entferne ich mich nicht aus ihrem Griff und lasse mich von ihr mitziehen.

Dieses Haus ist noch größer als ich vermutet habe, glücklicherweise wissen die Mitglieder der Studentenverbindung um die Größe und haben Beschilderungen aufgehängt.
In der zweiten Etage kommt blitzartig Freude in mir auf, als ich ein Schild mit der Aufschrift „Bierpong" lese.
Bierpong, das ist mein Spiel.
Ich sehe erwartungsvoll zu Judith in ihrem Gesicht zeichnet sich eher weniger Freude ab.
„Bierpong?", sagt sie quengelig. „Ich weiß nicht..."

„Hör auf zu meckern. Das macht Spaß, du wirst sehen!"

„Aber ich mag doch gar kein Bier."
Judy, es ist mir egal ob du Bier magst oder nicht.

Ich zerre sie der Beschilderung entlang mit, bis wir auf einen Jungen treffen, der einen Hoodie mit den Symbolen ΚΦΔ trägt. Er versperrt uns den Weg und verschränkt die Arme „Ja?"

„Wir wollen hier durch."

„Ich eigentlich nicht...", sagt Judith. „Aber es interessiert hier sowieso niemanden, was ich will, also lass uns einfach hier durch."

„Ihr wollt mit Bierpong spielen?"
Ich nicke.
Judith nicht.
„Ihr habt Glück. Wir machen ein Turnier und brauchen noch drei Teams. Wollt ihr zusammen spielen oder einzeln?"

Einzeln? Meine Gewinnchancen sind ohne Judith bestimmt höher, aber wenn ich alleine spiele muss ich auch mehr trinken...

„Ich will eigentlich gar nicht spielen.", fügt Judith hinzu.

Ich ignoriere sie. „Wir spielen zusammen."
Es ist mir egal, ob sie mitspielen will. Ich will spielen, das ist jetzt einzige, was mich interessiert.

- Kapitel Ende -

die kleine oliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt